Wegen anhaltender Schneefälle sind beim Weltcup-Finale der alpinen Ski-Asse in Lenzerheide die Abfahrten der Männer und Frauen abgesagt worden. Dies entschieden die Verantwortlichen in der Schweiz Mittwochfrüh. Weil die Bewerbe nicht mehr nachgeholt werden, stehen die Gewinner in den Disziplinwertungen fest: Bei den Männern gewann der Schweizer Beat Feuz zum vierten Mal en suite die kleine Kristallkugel. Olympiasieger Matthias Mayer wurde mit 68 Punkten Rückstand Zweiter.
Feuz egalisierte damit die Bestmarke von Franz Klammer, der bisher als einziger Skirennfahrer viermal in Serie Abfahrts-Weltcupsieger (1975 bis 1978) geworden war. Der Kärntner, der diese Wertung auch 1983 für sich entschied, ist aber mit insgesamt fünf kleinen Kristallkugeln weiter alleiniger Rekordhalter in der schnellsten Alpin-Disziplin.
Die Trophäe bei den Frauen ging zum zweiten Mal nach 2018 an Olympiasiegerin Sofia Goggia. Die Italienerin setzte sich mit 70 Zählern Vorsprung vor Weltmeisterin Corinne Suter aus der Schweiz durch. Goggia hätte in Lenzerheide nach einer Knieverletzung ihr Comeback geben wollen, um ihre Führung im Abfahrts-Weltcup auf der Piste erfolgreich zu verteidigen. Das war nun aber nicht mehr nötig. "Ich glaube, ich habe den Pokal verdient", lautete der Kommentar von Goggia, die vor ihrer Verletzung vier von fünf Abfahrten in diesem Winter gewonnen hatte.
Im Kampf um die Gesamtwertungen bedeutet die Absage einen Vorteil für die Führenden Alexis Pinturault (Frankreich) und Petra Vlhova (Slowakei), die Technik-Spezialisten sind und nun gegenüber den Verfolgern Marco Odermatt und Lara Gut-Behrami (beide Schweiz) keine Punkte verlieren. "So ein Tag wie heute hilft sicher nicht", sagte Odermatt, dem 31 Punkte auf Pinturault fehlen, im Schweizer Fernsehen. Für Donnerstag sind die beiden Super-G vorgesehen.
"Um das Programm am Mittwoch mit den vorgeschobenen Trainings durchbringen zu können, waren wir auf gute Bedingungen angewiesen. Das war leider wie befürchtet nicht der Fall, darum wurde so früh entschieden", erklärte FIS-Rennchef Markus Waldner zur Absage. Für Donnerstag ist der Südtiroler zuversichtlich: "Die Wetterprognosen sehen gut aus, wesentlich besser als in den letzten Tagen. Der Fokus liegt nun darauf, die Piste bis dahin in einen optimalen Zustand zu bringen."
Eine Programm-Umstellung, etwa die Verlegung der Abfahrten auf Freitag auf Kosten des fast bedeutungslosen Team-Bewerbs - die Schweiz hat im Nationencup mehr als 1.000 Punkte Vorsprung auf Österreich, war hingegen keine Option. Dies lässt das FIS-Reglement nicht zu.
Im Super-G hat Weltmeister Vincent Kriechmayr beste Chancen, als erster Österreicher seit Hannes Reichelt im Jahr 2008 die kleine Kristallkugel zu holen. Der 29-Jährige startet mit satten 83 Punkten Vorsprung auf Odermatt ins letzte Speed-Rennen der Saison. Der Schweizer muss also unbedingt gewinnen und gleichzeitig darauf hoffen, dass Kriechmayr bestenfalls 15. wird, um noch den Sprung auf Platz eins zu schaffen.
"Es ist definitiv keine g'mahte Wiesen", meinte Kriechmayr, der mit einer "Topleistung ums Podium mitfahren will, weil auf Platzierung zu fahren, das rächt sich meistens. Ich werde es deshalb so anlegen wie die Super-G davor. Man muss auch immer ein bisschen taktisch fahren", versicherte der Oberösterreicher.