Es war eine Wahnsinnsgeschichte, als Manuel Feller im Vorjahr in Flachau seinen ersten Sieg in einem Weltcup-Slalom feierte. Auf der Piste, die er zuvor als "Märchenwiese" bezeichnet hatte, was viele und hitzige Diskussionen ausgelöst hatte. Dort zu gewinnen, war die beste Antwort, die man geben kann. Was er sich dachte, als klar war, dass der Weltcup heute auf eben diese "Märchenwiese" zurückkehrt, auf der er sein persönliches Märchen mit Happy End schrieb? "Ich hab' mich natürlich gefreut. Ich hab ja gute Erinnerungen an den Hang."
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Doppelte Freude gab es, als klar war, dass heute auch Publikum dabei sein wird. "Eines weiß ich schon: Es wird das coolste Rennen der letzten zwei Jahre!" Adelboden, mit dem schon im Jänner vollen Zielstadion, war "bisher" Inhaber dieses Titels ("Da wusste man schon wieder, wovon man als kleiner Bub geträumt hat"), aber: "Das in Flachau wird um einen Ticken besser!"
Allerdings wird es "definitiv keine Märchenwiese", sagt Marco Schwarz. "Man hat im Vergleich zum Vorjahr ein paar Hügel aufgeschoben, die wirklich giftig sind", weiß der Kärntner, der sich mit dem zweiten Lauf in Garmisch-Partenkirchen wieder jene Lockerheit geholt hat, die ihm so sehr abging. "Manchmal sind es Kleinigkeiten. Und das war eine, die es mir ermöglicht hat, auch im Training wieder Spaß zu haben, mich wohlzufühlen." Auch, wenn er nicht davon träumen will, wie im Vorjahr zweimal aufs Podest zu fahren. "Das Ergebnisdenken habe ich mir aber abgewöhnt." Worauf sich der Kärntner freut: "Auf die Fans. Das verleiht dem Ganzen mehr Emotion. Und meine Leute fahren ja kaum eine Stunde hierher, da werden viele dabei sein!"
Keine Chance auf die Kugel?
Feller ist als einziger Österreicher noch theoretisch im Rennen um die kleine Slalomkugel – doch gut stehen die Aktien nicht. Zwei Rennen vor Schluss beträgt der Rückstand 95 Punkte auf Henrik Kristoffersen, der sich zuletzt an einem Wochenende zum ersten Läufer der Saison kürte, der zwei Rennen gewonnen hat. Damit liegt Feller "nur" auf Platz fünf, für ihn ist schon deshalb die kleine Kristallkugel kein Thema mehr. "Du redest nicht mehr mit, wenn ein anderer einen Fehler machen muss, damit es sich ausgehen kann", sagt er.
Andererseits erleichtert das auch seine Herangehensweise: "Vollgas geben. Taktieren gibt es nicht." Allerdings gesteht Feller, dass die Corona-Quarantäne im Jänner ihn auch einiges gekostet hat: "Da habe ich mich skifahrerisch verschlechtert, auch technisch. Daran habe ich zuletzt gearbeitet." Bleibt nur die Herausforderung, sich nicht zu sehr auf die Stimmung und die damit einhergehende Emotion einzulassen. "Ich hoffe, dass ich mit dem Extrapunch vom Publikum nicht überpowere." Was ihn zuversichtlich stimmt: "Meistens habe ich in den letzten Rennen der Saison die besten Ergebnisse abgeliefert, auch wenn die letzten Tage wirklich straff werden." Denn ab heute stehen noch zwei Riesentorläufe am Wochenende in Kranjska Gora und dann das Finale in Courchevel/Meribel auf dem Programm.
Und dann wird Feller bei aller Freude auf das Rennen sehr ernst: "Im Allgemeinen ist Devise: Attackieren und genießen. Wer weiß, ob wir das, was wir tun, nächstes Jahr noch tun dürfen, wenn das alles so weitergeht." Damit spricht er den Krieg in der Ukraine an. Der ÖSV reagiert übrigens und wird sich an der Hilfe beteiligen. So werden u. a. auch 20 Prozent aller Einnahmen des Slaloms in Flachau für die Ukraine-Hilfe gespendet.