Olympia und Matthias Mayer, das ist eine Liebes- und Erfolgsgeschichte. Im Februar bekommt der Olympiasieger von Sotschi 2014 (Abfahrt) und Pyeongchang 2018 (Super-G) in China die Chance auf seine dritte Goldene. "Leider habe ich noch immer nicht gelernt, in die Zukunft zu schauen", sagte der Kärntner am Freitag bei einem Termin von Sponsor Uniqa in Wien schmunzelnd. "Ich bin aber gut vorbereitet und werde schauen, dass es auch in Peking wieder halbwegs passt."
Auch Mayer fliegt am Wochenende zum Feinschliff-Training nach Nordamerika, wo danach in Lake Louise und Beaver Creek mit gleich sechs Rennen innerhalb von zehn Tagen ein gewaltiger und angesichts der Höhenlage fordernder Weltcup-Saisonauftakt auf die Speed-Männer wartet. "Die Vorbereitungen sind sehr gut gelaufen. Ich weiß, ich bin fit und gut drauf. Auch das Material passt", gab sich Mayer vor dem Abflug nach Colorado aber zuversichtlich.
Die große Kugel steht nicht ganz oben auf der Agenda
Der Speed-Spezialist gehört angesichts des nun an Disziplinen ausgeglichenen Weltcup-Kalenders zu jenen Österreichern, die mit zwei potenziellen Sieg-Disziplinen und einer starken dritten auch um die große Kugel für den Gesamtsieg mitkämpfen können sollten. Mayer sieht das aber nicht ganz oben auf seiner Agenda. "Ich muss mich auf meine Stärken konzentrieren und die sind klar die Abfahrt und der Super-G. Wenn es da gut läuft, dann kann aber sicher der Riesentorlauf auch infrage kommen", hält Mayer eher Titelverteidiger Alexis Pinturault oder Sölden-Sieger Marco Odermatt weiterhin für die Fahrer mit den besten Karten.
Dabei hatte Mayer zuletzt im Sölden-RTL als Halbzeit-13. geglänzt, ehe er ausfiel. "Skifahrerisch war das schon so, wie ich es mir eigentlich gewünscht hätte. Der Ausfall war doppelt bitter, weil mit dem flachen Schlussteil eigentlich meine Passage erst gekommen wäre", vermutet Mayer, dass ein Platz in den Top Ten drin gewesen wäre. Über weitere RTL-Einsätze werde er kurzfristig entscheiden, so Mayer.
Mayer freut sich über mehr Speedrennen
Dass nun mehr Speedrennen im Kalender stehen, freut Mayer. "Weil bei uns eh immer mehr abgesagt wird als bei den Technikern. Also sind mehr Speedrennen schon mal eine gute Grundvoraussetzung." Wegen Olympia verhalten in die Saison zu starten, gehe alleine schon wegen der bevorstehenden sechs Nordamerika-Rennen nicht. "Bei so einem wichtigen Saisonbeginn kann man nicht wirklich mit weniger Risiko reingehen."
Probiert habe er das 2018 mit moderaterer Fahrweise in Kitzbühel und Garmisch schon einmal. "Da habe ich nicht das letzte Hemd riskiert. Gebracht hat das nichts, weil ich bei Olympia dann erst wieder auf die Hüfte gestürzt bin." Zu Peking wisse er nicht viel. "Es soll mit minus 25 Grad sehr kalt, eine reine Kunstschnee-Piste und das Gelände anspruchsvoll sein."
Auch der im ÖSV für Hochleistungssport zuständige Patrick Riml hofft, in den kommenden Monaten mehr Infos über die Olympia-Pisten zu bekommen. Vorrangig sei derzeit aber der Weltcup-Start. "Sechs Rennen sind fast 30 Prozent aller Speedrennen dieses Winters." Auf die "Zauberteppiche" des Olympia-Pistenmachers wird man schon in Beaver treffen, in Copper könne man bei 140 km/h und mehr trainieren. "Das war bisher in der Vorbereitung nicht so", so der Tiroler.
Bezüglich Corona-Immunisierung und Nordamerika gehe er davon aus, dass "alle, die wir gerne dort sehen wollen, zu sehen sein werden". Dass man ab 8. November nun auch in die USA nur noch als Geimpfter einreisen darf, sollte jedenfalls keine Probleme bereiten. "Ich gehe davon aus, dass alle unsere Athleten, die geplant haben rüber zu fahren, auch drüben sein werden. Und dass die Zuschauer zu Hause alle, die wir gerne im Fernsehen sehen, am Start erleben werden."
Man könne und werde niemand zu etwas zwingen, betonte Riml hinsichtlich Covid-Immunisierung. Nicht zu starten, habe aber logische sportliche Konsequenzen. Eventuell, weil man dadurch auch die Chance verpasse, sich für Olympia zu qualifizieren. Dort werden die maximal 22 Quotenplätze für den ÖSV nun zudem fix Fünfzig-Fünfzig, also 11:11, zwischen den Geschlechtern aufgeteilt. "Das wird ein Kampf", vermutet Riml.
Zuversichtlich geht auch die von vielen Verletzungen zurückgeworfene Christine Scheyer in die Olympia-Saison. "Im Vergleich zum Vorjahr habe ich schon sehr viele Schneetage. Ich fühle mich fit und habe den Speed wieder gefunden, den ich voriges Jahr ein bissl verloren hatte. Ich freue mich auf Kanada", sagte die Zauchensee-Abfahrtssiegerin von 2017 aus Vorarlberg vor den Frauenrennen Anfang Dezember im kanadischen Lake Louise. Ihr Selbstvertrauen baue auf den fünften Plätzen im vergangenen Winter in Crans Montana und Garmisch-Partenkirchen auf.