Der Kampf um die Abfahrtskugel im alpinen Skirennsport der Männer wird wie erwartet zum Krimi. Matthias Mayer wurde am Freitag in der ersten von zwei Abfahrten in Kvitfjell 0,12 Sekunden hinter dem Schweizer Niels Hintermann und Sensationsmann Cameron Alexander aus Kanada Dritter. Auf Rang vier landete der Schweizer Beat Feuz (+0,19), auf fünf der norwegische Lokalmatador Aleksander Aamodt Kilde (+0,20).
Damit verringerte Mayer als Dritter im Disziplinweltcup den Rückstand auf Kilde auf 28 Punkte, Feuz liegt 25 Zähler vor ihm.
Der Olympiadritte Mayer hatte enge Rennausgänge bei den Norwegen-Rennen erwartet und meinte mit Blick auf die folgenden Entscheidungen am Samstag (weitere Abfahrt) und Sonntag (Super-G). "Dass es beim ersten Rennen schon so eng ist, ist ein richtiger Startschuss in das Wochenende! Ich bin in der Wertung immer noch Dritter. Das wird auch morgen wieder eng werden, es zählt jedes Rennen, da können wir uns drauf freuen."
Alexander: "Ich bin überrascht, aber auch nicht"
Olympiasieger Feuz, der zuletzt viermal in Folge das kleine Kristall in der Abfahrt erobert hatte, nahm sich vor, am Samstag wieder anzugreifen: "Ich bin vorne dabei, das braucht es, besser wäre noch ein bissl weiter vorne. Aber es ist schön, dass ich zwei Rennen vor Schluss noch irgendwo dabei bin." Über seinem siegreichen Landsmann meinte er: "Niels ist im Mittelteil sehr stark gefahren, das war ausschlaggebend". Das sah auch Mayer so, der Hintermann nach dem guten Training "ein bisschen auf der Liste" hatte. Dieser sei einen gewaltigen Mittelteil gefahren.
Überrascht wurden alle dann allerdings von Startnummer 39, die der 24-jährige Alexander trug. Er war in Kvitfjell im Europacup Mitte Februar in den Abfahrten bereits Erster und Fünfter sowie Zweiter im Super-G geworden. "Ich weiß, dass ich es kann, die Strecke kommt mir entgegen, ich habe alles gegeben. Ich bin überrascht, aber auch nicht. Das bedeutet mir alles, das ist verrückt." Im Weltcup war Alexander zuvor als Zehnter 2020 in Kvitfjell einmal in den Top Ten gewesen.
Für den 26-jährigen Hintermann war es nach dem Erfolg in der Kombination 2017 in Wengen der zweite Weltcupsieg seiner Karriere. Beim Lauberhornsieg vor fünf Jahren habe Frau Holle kräftig mitgemischt, da sei er körperlich und skitechnisch eigentlich noch nicht für Siege in der Lage gewesen, erzählte er. "Danach hatte ich wegen Verletzungen ein paar Jahre, die mir Kopfzerbrechen bereitet haben. Letztes Jahr war dann ein Tiefpunkt. Heuer bin ich gut reingestartet, das ist jetzt einfach schön. Das Material hat perfekt funktioniert."
Sehr zufrieden durfte auch Daniel Danklmaier sein, der als Siebenter zweitbester Österreicher wurde (+0,61). "Ich wusste, dass ich gut drauf bin. Und ich wusste, dass ich aufs Training im Rennen zulegen kann. Das ist mir gut gelungen." Für die weiteren ÖSV-Läufer lief es wenig zufriedenstellend bis katastrophal. Daniel Hemetsberger kam auf Platz 22, Max Franz auf 28, Stefan Babinsky auf 30. Weltmeister Vincent Kriechmayr (57.) verpatzte seinen Lauf komplett, blieb wie Christian Walder (35.) und Otmar Striedinger (48.) außerhalb der Punkteränge.