Auch Österreichs Ski-Frauen tun alles, um vor Olympia eine Corona-Infektion zu vermeiden. Das gelingt leidlich, zuletzt hat es einige Technikerinnen erwischt. Die Speed-Fahrerinnen haben ihre "Wellen" teils schon im Winter davor erlebt, sind sich aber der Aktualität des Themas bewusst. "Bei Olympia zählt diesmal nicht nur die sportliche Leistung, sondern auch der negative Test. Wenn du es nach China schaffst, hast eh schon gewonnen", meint etwa Cornelia Hütter.
Die Steirerin bringt damit ein heißes Thema auf den Tisch. Denn im Gegensatz zu einer normalen Grippe ist man bei einem positiven Corona-Test auch aus dem Spiel, wenn man gar nicht erkrankt. Deutschlands Alpinchef Wolfgang Maier hatte deshalb kürzlich in einem ARD-Interview gemeint, dass man mit einem positiven PCR-Test manipulieren und sportliche Konkurrenz ausschalten könne und hatte dabei auf die Ereignisse rund um die manipulierten Dopingproben in Sotschi verwiesen.
Dazu komme, dass die tägliche Anspannung etwas mit den Sportlern mache, auch psychologisch, hatte Maier zuletzt in Schladming nachgelegt. "Die ewige Testerei und das tägliche Angespanntsein richtet sogar extrem viel in den Köpfen der Sportler an."
Nur noch Einzelzimmer
Bei den ÖSV-Speedfrauen versucht man deshalb, besonders vorsichtig zu sein. Längst gibt es im Weltcup etwa nur noch Einzelzimmer. Ramona Siebenhofer muss sich als Starterin in drei Disziplinen sportlich zwar keine Sorgen um ihr Peking-Ticket machen. "Ich versuche den Fokus auf die Rennen zu legen und nicht auf den ganzen Wahnsinn, der uns derzeit begleitet", sagte die Steirerin vor den aktuellen Weltcuprennen in Zauchensee. Aufgrund dieses "Begleit-Wahnsinns" sie sei mittlerweile noch vorsichtiger geworden, betonte Siebenhofer. "Ich habe mich mitten in der Saison sogar nachboostern lassen, weil sonst die Heimreise schwierig wird, sollte (in China, Anm.) etwas passieren."
Sie meide derzeit sogar die Team-Hospitality, obwohl sich diese innerhalb der roten Schutzblase für die Athletinnen befindet. "Ich bleibe lieber im Hotelzimmer." Auch ihre Eltern habe sie schon länger nicht gesehen. Der Einzige, der ihr nahekommen dürfe, sei ihr Freund. "Man weiß nie, wo was schlummert. Und bei uns reicht ja bekanntlich schon ein positiver Test ohne Symptome", ist auch ihr die Gefahr längst bewusst.
Distanz von Leuten, die man mag
Hütter kann sich das Thema Corona längst nicht mehr schönreden. "Ich muss sagen, es ist knapp dran, sich deppert machen zu lassen", kämpft auch die Steirerin mit den Umständen. Sportliche Mehrfachbelastung sei man längst gewöhnt. "Jetzt prasselt es aber drei-, vierfach von außen auf dich ein." Besonders arg empfindet Hütter, "dass man sich von Leuten distanzieren muss, die man mag. Der Mensch braucht aber das Soziale. Es ist komplett irre. Das musst du komplett wegblenden, sonst wirst zum Psycho."
Die Einzelzimmer seien natürlich zu begrüßen, auch wenn ihr deshalb nun ihre jahrzehntelange Kollegin Tamara Tippler stark abgehe. "Das tut schon schiach. Aber du machst derzeit halt alles, damit du bei den Rennen dabei sein kannst." Tippler selbst geht mit der Problematik etwas abgeklärter um. "Jetzt leben wir schon fast zwei Jahre damit. Ich steigere mich nicht mehr in etwas hinein, was ich eh nicht ändern kann", versucht sie gelassen zu bleiben. "Keiner will im Februar daheimsitzen. Also geht es darum, das Beste draus zu machen. Und Leistung zeigen kannst du nur, wenn du gesund bist. Man darf sich nicht verrückt machen lassen."
Noch einige Monate durchbeißen
"Ich hätte es auch anders lieber", gibt Mirjam Puchner zu. "Es ist echt zäh, wenn man nicht mehr gemütlich zu den Eltern heim fahren kann, das tut sehr weh", kämpft auch die Salzburgerin mit den Umständen. Da gehe es aber jedem gleich, auch Nicht-Sportlern. Man müsse deshalb noch einige Monate durchbeißen und mit Vielem zurückstecken. Die Hoffnung, spätestens im Sommer die Liebsten ohne Maske wiedersehen zu können, sei "das Licht am Ende des Tunnels."
ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober ist bewusst, dass die Aktiven gerade besonders viel Sicherheit brauchen. Deshalb hat man ein Factsheet erstellt, um alle Involvierte genau darauf hinzuweisen, was zu tun ist. "Es heißt zurückstecken und nicht alles mitmachen, Eigenverantwortung ist gefragt", so Stadlober. "Wir können nur drauf hoffen, dass alle gesund bleiben."