Als Matthias Mayer im Ziel abschwang, wanderte sein Blick auf die Anzeigetafel und dann direkt in die Kamera. Das „Yeeeeees“, das dann folgte, war deutlich zu hören, der Landessprache angepasst und kam von Herzen. Auch wenn der Kärntner zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht wissen konnte, ob es für den Sieg reichen würde. Aber zumindest hatte er seinem Teamkollegen Vincent Kriechmayr, der mit Nummer eins ins Rennen gegangen war, die Führung abgejagt. Olympiasieger schlägt Weltmeister quasi, passend irgendwie zum Auftakt in die Olympia-Saison. Und dann begann das große Zittern, ob der Plan des 31-Jährigen wirklich aufgehen würde, ob es gleich zum ersten Abfahrtssieg in der kanadischen Skistation reichen würde.
Es reichte. Matthias Mayer durfte seinen elften Weltcupsieg bejubeln, den siebenten in der Abfahrt, den zweiten in Lake Louise nach dem Erfolg im Super-G vor zwei Jahren, dem bisher letzten Rennen in den kanadischen Rocky Mountains, nachdem im Vorjahr Corona zur Pause gezwungen hatte. „Es war brutal schwer, weil die Sicht so schwierig war. Aber wenigstens war es für alle gleich“, meinte Mayer im ersten TV-Interview. Und schon vor dem Rennen hatte er dieses berühmte Lächeln aufgesetzt, dass man bei ihm vor allem von Olympia kennt.
Jenes, das die Konkurrenz schon in Unruhe versetzten sollte. Und wahrlich: Mayer kam mit den Schlägen und der schlechten Sicht am besten zurecht. „Das ist zwar für mich schön, wenn da alles leicht ausschaut, aber ehrlich: Das war es nicht. Es schlägt brutal, es ist richtig dahingegangen“, schnaufte Mayer. Er habe am Start mitbekommen, dass Vincent Kriechmayr und auch Beat Feuz (letztlich 3.) auf sehr „gutem Niveau“ gefahren seien. „Da wusste ich, dass ich was drauflegen muss. Und der Start, der ist geglückt.“
Ausruhen dürfe er sich aber nicht, denn: „Der Vorsprung ist nicht riesig, ausrasten sollte ich mich nicht.“ Das werden auch die Verfolger nicht. So wie Kriechmayr, dessen Taktik, im Training nicht aufzuzeigen und dann mit Nummer eins anzugreifen, voll aufgegangen ist. „Auch wenn ich mir schwergetan habe, weil ich ein paar Wellen einfach übersehen habe“, gestand er. Und doch: Bisher war Platz sieben in Lake Louise das beste Abfahrtsergebnis des Oberösterreichers.
Erfreulich aber war die gesamte Teamleistung: Max Franz bestätigte die Trainings und wurde starker Fünfter, auch Daniel Hemetsberger (14.), Otmar Striedinger (15.) und Daniel Danklmaier (16.) fuhren in die Top 20.