Sie kennen sich seit vielen Jahren. Der eine führt(e) 31 Jahre den ÖSV, der andere seit vielen Jahren den steirischen Skiverband. Am 19. Juni endet die Ära von Peter Schröcksnadel als ÖSV-Präsident, es beginnt die Zukunft mit Karl Schmidhofer als sein Nachfolger. In Wien traten die beiden erstmals gemeinsam vor die Presse und zeigten sich fast freundschaftlich. Schröcksnadel stellte gleich zu Beginn klar: "Ich bin mit der Wahl von Schmidhofer sehr zufrieden. Wenn er Hilfe von mir benötigt, stehe ich selbstverständlich sehr gerne zur Verfügung. Nur eines werde ich nicht tun - mich aktiv bei ihm melden."
Das ist Schmidhofer sehr recht, auch wenn er das anders ausgedrückt hat: "Ich war und bin es gewohnt, Entscheidungen in meinen Firmen selbst zu treffen, hatte nie einen Einflüsterer. Wenn der Peter oder jemand anders, eine gute Idee für den Skiverband hat, dann her damit.Dafür werde ich immer ein offenes Ohr haben." Und der Steirer skizzierte auch seine ersten Schritte "wenn ich am 19. Juni in Villach wirklich von allen gewählt werde. Dann führt mich am 21. Juni mein erster Weg in die ÖSV-Zentrale nach Innsbruck, um mich bei den Damen und Herren im Büro vorzustellen, mit ihnen zu reden und um ein offenes Miteinander zu werben." Dazu Schröcksnadel: "Karl, so lange musst du nicht warten, du kannst dich schon früher bei den Mitarbeitern und Athleten vorstellen."
Der scheidende ÖSV-Chef sprach dann über das, was ihm in Zukunft abgehen und was er machen wird: "Das Drumherum vom Skisport wird mir nicht fehlen, aber die Athleten und meine engste Mitarbeiterin Katharina Trojan. Über fehlende Arbeit werde ich mich nicht beklagen können, da ich im Management eines 100-Millionen-Euro-Krebsforschungsprojektes vertreten bin." Den Vorwurf, er hätte gerne weiter Macht im ÖSV gehabt, entgegnet der 79-Jährige: "Erstens habe ich alle meine Funktionen, auch jene in den Gesellschaften, notariell per 19. Juni zurückgelegt. Es war nie meine Absicht, der neuen Führung hineinzureden. Und wenn ich Macht haben wollte, würde ich eine Athletengewerkschaft gründen. Da kann man dann Macht ausüben."
Auch zu den Finanzen des ÖSV nahm Schröcksnadel Stellung: "Der ÖSV ist bestens aufgestellt. Selbst das Corona-Jahr werden wir mit einem Plus von rund zwei Millionen Euro abschließen. Ich habe auch eine Idee, was wir quasi als mein Abschiedsgeschenk damit machen könnten - wir kaufen jedem Landesverband einen neuen Bus und schütten 500.000 Euro als Prämien aus." Der Tiroler hielt auch nicht hinterm Berg, dass weder Michael Walchhofer noch Renate Götschl seine erste Wahl bei seiner Nachfolge waren: "Ich hatte einen Wunschkandidaten und der hieß Patrick Ortlieb. Nur wäre der politisch, aufgrund seiner Vergangenheit, nicht durchzubringen gewesen."
Sehr klare Antworten gab es vom designierten Chef zur Zukunft: "Es geht darum, dass Österreich Nummer eins bleibt. Zuerst werde ich mir Schritt für Schritt einen Überblick verschaffen und dann behutsam mit meinem Team den Weg beschreiten. Mein Wunsch ist es, dass drei Damen im ÖSV-Vorstand vertreten sind. Dazu wird es sicher einen Aufsichtsrat für die Gesellschaften geben."