Siege geben Energie. Aber sie kosten auch Substanz. Frag nach bei Johannes Strolz. Der hat in diesem Jahr sein ganz persönliches Märchen erlebt. Nach dem ersten Weltcupsieg in Adelboden folgten zwei Goldene bei Olympia, eine Silberne zum "Drüberstreuen" im Slalom. Und ein wahrer Marathon in den Tagen danach. Das vergangene Wochenende war das erste in diesem Jahr 2022, an dem der Vorarlberger Ruhe hatte.
Was man mit der Zeit anfängt? "Schlafen", sagt der 29-Jährige. "Nicht unbedingt länger, aber früher." Das war vielleicht auch der Wermutstropfen, denn: "Meine Freundin hat mir fast leid getan. Wenn wir ausgemacht haben, einen Film anzuschauen, war ich nach zehn Minuten weg - eingeschlafen. Länger als bis halb neun hab' ich kaum durchgehalten."Von Olympia geträumt hat er dabei aber nicht: "Ich hab' geschlafen wie ein Stein, ganz traumlos. Daran sieht man, dass ich wirklich platt gewesen sein muss."
Die positive Seite: Nach Flachau kommt Strolz so richtig "ausgeschlafen". Wenngleich er gesteht: "Ich merke schon, wie viel Energie das ganze Jahr gekostet hat. Alle Termine nach Olympia, die Verpflichtungen, denen ich aber auch gerne nachkomme. Ich freue mich darauf, im kommenden Jahr wieder einen Servicemann zu haben." Worauf er sich aber auch freut: "Dass es ein Rennen mit Publikum werden wird."
Denn davon kann man ausgehen: In Flachau werden am Mittwoch viele Fans dabei sein, wenn die Skiasse sich den "Hermann-Maier-Weltcup-Hang" ins Tal stürzen. Strolz liegt der Hang, könnte man vermuten. "Ich war im Vorjahr im ersten Rennen schon gut unterwegs, bin aber ausgefallen. Und im zweiten Rennen war ich 14, das war mein bestes Ergebnis der ganzen Saison ..."
"Kann nicht mehr jeden glücklich machen"
Dieses Mal sind Fans dabei - und erstmals wird Strolz im eigenen Land als "Superstar" dabei sein. Stefan Steinacher, als Platzsprecher schon vor einer Woche beim Bezirkscup dabei, bestätigt: "Die Veranstalter haben da für jedes Kind ein Porträt gemacht. Eine Frage dabei war die nach dem Vorbild. Und man glaubt es nicht, wie viele da schon den Namen Johannes Strolz geschrieben haben" Der Genannte ist selbst gespannt, "ob das anders ist als bisher." Aber, ergänzt er: "Ich muss am Renntag meine Sachen machen, kann mich nicht auf links und rechts fokussieren. Ich muss meine Sache wie bisher durchziehen. Auch wenn es nichts Schlechtes ist, wenn sich noch mehr mitfreuen oder mitleiden."
Klar ist ihm aber auch: "Wenn es auf Augenhöhe und mit Respekt passiert, erfülle ich gerne Wünsche. Und bisher war das der Fall. Schwierig wird es nur, wenn jemand unfreundlich und besitzergreifend wird. Aber davon gehe ich nicht aus." Auch, wenn er weiß: "Ich werde viele Autogramme geben. Aber auch mir ist klar, dass ich nicht mehr jeden glücklich machen kann. Das geht sich zeitlich nicht aus. Leider."
Im Slalom-Weltcup wird Strolz nicht mehr um den Gesamtsieg mitreden, dafür gab es neben den guten Ergebnissen zu viele Ausfälle. Aber ohne Risiko geht es derzeit nicht, wie die Statistik beweist: Henrik Kristoffersen war mit dem Doppelsieg in Garmisch-Partenkirchen der erste Läufer, der zwei Rennen in dieser Weltcup-Saison gewonnen hat. Strolz begründet das so: "Sehr viele Läufer fahren auf hohem Niveau, die Pisten sind sehr gut. Man muss voll riskieren, da passieren dann aber auch Fehler. Daran haben sich auch viele Führende schon die Zähne ausgebissen."
Zurückstecken? Geht nicht. "Auch wenn ich mich zwingen muss, am absoluten Limit zu fahren. Was aber auch wichtig ist: dass man mit Hirn und taktisch an gewissen Stellen unterwegs ist. Und das wird ja hier auch ein Thema - es gibt einige giftige Wellen, die man aufgeschoben hat."