Kitzbühel am Samstag, Slalomtag. Bei leichten Minusgraden schneit es zum Teil stark. Vor dem Einlass zu den Zuschauertribünen bilden sich lediglich kurze Warteschlangen. In der Innenstadt ist währenddessen noch deutlich weniger los. Die Gamsstadt am Hahnenkammwochenende – die Normalität muss auf das nächste Jahr warten.
Nur vereinzelt streifen Menschen durch das Zentrum. Die Geschäfte, die ihre tendenziell hochpreisige Ware anbieten, sind so gut wie leer. Ein wenig anders sieht die Situation bei einem mehrstöckigen Kaufhaus aus. Dort tummeln sich einige kauffreudige Kunden, in den Cafés des Shopping-Tempels wird zudem schon am Vormittag Weißwein getrunken und ausgelassen gelacht. Parallel dazu folgen die Gäste dem Slalom über die omnipräsenten Fernsehbildschirme.
In einem nahe gelegenen Restaurant, in dem überwiegend bodenständige Hausmannskost und regionales Bier kredenzt wird, übt man sich zeitgleich eher in Zweckoptimismus. "Es ist besser als geschlossen zu haben", meint der Besitzer pragmatisch und zeigt sich zugleich etwa mit dem Abend zuvor durchaus zufrieden. Es sei aber insgesamt "deutlich weniger los als sonst", und dass es um 11.00 Uhr "leer ist", komme in normalen Zeiten, also Nicht-Corona-Zeiten, auch nicht wirklich vor.
Ähnlich sieht es die Besitzerin eines traditionsreichen Cafés um die Ecke. "Normalerweise wären wir jetzt voll", sagt sie. Sie können aber zum Glück auf zahlreiche Stammkunden setzen, meint die Chefin des Hauses. Ein Blick ins Lokal macht deutlich, dass diese eher älter sind. Gemütlich verzehren überwiegende ältere Damen Kuchen und trinken dazu gemächlich ihren Kaffee.
Eine völlig andere Publikumsschicht weilt einstweilen in einem italienischen Restaurant, wenige Meter vom Café entfernt. Die Gäste dort sind deutlich jünger und auch merklich stärker am Slalomgeschehen interessiert. Eine Frau um die 30 in knallgelber Skikleidung steht gebannt vor dem Fernseher und fiebert mit. Währenddessen sitzen ihr Mann und ihre Tochter bequem an einem der vielen noch verfügbaren Tische des Lokals. "Die Frequenz in unserem Lokal ist derzeit überschaubar", gibt dann auch der Hausherr auf Nachfrage zu Protokoll.
Das Bild einer eher unbelebten Innenstadt wandelt sich zur Mittagszeit etwas. Die durch die Straßen flanierenden Personen sprechen Hochdeutsch, Russisch oder auch Japanisch. "Wir sind zum Geburtstag feiern hier", sagt eine sichtlich gut gelaunte Frau um die 40, die vier Freundinnen im Schlepptau hat und aus München angereist ist. Ein weiterer Passant entpuppt sich als Russe, der laut eigener Auskunft auch sonst zu dieser Zeit in Kitzbühel gewesen wäre und vom heutigen Slalom "gar nichts gewusst hat".
Auch eine Gruppe aus dem Allgäu, bestehend aus zwei Männern und zwei Frauen, hat nicht vorrangig die Hahnenkammrennen im Sinn. "Wir sind in Kitzbühel, um Spaß zu haben, also Masken zu tragen und Fanta zu trinken", sagt einer der Männer lachend und mit deutlich ironischem Unterton. Aber man mache "eben das Beste daraus", fügt er hinzu und verschwindet mitsamt seinen Wegbegleitern in Richtung eines Bierlokals.
Ebenjenes Lokal ist zur Mittagszeit bis zum letzten Platz gefüllt. Draußen warten Gäste auf einen Tisch. Es sind Eindrücke wie diese, die Kitzbühel kurz schon fast wieder wie in Vor-Corona-Zeiten wirken lassen. Auch der Blick in Weinbars zeigt, dass mancher Gast durchaus schon in Feierlaune ist. Nur draußen, bei immer noch starkem Schneefall, ist die Stimmung doch gedrückt. Das mag an der Maskenpflicht liegen, die an stark frequentierten Örtlichkeiten zwischen 10.00 und 3.00 Uhr in der Nacht gilt – oder auch an den herumstreifenden Securitys, die darauf achten, dass alles coronagerecht zugeht. Bis zum normalen Kitzbühel-Modus an einem Hahnenkammwochenende ist es noch ein weiter Weg.
Markus Stegmayr/APA