Als Manuel Feller im Ziel nach Lauf zwei abschwang, wurde schon der "Märchenprinz" der EAV gespielt. Logisch, hatte der Tiroler doch in den Tagen zuvor mit seinem Sager von der "Märchenwiese" in Flachau für viel Aufsehen gesorgt. Schließlich wurde die "Hermann-Maier-Weltcupstrecke" aber wirklich zur Märchenstrecke für den 28-Jährigen: Just hier feierte er seinen ersten Weltcupsieg, vor dem Franzosen Clement Noel und Teamkollege Marco Schwarz. Just hier ging sein Traum in Erfüllung, endlich zu gewinnen. Ein Traum, der ihn aber auch einiges kostet ...
Feller jubelte im Ziel bereits, Laufbestzeit im zweiten Durchgang bis dahin war eine Messlatte für die Folgenden. Und als Clement Noel dann schon bei den Zwischenzeiten zurücklag, da reifte der Gedanke an den erlösenden ersten Sieg bereits. "Aber dann hab' ich mir gedacht: Der Hundling holt auf!" Nicht genug; Noel wurde Zweiter und bei Feller fiel ein ganzer Fels vom Herzen. "Es ist wie eine kleine Erlösung", sagte er. Denn: "Damit sind viele Fragen auch mundtot gemacht. Wie etwa die, wie lange es denn noch dauert bis zum ersten Sieg."
Feller plauderte drauflos. Über die Nervosität vor dem Rennen: "Ihr habt mir ja viel Druck auferlegt", sagte er zu den anwesenden Medien, "ich war bei keinem Rennen so nervös, weil ich schon die Schlagzeilen vor mir gesehen habe, wenn ich beim zweiten Tor einfädle. Das wär' schlimm gewesen."
Also fuhr Feller ein stabiles, kontrolliertes Rennen - und war doch vorne dabei: "Das zeigt, wie gut das Material ist. Ich war überrascht, dass das für vorne reicht." Im zweiten Lauf ließ er es "passieren", fühlte sich selbst aber "gar nicht am Limit. Aber so ist es eben, wenn es läuft." Letztlich wurde es der Sieg. Und Feller sagte seufzend zu der handvoll Journalisten: "Es war ein unglaublicher Tag, eine unglaubliche Geschichte. Da seid ihr dran beteiligt, dass es so eine Story geworden ist. Also kann ich nur sagen: Vielen Dank auch an euch!"
Dass der tatsächliche "Titel" für den Sieger in Flachau analog zur "Snow-Princess" natürlich der "Snow-Prince" ist, macht die Geschichte nur einen Dreh komischer. Ebenso wie die Tatsache, dass Feller der Sieg viel kostet: "Ich gewinne Preisgeld, ja, aber ich verliere auch Geld." Die Geschichte dahinter: "Ich hab' einmal die 30er-Feier von einem Freund verpasst. Und da habe ich gesagt: 'Wenn ich das erste Weltcuprennen gewinne, dann hole ich das nach, dann zahle ich zehn Flüge nach Bangkok und retour - zu seinem Vierziger.' Aber es wird mir trotzdem noch was überbleiben", lachte Feller.
Davor reflektierte er aber. Über seine harten Zeiten. "Mein größter Sieg? Als ich wieder schmerzfrei Skifahren konnte heuer. Auf einmal hat auch alles viel mehr Spaß gemacht, das war für mich sehr wichtig. Und seither geht es bergauf. Da steckt viel Arbeit dahinter, von vielen Leute. All diesen muss ich Danke sagen!" Nebeneffekt des Sieges ist natürlich die Führung im Slalom-Weltcup und das dritte Rote Trikot. Aber auch das ist noch nicht für Feller selbst. Denn nach dem Papa und dem Servicemann meldete sich auch die Freundin an: "Die hat sich beschwert, warum ich sie vergessen habe. Das hole ich jetzt nach." Zum Glück bekommt Feller ja ein neues am zweiten Renntag in Flachau. Das Ziel da? "Man kann nicht davon ausgehen, dass ich wieder gewinne. Aber probieren werde ich es!"
Was er gerne für Schlagzeilen lesen würde? "Das ist nicht mein Job, mir darüber Gedanken zu machen. Ihr macht das gut. Mein Job ist, schnell Ski zu fahren. Das ist mir heute gelungen."