Der Premierensieg von Romane Miradoli ist am Samstag der sportliche Höhepunkt eines außergewöhnlichen Super-G der Alpinski-Frauen in Lenzerheide gewesen. Die Französin landete in ihrem 127. Weltcuprennen erstmals ganz oben und gewann 0,38 Sek. vor Mikaela Shiffrin aus den USA. Federica Brignone reichte Platz neun zum vorzeitigen Gewinn der Super-G-Kristallkugel, für die ÖSV-Frauen setzte es eine schwere Schlappe.
Petra Vlhova hatte zuletzt in Crans Montana in der Gesamtwertung zur dort fehlenden Shiffrin aufgeschlossen. In Lenzerheide setzte ihr Trainer Mauro Pini trotz des ohnehin schon schwierigen Geländes und einer pickelharten Piste einen extrem drehenden und anspruchsvollen Super-G mit engen Torabständen. Der Versuch, Vlhova mit einem Riesentorlauf ähnlichen Kurs zu bevorteilen, ging aber in die Hose.
Denn während Vlhova wie viele andere enorme Probleme hatte und mit 3,31 Sekunden Rückstand nur 18. wurde, meisterte die nach dem Olympia-Desaster zurückgekehrte Shiffrin unmittelbar nach ihr den Kurs wesentlich schlauer und vor allem gefühlvoller. Als Zweite hinter Miradoli baute die US-Amerikanerin, deren größtes noch verbliebenes Saisonziel der Gewinn der großen Weltcupkugel ist, ihre Führung in der Gesamtwertung wieder auf 67 Punkte aus. Am Sonntag folgt ein Riesentorlauf.
Curtoni servierte Brignone die Kristallkugel
Tennis-Superstar Roger Federer sah im Ziel bei Prachtwetter und vollen Zuschauer-Tribünen jedenfalls ein kurioses Rennen. Gleich die ersten drei Läuferinnen schieden aus, es waren mit Mirjam Puchner, Ariane Rädler und Tamara Tippler allesamt Österreicherinnen. Insgesamt kamen von den ersten zehn Starterinnen nur fünf in die Wertung.
Miradoli stand am Ende des Rennens ohne Sofia Goggia (konzentriert sich auf das Finale) oder der starken Österreicherin Cornelia Hütter erstmals ganz oben. "Ich kann es nicht glauben. Es war heute wirklich nicht einfach, gut Ski zu fahren", sagte die Französin, die zuvor im Weltcup nie besser als Fünfte gewesen war.
Die zweite Weltcup-Kugel bei den Frauen nach jener im Slalom an Vlhova wurde auf kuriose Weise vergeben. Und zwar durch den Sturz von Elena Curtoni, wodurch Federica Brignone als Gewinnerin der Super-G Wertung fest stand, noch ehe sie gestartet war. Es ist insgesamt die fünfte Kugel für die Italienerin, die erste im Super-G. "Das ist fantastisch. Leider habe ich aber heute kein gutes Rennen gemacht", konnte sich Brignone nicht vorbehaltlos freuen.
Das Debakel für die ÖSV-Frauen zeichnete sich im ersten Rennen nach Bekanntwerden, dass Rennsportleiter Christian Mitter das Team mit Saisonende verlassen wird, wegen der frühen Ausfälle bald ab. Nach 20 Fahrerinnen war mit Ramona Siebenhofer nur eine im Ziel und die war mit 4,30 Sekunden Rückstand Letzte. Es war letztlich die mit hoher Nummer 38 kommende Ricarda Haaser, die als letzte aller ÖSV-Starterinnen als 12. für die beste ÖSV-Platzierung sorgte. Stephanie Venier wurde 15., Nadine Fest 24 und Siebenhofer 27.
Haaser: "Dann gibt es nicht viele Überlebende"
Haaser freute sich über ihr bestes Saisonergebnis, aber weniger darüber, beste Österreicherin geworden zu sein. "Das ist nicht mein Ziel. Aber mit der Platzierung kann ich zufrieden sein", sagte die Tirolerin. Die Kurssetzung fand sie okay. "Das Gelände ist sehr steil. Wenn ich ihn da voll runterlasse, gibt es nicht viele Überlebende. Also hat es der Kurssetzer eh ganz gut gemacht", befand Haaser. "Die Piste war sehr schwierig und das Gelände hier ist auch nicht leicht."
Venier bestätigte mit dem besten Super-G der Saison ihren Aufwärtstrend. "Angefühlt hat es sich aber gar nicht gut und es hat wohl auch gar nicht gut ausgeschaut. Das war nichts Gutes für den Damenskirennsport", fürchtete die Tirolerin. "Man ist ja nie wirklich ins Fahren gekommen." Mit Federer gelang ihr im Ziel ein "Selfie". "Wenigstens ein Highlight heute", sagte Venier, die nach einem langen Tief wie Haaser gegen Saisonende hin wieder besser ins Fahren kommt. "Von mir aus können wir also bis in den Juli reinfahren", meinte sie schmunzelnd.