Sara Hector hat am Mittwoch ihren zweiten Karrieresieg im alpinen Ski-Weltcup gefeiert. Die 29-jährige Schwedin setzte sich im zweiten Riesentorlauf von Courchevel vor der Vortagessiegerin Mikaela Shiffrin (+0,35) und der Italienerin Marta Bassino (0,60) durch. Für Hector war es der erste Triumph seit Kühtai am 28. Dezember 2014. Shiffrin stand zum 114. Mal in ihrer Laufbahn auf dem Podest und zog damit mit Annemarie Moser-Pröll gleich. Ramona Siebenhofer wurde Siebente.
Die 30-Jährige konnte im zweiten Durchgang einen Platz gutmachen und schnitt leicht besser ab als am Dienstag, wo Rang acht herausgeschaut hatte. Stephanie Brunner schaffte als Neunte (1,71) auch den Sprung unter die Top Ten, Katharina Truppe landete als Elfte (2,21) unmittelbar dahinter. In Courchevel waren zwei Rennen angesetzt, da eines davon der Nachtragsbewerb für den abgesagten Killington-Riesentorlauf war.
Hector war auch schon nach Lauf eins vorangelegen, behielt die Nerven und fixierte ein starkes Wochenende, nachdem es am Dienstag zu Rang zwei gereicht hatte. "Es ist unglaublich, ich kann es nicht erklären, bin einfach nur stolz und glücklich", rang die Tagesschnellste im ORF-Interview nach Worten. Nach dem starken Dienstagauftritt sei sie den ganzen Tag nervös gewesen. "Es war ein Kampf mit dem Kopf und allem, daher schwierig, aber ich habe es durchgezogen."
Sie beendete lange schwedische Durststrecken, war es doch der erste Weltcupsieg seit jenem von Frida Hansdotter in Flachau 2017 (Slalom). Im RTL sorgte sie dafür, dass sich ein Kreis schloss. Seit ihrem Kühtai-Triumph war keine andere schwedische Athletin in dieser Disziplin auf dem Stockerl ganz oben. Hector verhinderte damit Shiffrins RTL-Triple. Die 72-fache Weltcupsiegerin gab sich als faire Verliererin. "Hector ist sensationell gefahren, mit viel Power in beiden Läufen", lobte die US-Amerikanerin ihre Konkurrentin. Sie selbst habe zwei "nicht so saubere" Läufe hingelegt. "Es war ein harter Tag, ich musste kämpfen, deshalb ist es toll am Ende Zweite geworden zu sein."
Siebenhofer: "Der zweite Durchgang war echt ein Kampf"
Dadurch baute Shiffrin ihren Vorsprung im Gesamtklassement auf die Italienerin Sofia Goggia (ausgeschieden) auf 115 Punkte aus. Nach ihrem 114. Podestplatz ist sie nun ex aequo mit Moser-Pröll die Nummer vier in der geschlechterübergreifenden Weltcupbestenliste. Auf ihre hinter Ingemar Stenmark und Marcel Hirscher drittplatzierte Landsfrau Lindsey Vonn fehlen der Amerikanerin nun 23 Stockerlplätze.
Viel Kampf war auch bei den ÖSV-Athletinnen, vor allem im zweiten Lauf bei schwierigen Pistenverhältnissen, dabei. "Der zweite Durchgang war echt ein Kampf, sehr schlagig. Hut ab, was die ersten drei da runtergezaubert haben", sagte Siebenhofer. Ihr Resümee fiel zufriedenstellend aus, nach Rang zehn beim Auftakt in Sölden konnte sie ihre Top-Ten-Serie prolongieren. "Das ist sehr solide, drei Ergebnisse in den Top Ten sind für mich sehr gut", resümierte die Steirerin. Auf Dauer will sie sich damit nicht begnügen: "Ich merke, dass nach vorne noch was möglich ist."
Das wäre es auch für Brunner, die bei einem schweren Fehler im zweiten Lauf noch Zeit liegen ließ, sich trotzdem aber um drei Ränge verbessern konnte. "Ich habe probiert anzugreifen, auf Zug zu fahren, das ist mir bis zu meinem Riesenbock, den ich geschossen habe, eigentlich gut gelungen", verlautete die 27-jährige Tirolerin. Auch bei Truppe überwog das Positive: "Den elften Platz nehme ich sehr gerne mit." Während Ricarda Haaser 15. wurde, durfte sich Katharina Huber mit Platz 17 über ihr bestes Weltcupergebnis freuen. Auch Elisa Mörzinger (19.) und Franziska Gritsch (22.) holten Punkte.
Alle haben sie gemeinsam, dass sie sich nun auf ein paar ruhige Tage freuen. Die Weihnachtspause ist aber nur von kurzer Dauer, stehen doch bereits am Dienstag (RTL) und Mittwoch (Slalom) die nächsten Rennen in Lienz an. Auch deshalb verbringen die internationalen Topakteurinnen den Heiligen Abend größtenteils nicht in der Heimat, sondern unweit vom nächsten Austragungsort entfernt. Hector etwa in Sterzing, Shiffrin genauso auf Südtiroler Boden.
Siebenhofer freut sich "auf ein paar Tage frei, mit der Familie daheim". Danach will sie bei den ohne Publikum ausgetragenen Heim-Rennen reüssieren. Das ÖSV-Team verstärken könnte auch Katharina Liensberger, die aufgrund eines positiven Coronatests das Courchevel-Doppel verpasste. "Wir gehen davon aus, dass das alles funktionieren wird", rechnete der im ÖSV für Hochleistungssport zuständige Patrick Riml mit einer Rückkehr des ÖSV-Stars in Lienz. Am (heutigen) Mittwoch war jedenfalls ein weiterer Coronatest angesetzt.