Österreichs Skisprung-Männer sind auf höchster Ebene im Einzel mehr als ein Jahr sieglos, 25 Weltcup-Springen sowie die WM-Entscheidung auf der Oberstdorfer Normalschanze gingen ohne rot-weiß-roten Gewinner über die Bühne. Zuletzt hatte Stefan Kraft am 28. Februar 2020 in Lahti reüssiert, und er ist auch Österreichs große Hoffnung für den WM-Großschanzenbewerb am Freitag (17.00 Uhr, live ORF 1). Der Salzburger gewann am Donnerstag sowohl Probedurchgang als auch Qualifikation.
Schon im Mittwoch-Training hatte Kraft mit den Rängen 2, 1 und 9 aufgezeigt. "Ich bin froh, dass das heute auch wieder so gegangen ist", sagte der 27-Jährige zur APA - Austria Presse Agentur. "Ein Tag kann einmal passieren. Zwei Tage, da musst du echt schon gut drinnen sein." Das Gefühl habe er im zweiten Mixed-Durchgang gefunden und seither stabilisiert. "Die Trendwende trägt Früchte. Es ist heute schon selbstverständlicher geworden und ich hoffe, dass das morgen so locker und cool bleibt."
"Da schlafe ich auf jeden Fall besser"
Dem Doppel-Weltmeister von Lahti 2017 sei klar, dass er sich nun im Favoritenkreis befindet, mit der Rolle könne der zehnfache WM-Medaillengewinner aber gut umgehen. "Es ist mir lieber, ich weiß, ich kann um die Medaillen mitspringen. Da schlafe ich auf jeden Fall besser als ich springe um den 10. oder 15. Platz die ganze Zeit." Nervös im Wettkampf werde er trotz aller Routine werden. "Das werde ich immer, wenn es um die Wurst geht. Aber da mache ich meistens die besten Sprünge."
Kraft setzte sich mit einem 127-m-Sprung an die Spitze der Ergebnisliste, Gate- und Windpunkte verhalfen ihm auch dazu. Teamkollege Daniel Huber sprang gleich weit und landete auf Rang sieben. Der Salzburger hatte sich durch einen verunglückten Probedurchgang etwas verunsichern lassen. "Ich habe mich wieder hinkämpfen müssen. Ich lasse mir ein bisschen schnell das Vertrauen nehmen, das muss nicht sein. Aber ich habe das Gefühl, was ich zu tun habe und dass ich klar bin."
Der 28-Jährige ist sich sicher, dass Rot-Weiß-Rot im Medaillenkampf mit ein bisschen Glück dabei sein werde. Da könnte auch Philipp Aschenwald ein Wörtchen mitreden. Als Zehnter standen für ihn 130 m auf der Anzeigetafel. "Ich habe ein bisschen am Tisch liegengelassen. Wenn ich den treffe, geht die Energie auch viel besser in den Flug." Rückenwind drückte Jan Hörl bei 107,0 m zu Boden, er wurde 32. und erhielt 20,6 Windpunkte. "Das ist dann schon eine andere Sportart", meinte der 22-Jährige.
Hinter Kraft landeten der Norweger Johann Andre Forfang (133,5 m), der deutsche Titelverteidiger Markus Eisenbichler (127,5) und der polnische Normalschanzen-Sieger Piotr Zyla (127,0). Der elffache norwegische Saisonsieger Halvor Egner Granerud ist wegen einer Corona-Infektion nicht dabei. Kraft hat übrigens mit Mixed-Bronze nun vier Weltmeisterschaften in Folge immer angeschrieben, holte da in Summe zehn Medaillen, wobei es 2015, 2017 und 2019 jeweils zumindest zweimal geklappt hat.
In der Oberstdorfer WM-Konkurrenz vom kleinen Bakken war Michael Hayböck als Bester des ÖSV-Quartetts Siebenter geworden. Nun ist er ausgerechnet an seinem 30. Geburtstag nicht dabei, der Oberösterreicher ist am Donnerstag auch schon abgereist. Manuel Fettner scheiterte in der internen Qualifikation gegenüber Hörl nur knapp. Der 35-Jährige ist nach seiner "Last minute"-Nominierung noch ohne WM-Einsatz im Allgäu, er bleibt als Ersatzspringer für den Teambewerb.
Im Einzel kommen die besten vier Österreicher des Tournee-Springens vom 29. Dezember zum Einsatz. Beim Sieg des Deutschen Karl Geiger wurde Kraft Sechster, Aschenwald Achter, Hörl Elfter und Huber 13. "Ich bin da bei der Tournee immer sehr gut reingestartet", sagte Kraft, Oberstdorf-Sieger 2016. Auch seine drei Teamkollegen waren im Mittwoch-Training stark gewesen, und zwar Huber mit den Rängen 3,5 und 6, Aschenwald mit 10, 6 und 1, Hörl mit 8, 10 und 6.