Zunächst musste Christian Mitter leise bis zehn zählen, dann kam der Konter. Der Chef der ÖSV-Skidamen hat am Donnerstag sehr deutlich darauf reagiert, dass Manuel Feller den Slalomhang in Flachau zuvor als "Märchenwiese" bezeichnet hatte. "Er soll schauen, dass er seine Zwetschken beinand hat. Dann muss er dort auch gewinnen", sagte Mitter in einem Zoom-Meeting aus Kranjska Gora, wo am Wochenende zwei Damen-Riesenslaloms stattfinden.
Die Damen fahren wegen der Absage in Maribor damit wieder auf einem klassischen Herrenhang, während die Herren wegen den Corona-Absagen in Wengen bzw. Kitzbühel am Wochenende zwei Slaloms in Flachau bestreiten. Auf der Hermann-Maier-Weltcuppiste in Salzburg hatten im vergangenen Jahrzehnt ausschließlich Damen-Nachtslaloms stattgefunden. Am vergangene Dienstag war dort Katharina Liensberger nur von US-Star Mikaela Shiffrin geschlagen worden.
Slalomspezialist Feller bedauert den Ausfall von Wengen und Kitzbühel und ist offenbar der Meinung, dass man in Flachau und danach auch in Chamonix auf relativ einfachen Hängen fahren würde. "Leicht oder nicht leicht. Zagreb ist auch nicht schwierig und Adelboden bis auf fünf oder sechs Tore auch nicht wirklich", konterte am Abend Mitter, der vor seinem Engagement bei den ÖSV-Damen zehn Jahre als erfolgreicher Herrencoach in Norwegen tätig gewesen war. "Das ist immer so ein Gerede. Wenn man Slalom-Weltcupsieger werden will, muss man überall gut fahren können."
Es gäbe außerdem auch bei den Damen ausreichend schwierige Hänge, betonte Mitter. Gerade erst in St. Anton habe man dies gesehen. "Außerdem ist auch im Herren-Weltcup nicht immer alles brutal steil und eisig."
"Ich hätte Märchenwiese ganz anders interpretiert", reagierte Liensberger auf den Feller-Sager gelassen. Sie habe gerade in Flachau schon viele Märchen geschrieben, vom Weltcup-Debüt, ihrem ersten Podestplatz trotz Erkrankung bis zum zweiten Platz zuletzt am Dienstag. "Es war wirklich ein Märchen, Zweite zu werden."
Für Liensberger ist jeder Weltcuphang speziell, so auch Flachau. "Weil es ein tolles Flutlichtrennen ist und man auf dem mittelsteilen Hang richtig pushen muss. "Für die Buben ist er neu, eine Abwechslung. Ich bin schon neugierig, wie sie sich dort zurechtfinden." Und eines wollte die Vorarlbergerin wegen Covid-19 auch nochmals festgehalten wissen. "In dieser besonderen Saison muss man sich auf vieles gefasst machen. Wir sollten froh und dankbar sein, dass wir überhaupt Rennen fahren können."