Der letzte Bewerb der alpinen Ski-WM in Cortina d'Ampezzo hat es in sich. Im Herren-Slalom am Sonntag (10.00/13.30 Uhr, live ORF 1) werden fast zwei Dutzend Medaillenkandidaten ihr Glück versuchen. Die rot-weiß-roten Anwärter heißen Marco Schwarz, Manuel Feller, Michael Matt und Adrian Pertl. Der zweifache Medaillengewinner Schwarz will "die Coolness" von seinen bisher erfolgreichen Bewerben abrufen. "Für mich ist der Slalom Zugabe", sagte Technik-Chefcoach Marko Pfeifer.
"Es gibt keinen Druck", stellte Schwarz nach der sensationellen Riesentorlauf-Bronzemedaille am Freitag fest. "Jetzt kann er noch befreiter in den Slalom gehen", meinte sein Kärntner Landsmann Pfeifer, für den schon die Goldene in der Kombination am Montag "sehr, sehr wertvoll" war. "Er soll drauflosfahren, dann schauen wir, was rauskommt", gab Pfeifer Schwarz mit auf den Weg.
Schwarz führt derzeit den Slalom-Weltcup an. Er war in diesem Winter zwischen den Stangen der konstanteste Punktesammler und feierte in Adelboden und Schladming zwei Tagessiege. Das gelang sonst nur dem Norweger Henrik Kristoffersen, der in Madonna di Campiglio und zuletzt in Chamonix triumphierte. Die zwei Kristoffersen-Siege waren übrigens die einzigen beiden Rennen, die Schwarz nicht in den Top drei beendete. Sieben Mal schaffte der Kärntner das in seiner Lieblingsdisziplin - bei unterschiedlichen Bedingungen und Topografien.
Das allein brächte Schwarz schon in eine Favoritenrolle, die bisher so starke WM zementierte diese ein. Auch, wenn er selbst das nicht so sieht. "Ich glaube, dass viele in der Favoritenrolle sind. Es waren sieben verschiedene Slalom-Sieger, es war auch das Podium auch immer sehr knapp", betonte der 25-Jährige. Teamkollege Feller feierte im Jänner in Flachau seinen ersten Weltcup-Sieg und zählt ebenfalls zum Kreis. Gleichermaßen gilt das für die Franzosen Clement Noel und Alexis Pinturault, den Norweger Sebastian Foss-Solevaag, die Schweizer Ramon Zenhäusern und Loic Meillard, den Briten Dave Ryding, den Südtiroler Alex Vinatzer, den Deutschen Linus Straßer und viele, viele mehr.
Fellers letzte Chance
"Es ist wahrscheinlich das größte Feld, das da um die Top-Platzierungen mitredet, von dem her wird es schwierig. Aber ich glaube, wir haben in der Saison schon oft genug gezeigt, dass wir zu den Schnellsten dazugehören", sagte Feller, der im WM-Riesentorlauf im ersten Durchgang einen Ausfall verzeichnete. "Es ist natürlich schwierig. Jetzt habe ich nur noch eine Chance, und da sollte es funktionieren", konstatierte der Tiroler.
Sein engerer Landsmann Matt gewann 2018 bei Olympia in Südkorea Bronze sowie 2019 bei der WM in Aare Silber. "Für mich war das damals das genialste Gefühl bei Olympia", erzählte er. "Jetzt fühle ich mich auch wieder wohl. Ich denke schon, dass was möglich ist", stellte er klar, dass eine Medaille wieder das Ziel ist. "Natürlich muss an dem Tag ein bisschen Glück auf deiner Seite sein, dass die Hundertsteln da sind oder der andere seine Leistung nicht hundertprozentig abruft."
Was die Unterlage betrifft, "wird es eher eine Salzpartie werden und ein bisschen eine weiche Sache. Dass wir das nicht so schlecht können, das wissen wir auch", verlautete Feller. Auch Matt trainierte speziell dafür, auf einem Hang im Ötztal hätten Trainer "mit dem Wasserschlauch und Salz die Piste präpariert". Der vierte ÖSV-Starter Pertl freute sich zuerst über seine Teilnahme, für die er - auch wegen der besseren Startnummer - den Tiroler Fabio Gstrein ausstach. "Aber wenn ich da schon am Start bin, möchte ich auch ein gutes Rennen abliefern", sagte der Kärntner.
Statistisch gesehen spricht viel für die Österreicher. Nur drei Mal in den vergangenen 20 Jahren - 2003, 2011 und 2015 - haben die ÖSV-Männer im jeweiligen WM-Slalom gar keine Medaille abgestaubt. Gold gab es inklusive 2001 gleich sieben Mal durch Marcel Hirscher (2013, 2017, 2019), Mario Matt (2001, 2007), Benjamin Raich (2005) und Manfred Pranger (2009).