Der "Österreicher-Berg" Sljeme hat den rot-weiß-roten Ski-Herren in dieser Saison wieder Podestplätze beschert. Nicht nur kollektiv, besonders beim Zagreb-Zweiten Manuel Feller läuft es derzeit im Slalom rund. "Ich glaube, ich war immer schon ein Kämpfer", sagte der oft durch Verletzungen zurückgeworfene und gerne kritisierte Tiroler. Im Riesentorlauf allerdings muss er seine Stehauf-Qualitäten noch beweisen. In Adelboden finden am Freitag und Samstag zwei Rennen statt.
Die Plätze zwei bis vier durch Feller, Marco Schwarz und Michael Matt, Fabio Gstrein zusätzlich als Achter in den Top Ten, obendrein das Rote Trikot von Feller für die Führung im Slalom-Weltcup - der Startschuss des neuen Jahres in Zagreb hätte für die ÖSV-Mannschaft fast nicht besser laufen können. Mit dem Sieg von LinusStrasser konnte sich am Mittwochabend jeder anfreunden, zumal der Münchner die Feinheiten des Skifahrens einst in Kitzbühel erlernte.
"Das zeigt, dass wir sehr viel richtig machen, dass eine gute Stimmung im Team herrscht und dass wir uns gegenseitig pushen können", meinte Schwarz. "Es waren gute Analysen im Sommer, nachdem wir letztes Jahr vielleicht nicht so zufrieden waren mit der Slalom-Saison", erkennt Technik-Gruppentrainer Marko Pfeifer die Früchte einer längeren Arbeit reifen. "Wir kennen die Athleten schon länger und man weiß, wo kann man ansetzen und Sachen besser machen." Die Bilanz der vergangenen Saison mit drei Podestplatzierungen ist bereits nach drei Bewerben übertroffen, vier sind bisher auf dem Konto.
Feller schwebte nach dem besten Saisonstart seiner Karriere - im Slalom zweimal Zweiter, einmal Vierter - sowieso auf Wolke sieben. "Ich bin immer wieder aufgestanden, das hat mich immer wieder stärker gemacht", verlautete der 28-Jährige, den viele nach dem vergangenen, von Rückenproblemen gezeichneten Winter schon als künftigen Sozialfall gesehen und auf seinen Social-Media-Kanälen unablässig geschmäht hatten. Nach einem Bandscheibenvorfall hatten ihn teils heftige Schmerzen geplagt. Fehlbelastungen, reduziertes Training und bescheidene Resultate waren die Folge.
Auch die Vorbereitungen auf diese Saison waren dadurch beeinträchtigt. Laut Pfeifer wurde dann bewusst die Schlagzahl reduziert, der Auftakt-Riesentorlauf in Sölden ausgelassen. Stattdessen arbeitete man "in leichten Geländen mit leichten Kurssetzungen", um gewisse Bewegungsmuster zu automatisieren. Auch andere Abläufe in Fellers Umfeld - etwa im Bereich Konditionstraining - seien adaptiert worden.
"Ich denke, das war sehr clever und ein guter Schachzug", betonte Pfeifer. "Vielleicht hilft auch die Familie und das Kind, das ist sicher auch ein Argument, was ihm sehr gut tut. Und er ist jetzt in einem Alter, wo man das ein bisschen gelassener sieht und besser einordnen kann, wenn er im Training einmal nicht Bestzeit fährt." Früher sei Feller manchmal sehr impulsiv gewesen, derzeit sei "eine sehr produktive Arbeit möglich." Man dürfe allerdings "nicht davon ausgehen, dass der Manu bei jedem Rennen auf ein Podium fährt".
Per Charter von Zagreb in die Schweiz
Die nächste Station heißt Adelboden - am Donnerstagvormittag flogen Feller, Schwarz und Adrian Pertl per Charter von Zagreb in die Schweiz. Schon am Freitag (10.30/13.00 Uhr, live ORF 1) ist der erste Riesentorlauf im Berner Oberland angesetzt. In der Disziplin ist Feller heuer bei drei Gelegenheiten nie in den Punkterängen gewesen, zweimal schied er im Finale aus. "Vor allem dadurch, dass bei meiner Vorbereitung im Sommer nicht alles astrein abgelaufen ist, ist es im Riesentorlauf einfach, was die Kräfte auf den Körper betrifft, ein bisschen schwieriger als im Slalom", erklärte er.
Die mentale Leichtigkeit und die Überzeugung, jedes Tor ohne Zurückstecken nehmen zu wollen, würden ihm noch abgehen, meinte er. Ob Feller das komplette Adelboden-Programm mit drei Rennen in drei Tagen bestreitet, ist auch noch offen: "Wenn es mich nach dem ersten Riesentorlauf ziemlich zwickt, werden wir den zweiten auslassen und uns auf den Slalom fokussieren." Das Chuenisbergli sei eigentlich immer sein Slalom-Lieblingshang gewesen. "Nur die letzten Jahre hat es mich ein bisschen gefuchst."
Schwarz freute sich ebenso auf die Technik-Klassiker, auch wenn sich das Fernbleiben von Zuschauern dort besonders gravierend auswirken wird. Nicht nur akustisch, sondern auch finanziell: das lokale Organisationskomitee hat ein Minus im sechsstelligen Franken-Bereich veranschlagt. "Es wird sicher anders werden heuer, aber das hält mich vom guten Skifahren nicht ab", sagte Schwarz, im Vorjahr Slalom-Dritter. Sein Weltcup-Debüt gibt am Freitag der 24-jährige Tiroler Christian Borgnaes.