Ich möchte diesmal mit einer Lobeshymne starten: Was Dominik Paris in der Abfahrt in Bormio geleistet hat, ist sagenhaft. Sechs Siege auf einer so schwierigen Strecke sind gewaltig. Er ist Paradebeispiel, wie es geht: Er weiß in Bormio einfach, was er zu tun hat und wirft sich mit einer Selbstverständlichkeit die Stelvio hinunter, die ihresgleichen sucht. Auch Fehler sorgen ihn nicht, er weiß, dass er vorne dabei ist. 2021 haben angenehme Temperaturen zu perfekten Bedingungen beigetragen.
Und Hannes Trinkl, der es als FIS-Rennchef im Speedbereich geschafft hat, dass wir bisher wenig Stürze und Verletzungen gesehen haben. Auch ihm gebührt großes Lob. Er schafft immer wieder spektakuläre Pisten, zum Zuschauen gut, zum Fahren gut. Aber die Athleten müssen durch das bearbeitete Gelände und sanfte Wellen aktiver fahren – das ist am Ende sicherer, als nur schnell geradeaus zu fahren. Extreme Stürze, die uns oft so sehr geschockt haben, wurden so bisher vermieden.
Was mir sportlich aufgefallen ist? Im ÖSV sind nach wie vor Vincent Kriechmayr und Matthias Mayer (auch wenn er zuletzt nicht ganz geliefert hat) die Leistungsträger. In ihrem Sog haben Raphael Haaser und Daniel Hemetsberger aufgezeigt. Das ist spitze, noch fehlt die Konstanz für mehr. Gut: Beide erzeugen internen Druck in der Olympiasaison.
Am Ende muss ich wieder Lobeshymnen loswerden: Was Aleksander Aamodt Kilde und Marco Odermatt abliefern, ist bewundernswert, eine eigene Liga. Dem Norweger sieht man die Freude am Skifahren nach dem Kreuzbandriss an, er tritt mit Lockerheit in die großen Fußstapfen eines Svindal oder Kjus. Die Partnerschaft mit Mikaela Shiffrin scheint ihn zusätzlich zu beflügeln. Bei Odermatt sind Selbstverständlichkeit und Sicherheit beeindruckend. Er zieht Schwünge auch bei hohen Geschwindigkeiten voll durch, verkrampft nie und fährt mit Instinkt eine enge Linie. Er kann seinem Material offenbar bedingungslos vertrauen.
Wer kann es nachmachen?
Fritz Strobl