Katharina Liensberger hat nach ihrem ersten Weltcup-Sieg am Samstag in Aare allerhand Gratulationen und Komplimente eingeheimst. Viel Zeit zum Genießen blieb der Slalom-Weltmeisterin aber nicht, da nach der Heimreise aus Schweden schon das Finale in Lenzerheide in den Mittelpunkt rückt. Liensberger kann dort ihre erste kleine Kristallkugel gewinnen. "Es ist nahe, und doch will ich mich auf mich selbst konzentrieren, auf das Skifahren", betonte die Vorarlbergerin.
Gerade einmal 22 Punkte hat Liensberger in der Disziplinwertung nun Rückstand auf die Slowakin Petra Vlhova, die zudem 37 Punkte vor der US-Amerikanerin Mikaela Shiffrin liegt. Alle übrigen Läuferinnen, etwa die starken Schweizerinnen Michelle Gisin und Wendy Holdener, haben rechnerisch keine Chance mehr.
"Schon als Kind runtergefahren"
Liensberger freut sich auf den Dreikampf mit einem Duo, das lange "das Maß aller Dinge", war. "Mich da immer näher herantasten haben zu können und jetzt gemeinsam mit ihnen auf einem Toplevel fahren zu können, das ist etwas ganz Besonderes", kommentierte die 23-Jährige die Situation. "Lenzerheide ist ganz in meiner Nähe, ich bin da schon oft als Kind runtergefahren und weiß von dem her, was mich erwartet", sagte Liensberger, die nur auf sich selbst achten will. Das Rezept müsse denn auch sein, "so zu fahren, wie ich als Kind gefahren bin".
Aus eigener Kraft kann Liensberger den ersten Slalom-Gesamtsieg einer Österreicherin seit Marlies Schild 2011/12 freilich nicht schaffen: gewinnt sie das letzte Rennen in der Schweiz und Vlhova ist Zweite, geht Kristall an die Slowakin. Vlhova könnte ihr Missgeschick im ersten Durchgang am Samstag dennoch noch teuer bezahlen müssen, auch wenn sie mit Platz acht dank Laufbestzeit im zweiten Abschnitt noch erfolgreich Schadensbegrenzung betrieb.
"Schon alles passiert"
"22 Punkte sind jetzt nicht viel. Es ist schon alles passiert beim Finale", konstatierte indes Damen-Rennsportleiter Christian Mitter. "Jetzt muss sie einfach schauen, dass sie die Energie noch hat in Lenzerheide, dass sie das noch gut hinunterbringt", gab der Steirer Liensberger mit auf den Weg. Deren erlösender erster Sieg habe sich schon angekündigt: "Sie hat ein paar Mal knapp verloren im Slalom, in Semmering oder Zagreb zum Beispiel. Das ist jetzt natürlich super, dass sie den ersten Sieg einfährt und das relativ souverän. Hut ab!"
Im ÖSV-Team freuten sich überhaupt alle mit Liensberger. "Es ist ihr nur zum Vergönnen. Sie arbeitet auch so hart dafür", meinte etwa Katharina Gallhuber, am Samstag als Neunte erstmals in dieser Saison in den Top Ten. "Und wenn man so jemanden im Team hat, gibt das natürlich Auftrieb. Ich finde es richtig cool, dass ich mich mit der Kathi im Training messen kann. Ich will so Schritt für Schritt wieder der Weltspitze näher kommen", ergänzte die Bronze-Gewinnerin von Olympia 2018.
Erst der Anfang
"Ich gönne ihr das von Herzen, weil sie mit so viel Präzision und Leidenschaft daran arbeitet, dass ihr Schwung jedes Mal wieder schneller wird", sagte Marie-Therese Sporer, die mit den Plätzen 19 und 20 ihr bestes Weltcup-Wochenende überhaupt erlebte. Für die 24-Jährige, die schon schwere Verletzungen verdauen musste, soll das erst der Anfang gewesen sein. Hoffnung gab ihr auch der zweite Durchgang am Samstag: "Der Mittelteil war sensationell. Da bin ich der Petra (Vlhova; Anm.) vier Zehntel davongefahren. Jetzt gilt es, das von oben bis unten zu machen."