Nein, im Ruhestand ist Peter Schröcksnadel wahrlich nicht, auch wenn er seit Juni dieses Jahres nach 31 Jahren nicht mehr Präsident des Österreichischen Skiverbandes ÖSV ist. Aber jetzt will der 80-Jährige im internationalen Skiverband FIS umrühren und mit der FIS den Ski-Weltcup neu aufstellen, neu positionieren und in eine bessere Zukunft führen. Erstmals sprach er bei der Präsentation des von Flo Madl verfassten Buches "Peter Schröcksnadel - Über einen, der nicht verlieren will" in Wien.
Die Handhabe dafür hat sich die FIS beim außerordentlichen Kongress vergangenen Freitag bereits gegeben, als 97 Prozent für eine Änderung der Statuten stimmten, die der neue Präsident Johan Eliasch angeregt hatte. Zentraler Punkt aller Veränderungen ist für Schröcksnadel ein Punkt, den er selbst als ÖSV-Chef lange bekämpft hatte: die zentrale Vermarktung aller Rennen, ähnlich dem Vorbild der Champions League aus dem Fußball. "Diese Zentralisierung der Rechte ist der Schlüssel", sagte Schröcksnadel.
Er versucht also nun den Weg, den er in Österreich gegangen ist, als der ÖSV als Veranstalter die Rechte aller Rennen (mit Ausnahme von Kitzbühel, wo es aber ein Joint Venture gibt) übernahm und sich nicht zuletzt so vom mittellosen Verband zum reichsten und einflussreichsten Sportverband Österreichs machte. Wobei Schröcksnadel festhält: "Der Veranstalter der Rennen, also die Verbände, werden nach wie vor die Rechte haben, sie tragen ja auch das Risiko. Aber wir wollen alle Rennen zentral vermarkten.
Vorsitz in der Zukunftskommission
Widmen soll sich allen Vorschlägen die "Alpine Future Working Group", deren Vorsitz Schröcksnadel übernehmen soll. Ob ein 80-Jähriger für die Zukunft die richtige Besetzung ist? "Es sicher nicht von Nachteil, wenn man Erfahrung mitbringt", kontert er. Als Vorbild gilt neben dem Fußball die Formel 1: "Da fahren ja nur 15, oder 16 oder so im Kreis - dafür ist aber viel Geld im Spiel. Und eines muss man sagen: Je mehr Preisgeld, desto interessanter wird der Sport." Genau deswegen müsse aber die FIS die Hoheit über den Weltcup wiedererlangen, der derzeit in Zusammenarbeit mit zwei Agenturen vermarktet wird.
Weitere Details sind offen. Was klar ist: Schröcksnadels Ideen, dass man künftig in die Richtung geht, dass unter der Woche technische Disziplinen unter Flutlicht zu fahren und am Wochenende Speed-Disziplinen austrägt. Was für den Tiroler beschlossen ist: Das Ende der alpinen Kombination. Und: Schröcksnadel will sich nicht nur auf den alpinen Skisport beschränken, sondern über alle Sportarten, die unter FIS-Hoheit laufen, Verbesserungen einziehen.
Er selbst will übrigens in diesem Jahr auch wieder angreifen - bei den Masters der Alpinen. Was er nicht will: Sich zu den Vorgängen im ÖSV oder der Politik äußern. Klar ist für ihn nur eines: "Ich stehe nicht zur Verfügung, will mich nicht mehr einmischen. Meinem Nachfolger wäre ich mit Rat und Tat zur Seite gestanden, aber jetzt kommt dann ja schon der nächste, da braucht es das nicht mehr."
Heilung für Krebs?
Schröcksnadel konzentriert sich als "Member of the Board" auf sein neues "Herzensprojekt", der Forschung um ein Heilmittel für Krebs. "Da helfe ich, auch beim Geld aufstellen. Denn wir wollen nicht, dass die Industrie den Impfstoff verschwinden lässt. Und wir wollen nicht, dass Venture-Capital-Firmen alles auf maximalen Profit auslegen", sagt er. Wenn alles optimal laufe, dann rechnet Schröcksnadel damit, dass der neue Impfstoff schon in eineinhalb Jahren in die klinischen Studien am Menschen gehen könne.