Der Sommer steht im Zenit, höchste Zeit also für Winterpläne. Bei großer Hitze werden sie intensiv geschmiedet, und zwar von den österreichischen Skidamen, von denen sich die sogenannte WC-3-Gruppe am Dienstag, dem Thema angemessen, bei helllichtem Tag am Fuße des Nachtslalomhangs in Schladming versammelte. Selbstverständlich wurde nicht gebrettelt, sondern jahreszeitgerecht mit den Mountainbikes die Planai gerädert und somit auch die Saison angekurbelt.
Bei der illustren Runde handelt es sich um jene dem Temposkilauf huldigenden Frauen, die auch das rot-weiß-rote Stiefkind, den Riesentorlauf, nicht im Stich lassen wollen. Letzteres ist etwa der als Schussfahrerin bekannt gewordenen Ramona Siebenhofer in der vergangenen Saison mit einem fünften und einem siebenten Platz ganz hervorragend gelungen.
"Es hat wirklich sehr gut funktioniert", meint die Steirerin, nachdem sie in der Abfahrt eine "schwierige Phase" durchleben hatte müssen. Mit den Riesentorlauf-Schwüngen spannte die 29-Jährige den Gleitschirm auf für ihre Paradedisziplin, in der sie zum Saisonende hin wieder volle Fahrt aufnahm. Bestens in Erinnerung ist noch der Eishang in Kranjska Gora, als Siebenhofer den Cheftrainer staunen ließ. Christian Mitter hatte die Befürchtung gehegt, die Rennläuferin könnte sich blamieren. Sie hat ihn eines Besseren belehrt.
Olympische Spiele als großes Ziel
Dennoch bleibt natürlich die Abfahrt das Kernthema der Siegerin von zwei Weltcuprennen. Und hier will Siebenhofer auch bei Olympia aufdrehen. Eine Medaille ist das erklärte Ziel der Läuferin aus Krakauebene, die sich im Vorfeld zur Einstimmung auf die Spiele in Peking den einen oder anderen Weltcupsieg vorgenommen hat. "Ich will gewinnen, dafür stehe ich oben." Die Vorfreude auf die Rennen in Lake Louise, Val dìsere, Zauchensee, Cortina und Garmisch ist enorm. "Es ist ein echt cooler Kalender".
Es ist vertrautes Gelände wie die Planai. Kein Klassiker ist hingegen die Piste im olympischen Alpinzentrum. Im chinesischen Skiresort Xiaohaituo wird vielmehr völliges Neuland betreten, aber ein Zungen- ist noch immer besser als ein Knochenbrecher. Die geplant gewesene Generalprobe fiel Corona zum Opfer.
Noch nicht an Olympia denkt indes Michaela Heider, die mit dem Beitritt zum WC-Team 3 aber ihr Repertoire in Richtung Riesentorlauf erweitern will. Die mit Doppelweltmeister Vincent Kriechmayr liierte Steirerin möchte sich in der kommenden Saison im Weltcup etablieren und peilt "Top-15-Ergebnisse" an. Vielleicht kommt die Knittelfelderin ja im dritten Anlauf in den Genuss des Sommerskilaufs auf der südlichen Hemisphäre. Die für September ins Auge gefasste ÖSV-Reise nach Chile hängt freilich noch in der Luft.
Verletzungen und neue Hoffnungen
Ebenfalls einiges vorgenommen haben sich die junge Kärntnerin Nadine Fest und die schon mit einiger Routine ausgestattete, aber in der vergangenen Saison von einem Bandscheibenvorfall zurückgeworfene Ricarda Haaser. Eine Operation (2. Februar) war für die Tirolerin unumgänglich geworden, aber der Eingriff gab der 27-Jährigen neuen Halt. "Ich habe das Aufbautraining super durchziehen können", sagt sie und kann hocherfreut verkünden: "Alles, was ich mache, passiert schmerzfrei." Nun kann Haaser realistischerweise "konstant gute Ergebnisse in drei Disziplinen" anpeilen. Was "gut" bedeutet, stellt sie umgehend klar. "Wenn es passt, ist alles drin."
Aus der Sicht von Nadine Fest schien schon seit geraumer Zeit alles reif für Top-Platzierungen, der Durchbruch blieb der Allrounderin allerdings versagt. "Ich habe mir immer extrem viel Druck gemacht", spürte sie stets die mentale Bremse im Nacken. "Da werde ich richtiggehend starr und bin dann nicht bei 100, sondern nur bei 80 Prozent." Nun soll die Energie nicht vorher, sondern erst während des Rennens verbraucht werden. "Skifahren kann ich", hofft die 23-Jährige aus Arriach, dem Mittelpunkt Kärntens, auf den Sprung in die Zentrale des Weltcups, für den sie durch den Europacup in der Abfahrt über einen Startplatz verfügt.
Sie dürfe nicht zu ergebnisorientiert denken, hat sich die Kärntnerin fest vorgenommen. Aber Top-Ten-Ergebnisse in Abfahrt, Super-G und Riesentorlauf wären schon schön. "Punkte sammeln" kann ja tatsächlich nicht schaden. Grundsätzlich ist sie sehr zufrieden mit der Situation. "Ich bin dankbar, in dieser Gruppe sein zu dürfen."
Noch in die Wartschleife eingespannt sind derweil die Zillertalerin Rosina Schneeberger (27) und die 20-jährige Salzburgerin Lisa Grill, deren Karriere im vergangenen Skiwinter durch Unterschenkelbrüche einen gravierenden Einschnitt erfuhr. Der Weg retour ist ein harter, und Rückschläge sind stets einzukalkulieren. Für Schneeberger ist es nach zwei Kreuzbandrissen bereits die dritte schwere Verletzung, da funken auch Gedanken ans Aufhören dazwischen. Um fortzufahren, "muss alles zusammenpassen." Ein Comeback im kommenden Winter ist aber möglich. Das gilt auch für Lisa Grill, die nach zunächst guten Fortschritten wieder Schmerzen verspürte. Die Krücken sollen der Abfahrts-Europacupsiegerin aber bald keine Stütze mehr sein.