Einen Tag nach seinem sensationellen WM-Titel im Großschanzenbewerb ließ Johannes Lamparter am Freitag den bisher schönsten Tag in seiner Karriere mit etwas Abstand nochmals Revue passieren. "Nach dem Rennen habe ich mit meiner Freundin und den Eltern telefoniert. Ich habe aber auch so viele Nachrichten bekommen, die ich hoffentlich noch alle beantworten kann. Am Abend gab es dann vor dem Hotel einen kleinen Empfang. Ich durfte auch das Bierfass anzapfen, doch muss ich da noch ein bisschen üben. Dann haben wir noch ein Glas getrunken und ich bin gegen 23 Uhr ins Bett."
Einschlafen konnte Österreichs neuer Sportheld aber noch nicht sofort. "Ich bin schon noch einige Zeit wachgelegen und musste erst das Erlebte verarbeiten. Geschlafen habe ich dann ganz gut und es war voll cool, als ich in der Früh aufgewacht bin und neben mir auf dem Nachtkastl das WM-Trikot gelegen ist", lächelte der 19-Jährige, der das Erreichte aber noch nicht ganz realisieren konnte. "Das wird schon noch einige Zeit dauern."
Noch einmal auf den Gold-Tag zurückblickend, erklärte der Tiroler, dass es der perfekte Tag gewesen sei, den man sich als Spitzensportler erhofft: "Zuerst habe ich meinen bisher besten Sprung auf einer Großschanze geschafft und dann bin ich auch noch die beste Laufzeit meiner Karriere gelaufen. Ich hatte aber auch unglaubliche Ski - ohne die wäre es nicht gegangen".
Auf die Frage, wie er sich selbst beschreiben würde, sagt Lamparter: "Ich habe sehr viel Energie, bin nur sehr selten schlecht gelaunt und ein guter Teamplayer." Letzteres wird auch heute wichtig sein, wenn der Rumer an der Seite seines Tiroler Landsmannes Lukas Greiderer in den Teamsprint startet: "Wir sind beide sehr gut drauf und werden versuchen, unsere Punkte wieder umzusetzen. Es ist sicher einiges möglich, auch wenn die Konkurrenz mit den Norwegern, Deutschen, Finnen und Japanern sehr groß ist", sagt Lamparter, der vor dem letzten Kombinierer-Wettkampf bei seinem WM-Debüt bereits bei einmal Gold und einmal Bronze hält.
Nach dem Weltcup wartet die Matura
Wie es für Österreichs erst zweiten Einzel-Weltmeister nach Bernhard Gruber nach der WM weitergehen wird? Nach der WM folgt noch das Weltcupfinale in Klingenthal, dann will sich Lamparter, der seit heute auch stolzer Besitzer eines Drohnen-Führerscheins ist, auf die bevorstehende Matura konzentrieren. "Nach der Matura gehe ich entweder zum Bundesheer oder verschiebe es noch um ein Jahr, weil 2022 ja die Olympischen Spiele sind."
Aber auch Cheftrainer Christoph Eugen konnte nochmals ein freudiges Resümee ziehen: "Es war ein sensationeller Tag. Wir wussten, dass wir Chancen haben. Doch spätestens nach dem Sprung von Johannes waren wir alle positiv aufgeregt. Wir hatten in der Loipe eine gute Taktik - er sollte von Anfang an angreifen. Als der Rückstand nicht geringer wurde, haben wir es langsam realisiert. Cool war auch, dass seine Teamkollegen während des Rennens immer gefragt haben, wie der Johannes liegt. Das zeigt den Teamgeist", sagte der Steirer, der sich vom Duo Lamparter/Greiderer heute doch einiges erwartet: "Sie zählen zu den Favoriten".
"Johannes ist ein sehr geerdeter Mensch"
Auf die Frage, wie er seinen Weltmeister-Schützling beschreiben würde, sagt Eugen: "Johannes ist ein sehr geerdeter Mensch, kein Typ, der abheben wird. Er weiß, was es für ihn bedeutet und er kann damit gut umgehen. Er ist ein vernünftiger Mensch, der einen Plan braucht, den er dann akribisch abarbeitet." Und seine sportlichen Qualitäten? "Johannes ist mit seinen erst 19 Jahren schon sehr ausgereift. Ein sprungkräftiger Typ mit fliegerischen Qualitäten, der seine Nerven im Griff hat. Er schafft es immer, am Punkt einen guten Sprung runterzubringen. Und trotz seiner Jugend hat er schon ein sehr stabiles Laufniveau."
Alexander Tagger aus Oberstdorf