Hermann, wie intensiv verfolgst du das Geschehen im Skiweltcup?
HERMANN MAIER: Ich probiere so viele Rennen wie möglich anzuschauen, speziell die Klassiker sind Pflicht. Wenn schönes Wetter ist, bin ich aber schon lieber draußen in der Natur.
Was würdest du Nachwuchstalenten und angehenden Spitzensportlern aus deiner Erfahrung heraus raten?
Was es braucht, ist einfach ein skifahrerisches absolut tolles Fundament. Man muss richtig gut Skifahren können und das lerne ich einfach nur beim Freifahren, das sollte einem Spaß bereiten und nicht das „Hindrillen“ so viele Tore, diesen Skischuh, diesen Ski. Das finde ich schwachsinnig. Man muss sich vorstellen, richtig entscheidend wird es dann so, mit 15 Jahren, wenn man wirklich kapiert, wo will ich hin. Bis dahin - so von 7, 8 Jahren weg – ist das eine ewig lange Zeit. Körperliche Entwicklungen, Wachstum und so weiter, das sind Riesenunterschiede und das muss man alles einrechnen. Was ich nie verlieren sollte, ist die Freude und das kriege ich einfach nur übers Skifahren und dann Schritt für Schritt schauen: Material, Stangenfahren, aber nicht hauptsächlich nur „Stange, Stange, Stange“. Davon halte ich gar nichts.
Kommen wir kurz auf dein „Lieblingsbaby“ zu sprechen: Sieben Folgen Universum haben wir mit dir schon erleben dürfen. Stets mit Topquoten. Du kommst dabei extrem authentisch rüber. Wie ist es für dich in so viele unterschiedliche Rollen zu schlüpfen?
Die Sendung lebt von Menschen und Tieren, das macht es ungemein spannend. Mich interessiert einfach, was in den Menschen vorgeht. Die Leidenschaft, die sie versprühen, nimmt einen dermaßen mit, das ist einfach schön.
Gibt es global gesehen eine Persönlichkeit, mit der du gerne einmal drehen möchtest und die du gerne vorm Mikrofon hättest?
Es gibt viele interessante Menschen, es muss gar nicht eine bekannte, berühmte Persönlichkeit sein. Interessant ist vielleicht der, den der Nachbar kennt und ich nicht kenne. Das macht es für mich aus. Einen Eisbären am Nordpol zu interviewen, da hätte ich wahrscheinlich Angst, da ist mir der Südpol wesentlich lieber gewesen.
Bist du jemand, der selbst auch darauf achtet, die Natur zu schützen? Wie lebt ihr den Umweltgedanken daheim?
Wir fahren irrsinnig viel mit dem Fahrrad, probieren damit sehr viele Kilometer zurückzulegen. Die ganz normalen Dinge, wie den Einkauf, außer er nimmt enorme Ausmaße an. Sonst packen wir das in unser Lastenrad. Oder auch Photovoltaik-Energie. Das Auto aufzuladen und das Ganze wieder umzumünzen. Mit diesen Dingen beschäftige ich mich schon relativ lange und wir probieren das auch umzusetzen. Vor allem mit dem Fahrrad unterwegs zu sein ist ja körperlich und auch psychisch nicht das Schlechteste. Es erfrischt, man hat eine tolle Aussicht und es stärkt die gesamte Familie.
Was braucht es, dass du für ein Projekt so richtig brennst?
Nicht zu viele Projekte, das ist einmal ganz wichtig. Wenn, dann wenige und für diese zu brennen und natürlich die Herausforderung. Es muss eine Spontanität und Abwechslung haben, früher nur eine Disziplin im Weltcup zu fahren hätte mich überhaupt nicht interessiert. Die Abwechslung war für mich das schönste, von dem Abfahrtski auf den Riesentorlaufski zu wechseln war einfach toll.
Während viele Ex-Sportler und ehemaligen Kollegen auch nach ihrer Karriere in den sozialen Medien omnipräsent sind, hast du dich nie dieser Plattformen bedient. Wie stehst du der digitalen Kommunikation gegenüber?
