Was für ein Rennen: Widrige Bedingungen in Yanqing - und ein bitteres Ende für die Österreicher. Stefan Brennsteiner scheiterte im zweiten Lauf des olympischen Riesentorlaufs auf dem Weg zur Medaille wenige Sekunden vor dem Ziel - und so war der Weg frei für den größten Favoriten: Marco Odermatt, holte sich Gold vor dem Slowenen Zan Kranjec, Bronze ging an Weltmeister Matthieu Faivre aus Frankreich. Für die Österreicher blieb das erste Rennen der Herren ohne Medaille und eine Pleite: Denn weil auch Manuel Feller scheiterte, war Raphael Haaser als 11. bester ÖSV-Läufer, Marco Schwarz wurde 14.
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Wunder gibt es immer wieder. Etwa jenes, dass in Yanqing, wo Schneefall alles andere als an der Tagesordnung steht, der Himmel seine Schleusen öffnete. Und wie. Es schneite wie verrückt am Tag des olympischen Riesentorlaufs. Und die widrigen Bedingungen wirbelten beinahe auch das gesamte Feld durcheinander, nur Marco Odermatt ließ sich von Wind und Wetter und der untergehenden Sonne im zweiten Lauf nicht aus dem Konzept bringen. Wie auch im Weltcup, als er nach vier Führungen heuer ebenfalls immer zum Sieg gefahren war, brachte er auch diesmal seinen Zeitpolster ins Ziel. 0,19 Sekunden lag er vor dem Silbernen Kranjec.
Dabei hatte Kranjec alles getan, um sein Wunder zu ermöglichen: Der Slowene knallte im zweiten Durchgang einen wahren Wunderlauf in den Neuschnee - und fuhr damit von Platz acht noch bis zur Spitze, die ihm erst Odermatt abjagte. Es war trotzdem die erste Männer-Medaille für Slowenien nach 1994 in Lillehammer, als Jure Kosir Slalom-Bronze erobert hatte. Jure Franko hatte 1984 (für Jugoslawien) im Riesentorlauf ebenso Silber gewonnen.
"Es tut heute wirklich weh, ich wollte heute einiges zurückgeben an die, die so viel versucht haben. Das Skifahren war besser wenigstens, auch wenn der zweite Lauf verhaut war", meinte der Salzburger geknickt und fand nur einen positiven Zugang: "Diesmal gehe ich aus dem Ziel und humple nicht hinaus", meinte er - vor vier Jahren in Pyeongchang hatte er sich bei Olympia einen Kreuzbandriss zugezogen. Und auch mit einem Ergebnis: Denn nach seinem Sturz beendete Brennsteiner das Rennen sogar - mit über 15 Sekunden auf Rang 27.
"Ich habe vorher gesagt, dass ich nicht so große Erwartungen habe, aber mit so was habe ich nicht gerechnet. Das zählt zum brutalsten, was ich je erlebt habe", schimpfte Manuel Feller nach seinem Aus. "Der erste Durchgang war grenzwertig, dann fünf Stunden Pause und nach dem Ausfall konnte man nicht einmal neben dem Kurs ins Ziel fahren", meinte der Tiroler und ergänzte: "Gott sei Dank hat der beste Riesentorläufer der Saison gewonnen." Seine Lehre: "Nach vor schauen, im Slalom bin ich besser zurechtgekommen. Aufgeben tun wir nicht, ich bin optimistisch, dass das was werden kann."
Nichts mit den Medaillen zu tun hatten die beiden anderen Österreicher: Raphael Haaser kam auf Platz 11, Marco Schwarz sucht weiter verzweifelt nach seiner Form. "Es war im zweiten Lauf besser, aber von locker weit entfernt. Ich muss einfach versuchen, dranzubleiben und den Flow zu finden. Irgendwann wird es wieder klappen."
Kritik schon nach Lauf eins
Nach dem ersten Lauf war die Freude über den Schnee in Yanqing aber vor allem bei den Läufern nicht zu spüren. "Es fühlt sich wild an, nicht so super. Ich finde es grenzwertig, man sieht nichts. Ab dem zweiten langen Schwung ist es komplett dunkel, die Brille geht zu durch den Schneefall. In der Spur ist durch den Wind Neuschnee", meinte Brennsteiner.
Feller fand weit drastischer Worte, konnte nicht verstehen, warum man das Rennen nicht auf Montag verschoben habe. "Grenzwertig, kompletter Blindflug. Auch im Ziel ist Schnee drinnen, das ist eine Frechheit und gefährlich. Es ist allgemein schon auf der Strecke gefährlich, weil man einfach gar nichts sieht." Wenn das Rennen vor Olympia gewesen wäre, wäre er wahrscheinlich unterwegs rausgefahren, um einer Verletzung vorzubeugen. Im zweiten Lauf ging der Tiroler dann noch mehr "All in", versuchte alles, auch mit der Abstimmung. Das ging in die Hose, diesmal fiel Feller im Steilhang wirklich aus.