Kitzbühel 2021 – in diesem Jahr ist fast alles anders. Doch auch in diesem Jahr waren die Rennen nichts für schwache Nerven. Vor einer Woche haben wir noch gerätselt, warum die Routiniers in der Abfahrt nicht in Fahrt kommen, und dann hat sich das an dem Wochenende grundlegend gedreht.
Die jungen Fahrer waren fast chancenlos, leider haben Urs
Kryenbühl und Ryan Cochran-Siegle, die zuvor noch als die Überraschungen des Winters gegolten haben, noch dazu einen hohen Preis bezahlt.
Routine ist in der Abfahrt nicht zu ersetzen. Das gilt überall, auf der Streif aber ganz besonders. Routine und Lockerheit sind gefragt, auch wenn das ein wenig klingt wie ein grundsätzlicher Widerspruch. Aber schauen wir uns die Fahrten von Beat Feuz an: Da war der richtige Fokus auf die kritischen Stellen, also die Routine, ebenso zu sehen wie die feine Klinge, die Passagen, die man mit der richtigen Lockerheit fahren muss.
Denn nur mit dem Messer zwischen den Zähnen voll auf Attacke zu setzen, das geht auch nicht – das habe ich mir bei den Fahrten von Vincent Kriechmayr und Max Franz gedacht und sie haben es dann im Ziel auch präsentiert bekommen. Dabei haben beide wirklich guten „Grundspeed“, wie wir sagen.
Es bedeutet, schnell Ski fahren zu können, schnelle Kurven, aber auch schnelle Gleitstücke. Aber das allein reicht nicht, es braucht auch die innere Freude und die Lockerheit. Eigentlich hätte ich gedacht, dass Vincent diese Lockerheit nach seinem zweiten Platz in Bormio gefunden hätte – doch er wollte den Erfolg in der Abfahrt erzwingen, das geht nie gut.
Zu seinem Glück hatte er den Super-G am Montag und den Befreiungsschlag; keinen Tag zu früh. Er kann nun eine Woche das Glücksgefühl des Sieges genießen, bevor es nach Garmisch und direkt weiter zur WM geht – ohne Erfolgserlebnis wäre das eine zähe Zeit geworden. Auch für Österreichs zweite Garde, die aufgezeigt hat.
Fritz Strobl