Mich findet man da nicht, das ist gar nicht meines, ich bin froh, dass ich vor dieser Zeit gefahren bin. Für mich ist da ein bisschen ein Grunzen dahinter, es wird mir von allen Seiten etwas zu viel Senf dazu gegeben. Das geschriebene Wort hat wahnsinnig viel Wert, ich glaube da sollte man schon zweimal überlegen, was man schreibt. Meine Empfehlung ist oft weniger ist mehr. Man muss nicht das ganze Leben auf Social Media präsentieren und seine ganzen Geheimnisse herzeigen. Ich bin schon froh, dass nicht jeder über alle meine Hobbies Bescheid weiß.
Stichwort Bewegung: Für deine Projekte bist du viel unterwegs. Mit Audi verbindet dich eine langjährige Partnerschaft. Was ist dir wichtig in Sachen Mobilität?
In Sachen Mobilität ist - gerade wenn man in den Bergen wohnt - Vertrauen und Verlässlichkeit entscheidend. Diesbezüglich ist der quattro für mich das Nonplusultra am Markt, den habe ich schon früher auf den Reisen im Weltcup sehr geschätzt. Jetzt mit der Familie und allem Drum und Dran braucht es mehr Platz, aber eben auch diese absolute Verlässlichkeit.
Wie würdest du deinen Fahrstil bezeichnen und wie nervenstark ist der Herminator am Beifahrersitz?
Bei der Ausstattung, die die Autos heutzutage haben, funktioniert der runde Schwung ganz gut. Meistens fahre ich schon selber, am Beifahrersitz sitze ich eher selten, nur dann, wenn der Abend etwas länger wird (lacht).
In weniger als drei Wochen starten die Olympischen Spiele in Peking. Im Vorfeld gab es zur Austragung in China auch viel Kritik: Wie stehst du dazu?
Aus Sportlersicht muss man das Weglassen, das darf dich nicht berühren. Das ist einfach so. Du kannst dich politisch auseinandersetzen, aber wenn du daran teilnehmen willst, musst du dich auf das Rennen fokussieren und den Rest ausblenden. Weil sonst musst ich von Vornherein sagen, da fliege ich nicht hin. Die Vergabe der Spiele ist ein anderes Thema, das driftet wohin, wo halt Geldzahlungen oft höher sind. Wenn ich an Lillehammer 1994 zurückdenke, das ist eigentlich unvorstellbar. In einer kleinen Kommune Olympische Spiele zu veranstalten, im Vergleich dazu, wo wir jetzt sind, in den großen Städten, wäre es schön, wenn es wieder in diese Richtung zurückginge. Das ist für mich fast nicht vorstellbar. Der Olympische Gedanke ist da schon abhandengekommen, nur als Sportler muss ich das Beiseite schieben, sonst brauche ich nicht teilnehmen.
Nach Pyeongchang und Peking kehren die Winterspiele 2026 wieder nach Europa zurück, hältst du eine Ausrichtung in unserem Land für prinzipiell möglich und glaubst du an eine weitere Bewerbung Österreichs?
Aus Sicht von Nachwuchsathleten wäre es toll und sicherlich die größte Motivation, wenn sie sich das anschauen könnten. China wird von den Uhrzeiten her eh schon wieder schwierig. Aber die Frage ist, ob wir das wirklich ausrichten sollen, ich weiß nicht genau, tu mir schwer das Ganze zu beurteilen, in welche Richtung die Reise hingehen soll.
Du hast hier in Kitzbühel einen Sieg gefeiert, der fast einem Wunder gleichkam. Für viele ist es der emotionalste Moment in der Hahnenkamm-Geschichte, als du 2003 einen Comeback-Sieg in deinem erst fünften Weltcuprennen nach fast 17-monatiger Verletzungspause gefeiert hast. Es war ein Montag und es hat heftig geschneit. Wie hast du den Tag damals wahrgenommen, war es der schönste Sieg deiner Karriere?
Schwer zu sagen, ob es der schönste Sieg war, aber es war mitunter die größte Herausforderung, das nach dem Unfall wieder so hinzubekommen. Die Strapazen waren in kurzer Zeit doch relativ hoch.
Zum Abschluss: Wie lautet dein Tipp für die beiden Abfahrten, wir haben heute noch nicht über Beat Feuz oder Dominik Paris geredet.
Beat Feuz hat letztes Jahr stark dominiert, Dominik Paris hat da herunter auch schon gewonnen. Schwer zu sagen wie es sich entwickeln wird, aber normalerweise sagt man immer „der Beste soll gewinnen. (lacht) Ich hoffe auf ein halbes gutes Wetter und dass alles passen wird.