Nach Doppel-Gold bei den Weltmeisterschaften in Cortina d'Ampezzo hat sich Vincent Kriechmayr nun auch den Traum vom der kleinen Kristallkugel erfüllt. Der Oberösterreicher nahm 83 Punkte Vorsprung in der Super-G-Wertung auf den Schweizer Marco Odermatt mit ins alpine Ski-Weltcup-Finale nach Lenzerheide, wegen Nebels wurden die für Donnerstag geplanten Rennen dann aber abgesagt. Bei den Damen stand die Schweizerin Lara Gut-Behrami als Disziplinsiegerin bereits fest.
Für die ÖSV-Herren ist es die erste Super-G-Kugel seit Hannes Reichelt 2008. Nach einer kugellosen Vorsaison schreiben sie nun im Winter 2020/21 mit zweimal Kristall an, am vergangenen Sonntag hatte der Kärntner Marco Schwarz in Kranjska Gora vorzeitig die Slalomwertung gewonnen. Matthias Mayer, der Zweite der Abfahrtswertung, landete im Super-G an der dritten Stelle.
"Ein schöner Moment und eine Genugtuung"
"Schade das wir kein Rennen hatten, dann wären die Emotionen sicher ein bisschen größer gewesen, sofern ich gut gefahren wäre natürlich", sagte Kriechmayr nach dem Erhalt der Kristallkugel. "Es ist ein schöner Moment und eine Genugtuung. Es war eine schöne Saison, ich kann sehr stolz sein." In der Vorsaison hatte der Oberösterreicher die kleine Kugel nur um drei Punkte verpasst. "Dass ich jetzt eine Kugel habe, da muss ich auch ein Dankeschön an meine Teamkollegen richten. Nur durch starke Konkurrenz wird man besser, sie haben mich gepusht."
Damit meinte er auch seinen Kugelvorgänger Reichelt. "Dass ich jetzt in seine Fußstapfen treten kann, ist ein schöner Zufall, vor allem, da er jetzt seine Karriere beendet hat. Ich hoffe schon, dass wir nicht mehr so lange auf eine Kugel im Super-G warten müssen." Reichelt absolvierte am Donnerstag seinen Abschiedslauf in Lederhose, im Ziel wurde der Salzburger von den Kollegen, Trainern und Betreuern mit einer Sektdusche empfangen. "Ich bin heute munter geworden und habe mir gedacht, Rennen! Ach nein, es ist vorbei. Da ist schon ein Riesenbrocken von mir gefallen, ich bereue es noch nicht. Emotional bin ich aber bei weitem noch nicht weg vom Skifahren", betonte Reichelt.
Pinturault vs. Odermatt
Im Gesamtweltcup hat der Franzose Alexis Pinturault vor den abschließenden Rennen im Riesentorlauf und Slalom 31 Zähler Vorsprung auf Odermatt, die Slowakin Petra Vlhova nimmt 96 Zähler Polster auf Gut-Behrami mit in das Wochenende. Für Odermatt bzw. Gut-Behrami wird es damit ganz schwierig, die große Kugel noch zu erobern. Denn während im Riesentorlauf die Chancen ausgeglichen sind, hat Odermatt noch nie einen Weltcupslalom bestritten, Gut-Behrami seit Jänner 2017 nicht mehr. "Ich habe heute etwas gewonnen und nichts verloren", sagte Gut-Behrami und verwies auf das kleine Kristall. Die Slalomski werde sie definitiv nicht anschnallen.
"Das ist natürlich sehr schade, gestern und heute sind große Chance bezüglich Gesamtweltcup verloren gegangen. Auch der Kampf mit Vinc wurde vorzeitig entscheiden. Es ist, wie es ist. Vinc war der beste Super-G-Fahrer, er hat es sich verdient", sagte Odermatt. "Meine Form ist sehr gut, der Hang ist auch gut für mich. Theoretisch wäre es sicher möglich gewesen, wenn mir Vinc ein bisschen geholfen hätte. Was er sicher nicht gemacht hätte. Aber man hofft bis zum Schluss." Sein Fokus liege jetzt auf der kleinen Kugel im Riesentorlauf, danach werde er schauen.
Entgegen der Vorhersage kam in der Nacht auf Donnerstag in der Lenzerheide noch einmal eine große Neuschneemenge zusammen, die umfassende Pistenarbeiten nötig machte. Die Entscheidung, den Reservestart herzurichten fiel früh, dieser lag aber auch inmitten der dichten Nebelbank. Um 11.15 Uhr erfolgte schließlich die endgültige Absage. Bereits am Mittwoch waren die Abfahrten abgesagt worden.