Bei 30 Grad denken am Ufer des Weißensees nur die Wenigsten an den kommenden Winter. Einer, der es tun muss, ist ÖSV-Herrenchef Andi Puelacher. Den treibt vor allem eine Sorge um - die Sicherheit seiner Athleten. "Unser wichtigstes Ziel ist es, alle gesund in den Winter zu bringen. Vergangene Saison ist uns das gelungen." Und noch viel mehr, wenn man sich die Medaillen-Ausbeute bei der Weltmeisterschaft und die Kristallkugeln an sieht. "Drei Goldmedaillen, in jedem Bewerb Edelmetall, dazu noch die Kugeln. Das war schon ein Wahnsinn. Zwei Dinge ägern mich aber doch ein bisschen: Erstes, dass Matthias Mayer beim Weltcup-Finale durch die Absage der Abfahrt die Chance auf kleines Kristall genommen wurde und wir durch die Absagen von Abfahrt und Super-G die Herren-Nationenwertung um 71 Punkte gegen die Schweiz verloren haben. Doch das ist Jammern auf sehr hohem Niveau."
Die Planung für die Olympia-Saison hat der Tiroler "schon im Kopf. Den Trip nach Südamerika zum Training haben wir abgesagt, es gibt auch hier genug Möglichkeiten auf den Gletschern. Es wurde bei den Gruppen nichts verändert, wir werden in der Vorbereitung auf die Spiele in Peking auch nichts anders machen als sonst. Wir sehen die Rennen in China wie normale Weltcup-Rennen. Wenn wir bei den Spielen die Erfolge von der WM in Cortina wiederholen könntuen, wäre ich schon sehr dankbar." Da weder er noch seine Trainer die Olympia-Strecken in China kennen, "sind wir auch Informationen von Österreichern, die in China als Trainer tätig sind, wie Willi Zechner, angewiesen. Wir haben aber viele Vidoes, um uns einen Überblick verschaffen zu können".
Angesprochen auf die Schwachstelle im Team, den Riesentorlauf, redet der Chef auch nicht um den heißen Brei herum: "Wir sind zwar die einzige Nation, die elf Läufer unter den besten 30 hat, aber wir sind von der Spitze zu weit weg. Das müssen wir möglichst schnell ändern, die Läufer müssen mit sehr guten Leistungen mit den Startnummern nach vorne kommen. Da wartet viel und intensive Arbeit bis zum Auftakt in Sölden." Da rechnet der 57-Jährige "wieder mit Zuschauern. Ich denke schon, dass wir einen relativ normalen Winter erleben werden, weil die Impfungen helfen. Es wäre für uns alle ganz wichtig, wenn die Fans wieder an der Strecke stehen dürfen".
Seinen neuesten obersten Chef, ÖSV-Präsident Karl Schmidhofer, hat Puelacher "noch nicht persönlich getroffen. Er hat sich bei uns via Zoom vorgestellt, mehr kann ich aber noch nicht sagen. Ich kenne ihn aber in seiner Funktion als steirischer Landesskipräsident. Es wird sicher noch dauern, bis wir uns persönlich treffen."
Joschi Kopp