63 Weltcuprennen hatte Johannes Strolz bis zu diesem Sonntag bestritten. 63 Mal war der Erfolg ... überschaubar. Für ein Land wie Österreich ist ein 10. Platz (im Dezember 2020) als herausragendes Ergebnis nicht gerade das, was herausragend genug ist, um sich im Team der besten Ski-Nation der Welt halten zu können. Logische Folge: Mit 28 Jahren flog Strolz aus allen Kadern.
„Aber“, sagte der Polizist, „ich habe immer daran geglaubt, dass ich das Zeug habe, es zu schaffen.“ An sich liegt das Ski-Gen ja in der Familie, schon Papa Hubert war im dick im Geschäft, holte 1988 bei Olympia in Calgary Gold in der Kombination und scheiterte vier Jahre später wenige Tore vor Schluss an der sicher scheinenden Titelverteidigung – eingefädelt im Slalom mit riesigem Vorsprung. Im Weltcup, da ging Strolz senior der Knopf aber nie so richtig auf. Ein einziger Weltcupsieg gelang dem Riesentorlauf-Ästhet in 14 Saisonen nur, der ebenfalls in der Kombination. Und auch Sohn Johannes schien nicht auf Touren zu kommen. Zarten Erfolgserlebnissen folgten Einfädler, Ausfälle, Rückschläge. Und im Frühjahr das scheinbare Ende. Doch der Mann aus dem 160-Einwohner-Dorf Warth am Arlberg, das auf 1500 Metern Seehöhe das höchste Dorf des Bundeslandes ist, hörte nicht auf zu kämpfen.
Strolz finanzierte sich die Trainingskurse selbst, übernahm auch gleich den Job als eigener Servicemann. Er trainierte viel mit dem deutschen Team, fand auch im ÖSV Unterstützung der Trainer. Schon in Madonna di Campiglio Ende Dezember zeigte er auf – bis zum Einfädler. Doch das Schicksal half: Weil Vizeweltmeister Adrian Pertl nach Kreuzbandriss fehlt, war nach wie vor Platz für den kaderlosen Strolz bei den Weltcuprennen. In Adelboden schaffte der „Perfektionist“ es endlich, die nötige Lockerheit mit Perfektion zu mischen – und siegte mit Startnummer 38. Er besiegte die Zweifel an sich selbst und die Konkurrenz. Ein weiteres Märchen, wie sie eben nur der Sport schreiben kann.