25 Jahre ist es nun her, dass ich die Gunst der Stunde nützen konnte und auf der Streif den "offiziellen Streckenrekord" gefahren bin: 1:51,58 Minuten. Eine Zeit, die ich mir ewig merke; nicht nur, weil sie sogar in meinem Kamin mit der Streckengrafik der Streif eingraviert ist. Mit Streckenrekorden ist das so eine Sache: Den Fahrern, die ihn nicht haben, ist er relativ egal. Und mir wäre es vielleicht auch nicht wichtig, wäre es nicht meiner – und ginge es nicht um Kitzbühel. Ganz klar muss man sagen: 1997 haben die äußeren Umstände die Streif zur schnellsten der Geschichte gemacht. Es war kalt in der Nacht, die Piste perfekt hart. Aber tagsüber war es warm, so firnte die Oberfläche auf; schneller geht es nicht.
Dazu kommt: Ich war hier oft mit einem kleinen Team und eigenem Servicemobil; der damalige Rennleiter Peter Obernauer half uns, unsere Ski vor den Rennen im Flachstück testen zu dürfen. So bekamen wir wertvolle Rückschlüsse auf die Verhältnisse in der Rennwoche.
Ende der 90er war die Streif generell schnell. Schon 1996 hatte Günter Mader den Streckenrekord verbessert. Und ich habe 1997 (mit Nummer 10) schnell gemerkt: Es geht dahin. Ich habe alle neuralgischen Punkte gut erwischt, überall Tempo mitgenommen. Und auch wir waren im Zielschuss damals über 140 km/h schnell. Jetzt, nach dem Umbau, schaut es so aus, als ob mir der Rekord noch lange bliebe. Mit dem neuen Kurs soll ja alles eingebremst werden. Aus Sicht des Veranstalters war die Änderung sicher notwendig. Keiner will wieder Bilder von schrecklichen Stürzen am Zielsprung oder in der Kompression nach der Hausbergkante sehen. Und seit Stephan Eberharter 2004 die "perfekte Fahrt" ablieferte, versuchten immer mehr Fahrer, diese Grenze noch weiter zu verschieben. Ein gefährliches Unterfangen.
70 Jahre lang brauchte man hier Mut und vor allem Routine. Jetzt müssen sich alle diese Routine neu erarbeiten.
Fritz Strobl