Mit voller Attacke ist Manuel Feller zum erst zweiten Mal auf das Podest eines Weltcup-Riesentorlaufs gestürmt. Der Tiroler überraschte beim Sieg des überragenden Schweizers Marco Odermatt mit Platz drei (+1,24 Sek.) und untermauerte auf der selektiven Face de Bellevarde in Val d'Isere seine aufsteigende Form. Odermatt baute mit dem dritten Saisonsieg die Führung im Gesamtweltcup aus, Alexis Pinturault stand als Zweiter (+0,59) heuer erstmals auf dem Podest.
Rund einen Monat nach dem Kreuzbandriss des Sölden-Zweiten Roland Leitinger harrte der ÖSV am Samstag aber auch der nächsten Hiobsbotschaft. Adrian Pertl droht nach einer mutmaßlich schweren Knieverletzung das vorzeitige Saisonende. Der Slalom-Vizeweltmeister blieb im ersten Durchgang im unteren Streckenabschnitt mit den Skiern an einer Torstange hängen und stürzte einige Tore später. Aufschluss über den Verletzungsgrad soll eine MRT-Untersuchung in Innsbruck bringen. Für den Slalom am Sonntag (9.30/13.00 Uhr) wurde Joshua Sturm nachnominiert.
Nur vier Österreicher waren in der Entscheidung dabei. Hinter Stefan Brennsteiner (15.) holte der Vorarlberger Patrick Feurstein (25) mit "zwei soliden Läufen" als 18. erstmals RTL-Punkte noch vor Raphael Haaser (20.). Österreichs Nationencup-Konkurrent Schweiz platzierte fünf Athleten unter den ersten 17 und feierte den doppelten Tagessieg durch Odermatt und Lara Gut-Behrami (Abfahrt).
Damit das "Critérium de la Première Neige", das Kriterium des ersten Schnees, am Samstag überhaupt in Szene gehen konnte, mussten die Pistentrupps angesichts des üppigen Schneefalls Schwerstarbeit verrichten. Als ob der Hang nicht ohnehin schwer genug wäre, präsentierte er sich dann unruhig bei zusätzlich flacher Sicht.
Manuel Feller: "Bin unglaublich froh"
Was für alle ein Kampf und Krampf war, schien für Sölden-Sieger Odermatt noch am einfachsten. Mit schweizerischer Präzisionsarbeit und guter Startnummer 5 fuhr er am engen, drehenden Kurs im ersten Durchgang drei Zehntelsekunden auf Pinturault heraus und verdoppelte diesen Vorsprung auch am geradliniger gesetzten Kurs im zweiten Durchgang mit fünftbester Laufzeit.
Feller war im Finaldurchgang nur vier Hundertstelsekunden langsamer. Der Tiroler, der mit Startnummer 16 zunächst von Sicht und Piste nicht unbedingt bevorzugt worden war, scheute - wie immer - nicht das Risiko. Und wurde dafür mit dem zweiten Stockerlplatz in dieser Disziplin nach Garmisch-Partenkirchen 2018 (Zweiter hinter Marcel Hirscher) belohnt. "Ich bin unglaublich froh, dass es im Riesentorlauf auch so gut funktioniert. Aber man hat es im Training schon gespürt, dass es weit besser geht als im letzten Jahr", sagte Feller im ORF.
Anders erging es Brennsteiner. Der Salzburger suchte nach zwei optisch tadellosen Fahrten unmittelbar nach dem Rennen noch die Zehntel. "Es hat sich nicht so schlecht angefühlt. Ich glaube, ich bin vielleicht ein zu braves Rennen gefahren", meinte er nach insgesamt 2,39 Rückstand.
Feller hatte nach dem ersten Lauf noch von einem "Fight" gesprochen. "Das einzige, was sich gut angefühlt hat, waren die letzten fünf Tore." Wenige Stunden war das gute Gefühl anhaltend. "Skifahren macht momentan sehr viel Spaß", sagte Feller. "Neben diesen zwei großen Riesentorläufern am Podium zu stehen ist eine große Ehre."