Die Favoritinnen sind bei der Rückkehr in die Nacht leicht gefunden, denn die jüngsten 28 Slaloms gewannen entweder Mikaela Shiffrin (19) oder Petra Vlhova (9). Während Bernadette Schild nach erneutem Kreuzbandriss fehlt, ist Katharina Gallhuber beim Zauberberg-Slalom erstmals dabei. Dort, wo sie sich das Kreuzband gerissen hat, will sie ihrem zähen Comeback eine Wende geben.
Die Niederösterreicherin Gallhuber war wie Katharina Liensberger vor zwei Jahren eine der großen Slalomhoffnungen im ÖSV. Sie kam regelmäßig in die Top Ten, holte bei Olympia 2018 in Südkorea Bronze im Slalom und Silber mit der Mannschaft, ehe sie sich vor zwei Jahren bei der Vorbereitung auf das Semmering-Heimrennen ebendort schwer am Knie verletzte.
Gallhuber: "Letzt Zeit war nicht einfach für mich"
Das Comeback ein Jahr später verlief zunächst zwar verheißungsvoll, ein "unerklärlicher" Ausfall 2019 in Lienz warf Gallhuber aber aus der Bahn. "Ab diesem Zeitpunkt hat es mir ein bissl die Schneid abgekauft. Seitdem bin ich am Start nicht mehr so angriffslustig wie früher", erklärte die 23-jährige Göstlingerin. "Das war eine neue Situation für mich, denn bis dahin ging es bei mir immer bergauf. Die letzte Zeit war deshalb nicht einfach für mich."
Dieses Tief gelte es nun zu überwinden. Gallhuber ist athletischer und spritziger geworden, hat zwischen den Levi-Slaloms (Ausfall und Platz 22), dem Parallelrennen in Lech/Zürs (40.) und Semmering Europacup- und FIS-Rennen bestritten und hofft, dass der berühmte Schalter möglichst bald umgelegt werden kann. "Ich muss gedudlig und ruhig bleiben und weiterarbeiten. Jedes Rennen ist eine Chance." Heimrennen seien für sie immer ein "Wahnsinn", selbst ohne Zuschauer wie diesmal. "Ich freue mich auf mein erstes Mal", ist die Niederösterreicherin gespannt auf das heutige Rennen (15.15/18.30 Uhr, live ORF 1).
Gallhuber: "Schön, dass unsere Mädchen vorne mitmischen"
Mut machen Gallhuber auch die starken Leistungen ihrer Teamkolleginnen wie etwa die zweifache Saison-Dritte Liensberger. "Das hilft zu sehen, wo man selbst steht. Es ist schön, dass unsere Mädchen vorne mitmischen. Mein Ziel ist, da auch wieder hinzukommen."
Shiffrin gegen Vlhova heißt auch für Gallhuber das große Slalom-Duell. "Mika ist die feine Skifahrerin, Petra macht viel mit dem Körper." Die Bilanz der beiden ist tatsächlich beeindruckend. Shiffrin hält bei 43 Slalomsiegen alleine im Weltcup, nur Ingemar Stenmark im Riesentorlauf (46 Siege) und US-Landsfrau Lindsey Vonn in der Abfahrt (43) haben sonst in einer Disziplin zumindest 43-mal gewonnen. Bei ihren jüngsten 45 Slalomstarts ist Shiffrin 42-mal auf das Podest gekommen und hat 32-mal gewonnen.
Liensberger heißestes ÖSV-Eisen
Ohne die lange Pause nach dem Tod ihres Vaters würde Shiffrins Slalombilanz wohl sogar noch besser aussehen. Vlhova hat das genutzt und die vergangenen fünf Weltcup-Slaloms für sich entschieden, die Slowakin kam bei den jüngsten 17 Rennen 15-mal auf das Podest. Fast unglaublich: Mit ihren insgesamt zehn Slalomsiegen ist die groß gewachsene Slowakin hinter Shiffrin schon die Nummer zwei bei den aktiven Fahrerinnen.
Österreichs heißestes Eisen am Semmering ist wohl wieder Liensberger. Die Vorarlbergerin hat als zweifache Levi-Dritte schon zwei Podestplätze geholt und ist in den jüngsten neun Slaloms immer in den Top 7 gelandet. Der letzte Slalomsieg der ÖSV-Damen datiert freilich noch immer vom 30. November 2014 in Aspen (Nicole Hosp).
"Ich bin hier vor vier Jahren erstmals in die Punkte gekommen, habe gute Erinnerungen an den Semmering", freut sich Liensberger. "Heimrennen machen immer Spaß, selbst ohne Zuschauer." Den Ausfall von Schild bedauerte Liensberger ("Wirklich sehr tragisch") ebenso wie Stephanie Brunner. "Bernie hatte sich gut zurückgekämpft und ist nun wieder gestoppt worden. Das Gefühl kenne ich nur zu gut", sagte die Tirolerin, die drei Kreuzbandrisse innerhalb von 17 Monaten hinter sich hat.