Die Ära von Ski-Präsident Peter Schröcksnadel neigt sich dem Ende zu und in "Sport und Talk aus dem Hangar-7" auf ServusTV ließ der Tiroler wieder mit markigen Sprüchen aufhorchen. "Ich höre mir Meinungen an, bilde mir dann meine Meinung und dann bin ich stur. Wenn ich einen Weg einschlage, bleibe ich dabei und lasse mich nicht zum Zickzack verleiten." Seine Meinung hat der Präsident auch immer wieder laut verkündet und dabei auch für so manchen Aufschrei gesorgt. Etwa mit der "Sprache der Frauen". 2015 wurde ihm nach einer Aussage ("Die Sprache der Frau ist eine andere als die des Mannes.") Frauenfeindlichkeit unterstellt. Er wehrte sich damals und auch heute. "Trainer müssen verstehen, dass Frauen ein Problem nicht direkt aussprechen. Man muss schon zwischen den Zeilen lesen können."
>>>Hier: Der Präsident im Interview mit Michael Schuen<<<
Auch beim Corona-Thema ließ der Präsident auch immer aufhorchen: "Corona ist eine schlimme Krankheit, ich habe mich auch impfen lassen. Man darf es nicht leicht nehmen. Aber es ist nicht die einzige Krankheit."
Beim Thema Doping wurde er emotional. Schröcksnadel sieht den ÖSV zu Unrecht in ein schlechtes Licht gerückt. Letztlich sei sicher kein Imageschaden entstanden, weil Doping alle Nationen betreffe. Nur sei man hierzulande in einem besonders gut: "Im Nestbeschmutzen sind wir super."
"Würde der Verband Doping unterstützt haben, oder würden die Ärzte des Verbandes das gemacht haben, würde ich zustimmen. Das war aber nicht der Fall", betonte Schröcksnadel. Vier große Dopingaffären hat Schröcksnadel während seiner 31-jährigen Amtszeit erlebt, eine der eindrücklichsten bei den Olympischen Winterspielen 2006 in Turin, als er vor internationaler Presse zu Protokoll gab: "Austria is a too small country to make good doping." Sein mittlerweile legendäres Zitat erachtet Schröcksnadel unverändert als passend. "Es war vielleicht das Englisch holprig, aber inhaltlich stimmt es zu hundert Prozent."
Für Schröcksnadel zeigt dies nicht zuletzt ausgerechnet die Doping-Razzia bei der WM in Seefeld 2019. Im Zuge der "Operation Aderlass" folgten Festnahmen der ÖSV-Langläufer Dominik Baldauf und Max Hauke, der deutsche Drahtzieher Mark S. ist erst im Jänner zu einer Haftstrafe von vier Jahren und zehn Monaten verurteilt worden. Mit Gerald Heigl wurde im Zuge der Affäre im Vorjahr auch ein ÖSV-Langlauftrainer als Beitragstäter rechtskräftig schuldig gesprochen und sportrechtlich lebenslang gesperrt. Ähnlich wie der mehrfach skandalumwitterte Walter Mayer, einst als Cheftrainer "Vater" des sogenannten österreichischen Langlaufwunders.
"Das kann immer wieder passieren"
Eine Beteiligung des ÖSV sei in der Aderlass-Causa unterstellt worden, so Schröcksnadel. "Das war ein deutscher Arzt, der Athleten akquiriert hat. Das ist wie bei Eltern, die Kinder haben, die irgendwelche Drogen nehmen: Die erfahren das als letzte. Man kann es nie vermeiden, das einer etwas macht, das nicht erlaubt ist. Das kann immer wieder passieren."
Besonders schwer im Magen liegt ihm aber die Dopingaffäre bei Olympia 2006 in Italien. Einen ÖSV-Skandal sieht Schröcksnadel hier im Rückblick nämlich nicht. Denn: "Es war eine Olympia-Mannschaft, es war keine ÖSV-Mannschaft. Es war damals der Herr Jungwirth Generalsekretär des Österreichischen Olympischen Komitees. Die waren verantwortlich für die Olympia-Mannschaft."
Zwar bestritt Schröcksnadel nicht, dass die später verurteilten Biathleten Wolfgang Rottmann und Wolfgang Perner auch ÖSV-Sportler gewesen seien, bekräftigte aber mehrmals: "In Turin sind alle außer die zwei Biathleten vom italienischen Gericht freigesprochen worden."
Neben Rottmann und Perner war der später aus dem ÖSV ausgeschlossene Langlauftrainer Emil Hoch (von der WADA als Doping-Unterstützer bis 2023 gesperrt) in Italien im Juli 2012 zu bedingten Haft- und unbedingten Geldstrafen verurteilt worden. Die sechs weiteren Angeklagten, unter ihnen auch Schröcksnadel, wurden freigesprochen. Schröcksnadels Conclusio: "Es war kein Skandal. Der Skandal war, das einer daraus gemacht worden ist."
Schwarz ist ein künftiger Allrounder
Dass ihm vor allem auch Katharina Liensberger ("Sie hat einen unglaublichen Willen, besser zu sein und mehr zu trainieren als alle anderen. Und das brauchst du in der Liga.") Marco Schwarz die Abschiedssaison versüßt haben, steht außer Frage. Vor allem dem Kärntner attestiert er eine große Zukunft. "Was der Marcel und der Hermann gemacht haben, wird es so schnell nicht mehr geben. Aber Marco kann von der Abfahrt bis zum Slalom eigentlich alles. Ich denke, er wird mehr in die Speed-Disziplinen hineingehen. Er hat das Zeug, ein Allrounder zu sein." Bei aller Liebe zu den technischen Bewerben, "muss man zugunsten der Speed-Disziplinen tätig werden, weil sie sonst keine Chance haben. Die Technik hat sich derart verändert. Und es ist wichtig, dass man den Abfahrtssport mehr promotet. Es ist ja doch die Königsdisziplin. Ich glaube eher, dass man die Parallelbewerbe nicht brauchen können."
In die Frage, wer sein Nachfolger werden soll, will er sich nicht eingreifen: "Aktiv möchte ich mich nicht einmischen, aber ich werde meine Meinung haben." Ohne Zweifel hat sich der Sport in Österreich unter seiner Feder stark weiterentwickelt: "Als ich den Skiverband übernommen habe, gab es Rennen ohne Zuschauer. Nur in Kitzbühel waren vielleicht 20.000, sonst war der Skisport ein reiner Fernsehsport. Wir haben Events entwickelt, den Sport aufgewertet und andere Nationen haben es nachgemacht."