Herzlichen Glückwunsch zum zweiten Platz. Wie groß ist die Freude nun wirklich?
ROLAND LEITINGER: Die Freude ist groß, dass es so funktioniert hat. Einen zweiten Platz im ersten Rennen, ich habe mir immer schon gewünscht, dass es so losgeht. Vergangenes Jahr bin ich hier ja leider gestrauchelt. Ich hatte heute aber schon im ersten Lauf ein gutes Gefühl. Und auch im zweiten war ich locker, es war ein cooles Gefühl, das alles zu erleben. Das freut mich. Obwohl: Sieben Hundertstelsekunden, das ist eine knappe Geschichte. Aber ich habe gemerkt, dass ich im Steilhang einmal danebengestanden bin. Aber unten hat das Zeug wieder richtig angeschoben. Ein geglückter Start.
Das erste Mal mit Führung zur Halbzeit, das erste Mal der letzte Läufer im Starthaus. Sind sie so cool?
Ich habe mich super gefühlt, da gab es nichts, weswegen man zweifeln müsste. Die Schneebedingungen liegen mir ja auch. Ich hab' mir ja schon oft gedacht, wie das ist, wenn man als letzter Fahrer oben steht. Und dann wird es ruhig. Heute bin ich jedenfalls eine coole Socke gewesen. Oft war das auch schon nicht so. Deshalb taugt's mir schon.
Worin liegt das Problem eigentlich?
Es waren schon dreieinhalb Stunden zwischen den Durchgängen, da braucht man einen Plan. Man sollte ja auch nicht zu früh am Start sein, dort war es dann auch schon richtig warm. Es war nicht so, dass ich generell da oft dabei war, und man schaut dann schon, wenn die Superstars des Sports alle vor dir fahren. Aber ich bin ruhig geblieben, das hat mir eigentlich getaugt.
Ist bei Ihnen nun wie bei Ihrem Zimmerkollegen Stefan Brennsteiner auch der Knopf aufgegangen?
Der Knopf ist sicher weiter offen als letztes Jahr. Im Vorjahr hatte ich nie so das Gefühl entwickelt, den Zug, den ich heute hatte. Vor ein paar Wochen hätte ich es wohl selbst nicht für möglich gehalten, dass es geht.
Was war der Schlüssel?
Für mich einmal, dass die Skifirma nach einer mittelmäßigen Saison weiter hinter mir gestanden ist. Und ich habe den Skischuh, also das Modell, geändert, habe jetzt eine bessere Position am Ski, das macht es aus.
Nach außen wirken sie ruhig. Woran liegt das nach dem größten Erfolg?
Wenn man schon so viel erlebt hat, wo es nicht gelaufen ist, wie ich (u. a. zwei Kreuzbandrisse, Anm.), da ist es leichter, auch in schönen Zeiten ruhig zu bleiben und das Ganze zu genießen. Obwohl: Wenn ich noch sieben Hundertstelsekunden schneller gewesen wäre, dann wären die Emotionen schon noch größer gewesen. Aber: Ich will den Ball flach halten. Und dann kann das eine super Saison werden. Ich bin jetzt 30 Jahre, habe einiges mitgemacht. Es ist schon auch eine Genugtuung, dass es gelungen ist. Auf dieser Welle will ich weiterreiten.
Michael Schuen aus Sölden