Auf den Kitzbühel-Slalomklassiker folgt am Dienstag (17.45 und 20.45 Uhr/live ORF 1) das 25. Nightrace in Schladming. Waren im Vorjahr beim Spektakel unter Flutlicht auf der Planai wegen der Pandemie gar keine Zuschauer erlaubt, dürfen beim Jubiläum wenigstens 1.000 Personen auf der Zieltribüne Platz nehmen. Beim letzten Männer-Rennen vor Olympia könnte das nächste neue Siegergesicht vom Podest lachen, denn in den bisher fünf Saisonslaloms gab es jeweils andere Gewinner.
Es begann im Dezember mit dem Heimsieg von Clement Noel in Val d'Isere und brachte danach einen Erfolg des norwegischen Weltmeisters Sebastian Foss-Solevaag, weil Noel in Madonna einen weiteren Sieg mit einem Sturz vor dem Ziel wegwarf. Nach dem Abbruch in Zagreb brachte Adelboden den Sensationserfolg für den Österreicher Johannes Strolz, in Wengen carvte der Norweger Lucas Braathen mit einer Rekord-Aufholjagd von 29 auf 1. Und der 35-jährige Dave Ryding krönte vergangenen Samstag in Kitzbühel die verrückte Slalom-Serie mit dem ersten Weltcup-Sieg eines Briten überhaupt.
Ein seriöser Anwärter, der sechste Slalomsieger im Olympiawinter zu werden, ist Henrik Kristoffersen. Der Norweger hatte keinen Top-Ten-Platz geschafft, als er in zuletzt in Kitzbühel als Dritter erstmals im Olympia-Winter auf das Slalompodest kam. Zudem wächst der 27-Jährige auf der Planai oft über sich hinaus und liegt deshalb zusammen mit Benjamin Raich als vierfacher Schladming-Sieger in der Erfolgsliste auf Platz eins. Gut möglich also, dass Kristoffersen Dienstagnacht die alleinige Führung an sich reißt.
Mit Schladming geht bei den Herren auch der traditionelle Slalom-Monat Jänner zu Ende. Entschieden ist im Gegensatz zu den Frauen, wo Petra Vlhova die Kugel bereits fix hat, wegen der bisherigen Ausgeglichenheit noch nichts. Braathen führt nach fünf Rennen im Disziplinen-Weltcup mit 235 Punkten vor Foss-Solevaag (180) und Daniel Yule (162). Strolz (145) ist als bester Österreicher Achter, allerdings hat der auf Platz zehn liegende Manuel Feller (125) zuletzt in Kitzbühel coronabedingt passen müssen.
Marco Schwarz fehlt im Rennen noch der Flow
"Ich freue mich extrem auf Schladming. Es ist eines der geilsten Rennen. Da möchte ich wieder Vollgas geben", hat sich Olympia-Fixstarter Strolz fest vorgenommen. Schladming-Vorjahressieger Marco Schwarz hat nach einigen Verletzungen hingegen bisher nicht so wirklich in die Spur gefunden und ärgerte sich auch in Kitzbühel über Fehler. "Im Training passt der Flow-Zustand, im Rennen absolut noch nicht", erklärte der abgeschlagene Slalom-Weltcupsieger, der die Stunden bis Schladming gut nutzen wollte, "um den Flow-Zustand im Rennen wiederzufinden".
"Ich kann mir gut vorstellen, wie es 'Blacky' geht", zeigte Strolz Verständnis. "Er war letztes Jahr der beste Slalomläufer, dann kam die Verletzung. Es geht so viel um Vertrauen in diesem Sport. Wenn man am Start nicht hundertprozentig Vertrauen in sich selbst hat, tut man sich schwer, um wirklich alles zu geben", weiß der Vorarlberger, der im Vorjahr schon aus dem ÖSV-Weltcupteam geflogen war. "Ich denke, dass Blacky knapp dran ist. Aber es sind Kleinigkeiten, die einfach viel ausmachen."
Auch Schladming erhielt zuletzt bis zu 20 Zentimeter Neuschnee und hatte alle Hände voll zu tun, um die Rennpiste wieder in Schuss zu bringen. "Mit kalten Nächten sollte sich eine sehr, sehr knackige bis eisige Piste ausgehen", blickte OK-Chef Hans Grogl am Sonntag dem Jubiläumsrennen zuversichtlich entgegen. Zur Diskussion bzw. dem Wunsch auch Österreichs um eine totale Vereisung meinte Grogl: "Das ist noch ein bissl der Mythos Hirscher. Mittlerweile ist der ganze Ski-Tross froh, wenn vom ersten bis zum 40. Läufer gleichbleibende Bedingungen herrschen."
Dass die Olympia-Quali am Dienstagabend keine Rolle mehr spielt, muss für das Rennen kein Nachteil sein. Im Gegenteil. "Dadurch können alle voll angasen und müssen nicht taktieren", ist auch Grogl überzeugt.
Das Rennen, das für ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober seit seiner Premiere im Jahr 1997 "eine ultimative Erfolgsgeschichte, aber auch ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die Region" ist, wird im Gegensatz zum Vorjahres-Geisterrennen nun 1.000 Zuschauer auf der Tribüne des mächtigen Zielstadions haben. Auf der nahen Hohenaus-Tenne kommen nochmals etwa 300 dazu. Auch Zaungäste, die wie vor zwei Wochen bei den Frauen das Rennen von der Straße aus mitverfolgen, wird es wohl wieder geben. Side-Events finden trotz des Jubiläums aber natürlich keine statt. "Das holen wir nach", versprach Grogl.