Nach nur zwei Tagen Regenerationspause nach den zwei Wengen-Abfahrten und dem Super-G dort reisten die besten Abfahrer der Welt weiter in die Ski-Hochburg Kitzbühel. Am Mittwoch findet das erste Training für die zwei heuer angesetzten Abfahrten auf der Streif statt. "Kitzbühel ist das Highlight des Jahres für uns Abfahrer", sagte Lauberhorn-Gewinner Vincent Kriechmayr. Ungeachtet der abgespeckten Variante mit höchstens 1000 Zuschauern ist die Vorfreude bei den Athleten groß.
"Kitzbühel wird sicherlich lässig", meinte etwa Matthias Mayer. Der Kärntner gewann 2020 die bis dato letzte Hahnenkammabfahrt vor voller Hütte, als das Coronavirus zwar schon im Umlauf, aber noch nicht zur Pandemie erklärt war. Heuer werden lediglich 1.000 Tickets für die Rennen aufgelegt, den Besucherinnen und Besuchern werden Sitzplätze zugewiesen. Im Vorjahr waren überhaupt keine zahlenden Zuschauer erlaubt gewesen.
Reduzierte Kontakte
Von den Ski-Stars erfordert die überschaubare Kulisse wieder eine Umgewöhnung, nachdem in der Schweiz am vergangenen Wochenende noch knapp 20.000 die Lauberhornabfahrt zu einem helvetischen Volksfest machten. Es sei "ein unglaubliches Gefühl gewesen am Start bei so vielen Leuten. Es war wieder eine ganz andere Atmosphäre", gab Mayer zu. "Da war schon brutal viel los. Das ist das, was die Weltcup-Rennen auch so richtig geil macht. Das ist aber in diesen Zeiten nach wie vor zum Abwägen", deponierte Max Franz vor dem Hintergrund der Covid-Pandemie Bedenken.
"Prinzipiell sind Menschenmassen für uns im Sport voll cool und wichtig. Aber ich schaue dem Ganzen trotzdem ein bisschen skeptisch entgegen", meinte auch Daniel Hemetsberger. Der Oberösterreicher befolge alle Regeln und habe seine Kontakte reduziert, weil er nicht so knapp vor der Abreise zu den Olympischen Spielen nach China noch eine Infektion riskieren will. "Nur meine Freundin und meine Eltern. Sonst treffe ich gar niemanden."
Keinen Super-G in Kitzbühel
Nicht geben wird es heuer einen Super-G in Kitzbühel. "Schade, den bin ich immer gerne gefahren", sagte Mayer. Die volle Konzentration gilt dem "Mythos Streif", auf der weltbekannten Strecke werden am Freitag und Samstag (11.30 Uhr/live ORF 1) die Abfahrer ihrem waghalsigen Job nachgehen. "Kitzbühel ist eine zähe Geschichte. Es ist die schwerste und schwierigste Abfahrt im Kalender. Da muss man topfit sein", betonte Kriechmayr. "Ich weiß nicht, was bei den Olympischen Spielen auf mich zukommt, aber Kitzbühel ist die Abfahrt, die man als Österreicher gewinnen will."
Kriechmayrs Favoriten kommen aus Italien und der Schweiz, sie heißen Dominik Paris und Beat Feuz, der vor den Hahnenkammrennen zum zweiten Mal Vater einer Tochter wurde. Für Paris wäre ein neuerlicher Sieg schon der vierte Abfahrts-Triumph in Kitz, damit würde er Franz Klammer einholen. Der Südtiroler führt derzeit im Spezial-Weltcup - Mayer ist mit 14 Punkten Rückstand Vierter - und spitzt auf die kleine Kristallkugel. "Ich bin schon ein paar Mal nah dran gewesen, es war aber immer ein bisschen zu wenig. Ich hoffe, einmal eine richtig gute Saison durchzukriegen, dass es sich ausgeht", sagte Paris.