Auch am Tag danach war ich noch fasziniert vom Super-G der Herren. Das war auch für mich beim Zuschauen eine Berg- und Talfahrt der Gefühle. Zuerst mit der Meinung, dass die Passage nach dem Sprung unfahrbar ist. Um dann mit Interesse zu verfolgen, wie verschieden die Lösungsansätze der Fahrer waren. Und letztlich war es ein cooles Rennen, auch als Zuschauer wirklich fesselnd und angenehm. Ich kann mich da wirklich in die Fahrer hineinfühlen, an die Emotionen, die sich da abspielen, auch bei der Abfahrt. Viele werden nicht gewusst haben, wie sie die Stelle meistern sollen, werden sich gefragt haben: Wie tu ich da nur?
Klar ist: Der Sieg von Vincent Kriechmayr war hochverdient. Er hat es mit seiner brillanten Technik gemacht – und die Favoritenrolle eindrucksvoll bestätigt. Bleibt abzuwarten, was die Medaille mit ihm macht: Logisch, so ein Auftakt kann beflügeln – oder auch nicht. Was für ihn spricht: Auf dieser Abfahrt braucht es auch eine brillante Technik, auch wenn die Passage vor dem großen Sprung sicher noch flüssiger wird. Dazu muss ich sagen: In jedem Rennen will ich so etwas nicht sehen, wenn man die Tore nicht mehr auf Zug fahren kann. Aber ab und zu ist es gut, wenn nicht alle blind attackieren, sondern auf Instinkt und Rennintelligenz setzen müssen. Und als kleiner Nebeneffekt müssen die Läufer bei solchen Rennen auch darüber nachdenken, das Set-up nicht ganz so aggressiv zu gestalten.
Die Favoriten? Die Chance steht für mich auch nach der Kritik im ersten Training gut, dass einer der „großen Drei“ – Beat Feuz, Dominik Paris oder Mattias Mayer – vorne sein wird. Leicht wird es nicht, aber speziell „Mothe“ ist reif für die Medaille. Und dann kommt bei dieser WM mit ihren Spezialitäten auch der eine oder andere ins Spiel, mit dem man vielleicht nicht so rechnet, so wie Romed Baumann. Mein Tipp: Max Franz. Der hat schon bewiesen, welchen Grundspeed er hat, auch im ersten Training.
Fritz Strobl