Man mag es kaum glauben: Aber das erste Mal auf Schnee fuhr David Ryding, wie er mit Taufnamen heißt, erst im Alter von 12 Jahren. Davor war er auf Plastik unterwegs, auf einer sogenannten „Dry Slopes“, unweit seiner Heimat Bretherton in Lancashire, nördlich von Liverpool. „Damals gab es keinen Zaun neben der Piste. Wir mussten die Schafe von den Matten jagen, wenn wir fahren wollen. Deshalb waren die Matten auch voller Schafssch...“, erzählte er einmal. Doch die Ski-Leidenschaft war entflammt, seine Eltern – Shirley und Carl, sein erster Trainer – ließen ihn immer nur auf Ski und die Plastikpiste, wenn auch die schulischen Leistungen passten.
Der Kontakt mit „echtem“ Schnee ließ den Schalter dann aber endgültig kippen. „Ich dachte, ich bin im Himmel“ sagt Ryding, der unbedingt den Weg einschlagen wollte, im Skisport Erfolg zu haben. Und das hatte er auch. In der Saison 2013 gewann er als erste Brite überhaupt die Europacup-Slalom-Gesamtwertung, feierte sein Debüt im Weltcup. Und just in Kitzbühel 2017 war es, als er auch das erste Mal im Weltcup aufs Podest fuhr. Als Halbzeitführender wurde er damals Zweiter hinter einem gewissen Marcel Hirscher, als erst zweiter Brite nach Konrad Bartelski in der Abfahrt von Gröden 1981. Als er im Parallelslalom von Oslo 2019 nach der WM in Åre Dritter wurde, war er schon der erfolgreichste Brite im Weltcup aller Zeiten – nur der Sieg blieb ihm verwehrt.
Bis gestern: mit 35 Jahren triumphierte der FC-Liverpool-Fan auf dem Ganslernhang. „Ich habe“, sagte er, „nie aufgehört zu glauben.“ Die Verbindung zu Österreich ist gegeben: Mit Ski aus Oberösterreich feierte er die größten Erfolge, gesponsert wird er vom Tiroler Skiort Obergurgl. Aber die Basis im Winter, die hat in Schladming bzw. auf der Reiteralm aufgeschlagen. Wobei Ryding nicht der erste britische Sieger in Kitzbühel ist: 1931 holte sich der Jagdflieger Gordon Cleaver den Sieg in der ersten Hahnenkamm-Kombination.