Er ist wohl der größte Typ in Österreichs Skiteam: Manuel Feller. In den vergangenen Saisonen schwankte bei ihm – skifahrerisch – Genie und Wahnsinn. Abseits der Pisten unterhielt er mit Social-Media-Postings und seiner Offenheit und dem Mut, Dinge an- und auszusprechen. Im vergangenen Winter platzte dann endlich der Knopf, nach vielen Rückenproblemen und Schmerzen gelang ihm in Flachau sein erster Weltcupsieg. Heuer will er auch im Riesentorlauf wieder in die Weltspitze. Und für ihn und die Kollegen geht die Weltcup-Saison am Wochenende in Val d'Isère (wenn es der Schneefall zulässt, am Samstag ein RTL, am Sonntag ein Slalom) so richtig los. "Sölden", sagt Feller, "ist schon so lange her, das fühlt sich schon so an, als ob es letztes Jahr gewesen wäre."
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"Alles ist bestens", kann er auch vermelden. Der Körper hat diesen Sommer alles mitgemacht. Grund genug, "dass ich weit mehr Zeit in den Riesentorlauf investiert habe. Weil der RTL-Schwung ist immer die Basis. Funktioniert der gut, dann braucht es im Slalom auch nur ein paar Tore – und die kann man viel schneller bekommen als in jeder anderen Disziplin, ein Lauf hat ja gleich 50 bis 60 davon", sagt er und schmunzelt. Warum er im "Riesen" so viel Zeit investieren musste: "Durch die Verletzungen haben sich Muster eingeschliffen, die ich ausmerzen musste. Wir haben viel in den Schwungwechsel investiert", erklärt er. Wir? "Ja, es ist immer Teamarbeit zwischen mir, dem Trainer und dem Servicemann."
Das Ergebnis der Arbeit? "Wir sind alle gut drauf", sagt der Fieberbrunner und meint mit "wir" diesmal das Technikteam. Aber: "Das heißt nicht, dass es im Rennen auch immer gut läuft." Was für ihn wichtig ist: "Letztes Jahr war vor jedem RTL psychisch wie physisch ein großes Fragezeichen. Daher freue ich mich, dass ich mich in den Top 30 gehalten habe, dass ich auch in Adelboden am Start war." Heuer fühle er sich in beiden Disziplinen "gut". Und das steigert die Vorfreude.
Auffallend war, dass Feller heuer auch in seinen Kanälen nicht so präsent war. Ein Hauptgrund: Er ist nun zweifacher Vater. "Ich habe mich Social- Media-technisch ein wenig zurückgezogen, dabei hätt' ich einiges geplant gehabt, etwa ein Remake meines Bobbycar-Videos. Aber mit zwei Kindern ist das schwierig. Ich will nicht, dass sie im Netz präsentiert werden – und lauft eines der beiden ins Bild, ist das ganze Video für mich gestorben." Sein Fazit: "Ich fokussiere mich auf Familie und auf Karriere!"
Feller ist gereift, möchte man meinen. Etwas, das er selbst auch unterstreicht: "Ich habe mich definitiv weiterentwickelt. Ein Mensch, der mit 30 gleich denkt wie mit 20, der hat im Leben zehn Jahre verpasst." Allerdings: "Zu" vernünftig will er dann doch nicht sein. Feller: "Ich bin noch immer der gleiche Vogel. Aber im Moment ist es halt auch schwierig, das Leben zu genießen. Ich würde gern einen draufmachen mit meinen Freunden, aber die Pandemie lässt das nicht zu."
Die Rennen in Val d'Isère lässt sie zu, da ist eher das Wetter ein Fragezeichen. Fellers Erinnerungen: "Gemischt. Ich habe auch positive Erinnerungen, war nach meinem Bandscheibenvorfall einmal Vierter. Gutes Gefühl ist da runter aber definitiv nicht angesagt. Das war für mich wie ein Sieg. Ich habe gut trainiert. Und ich freue mich, dass es jetzt Schlag auf Schlag geht."