Nicole Schmidhofer hat sich am Freitag bei ihrem schweren Sturz in der Weltcup-Abfahrt in Val d'Isere einen Riss des Kreuzbandes und des Seitenbandes im linken Knie zugezogen. Das bestätigte eine MRT-Untersuchung in der Klinik Hochrum bei Innsbruck. Die Steirerin fällt damit für die gesamte Weltcup-Saison aus, es war ihr erstes Rennen in diesem Winter gewesen.

"Das ist natürlich bitter. Wir werden alles versuchen, dass sie wieder zurückkommt. Aber es ist nicht einmal 24 Stunden her, jetzt warten wir und dann machen wir einen guten Plan", sagte ÖSV-Damen-Rennsportleiter Christian Mitter Samstagvormittag im ORF-TV-Interview.

Heute folgt die nächste Abfahrt, der Start erfolgt um 10.30 Uhr. Das Tor beim Sprung, wo so viele Läuferinnen Probleme hatten bzw. zu Sturz kamen, wurde versetzt.

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Schmidhofer war am Freitagabend mit der Tyrolean Air Ambulance von Val d'Isere zu näheren Untersuchungen bei Christian Fink nach Innsbruck überstellt. Dort bestätigte sich die Erstdiagnose. Aufgrund der Schwellung kann die Steirerin nicht sofort operiert werden, diese müsse erst zurückgehen, hieß es seitens des ÖSV.

Für Schmidhofer ist es die nächste schwerwiegende Verletzung nach Jänner 2016, als sie sich im Abfahrtstraining von Cortina d'Ampezzo einen Riss des vorderen Kreuzbandes und einen Einriss des Innen- sowie Außenmeniskus im rechten Knie zugezogen hatte. Im Februar 2017 krönte sie ihre Karriere mit Super-G-Gold bei den Weltmeisterschaften in St. Moritz, im März 2019 gewann sie Abfahrtskristall. Bei vier Weltcuprennen trug sie sich bisher in die Siegerliste ein - dreimal in der Abfahrt, einmal im Super-G.

Zwischen zwei Netzen

Schmidhofer flog am Freitag in ihrem ersten Saisonrennen im unteren Streckenabschnitt nach einem Sprung ins Netz, durchschnitt dieses mit ihren scharfkantigen Skiern und blieb zwischen zwei Netzen liegen. Sie war die ganze Zeit bei Bewusstsein und funkte auch noch zu ihren Teamkolleginnen an den Start. Damit verpasst die wohl stärkste Speedfahrerin im ÖSV-Damenteam nicht nur die Weltcup-Saison , sondern auch die WM im Februar in Cortina d'Ampezzo.

Der Sieg in dem von mehreren Stürzen beeinträchtigten Rennen ging an die Schweizerin Corinne Suter. Sie setzte sich 0,11 Sek. vor der Italienerin Sofia Goggia und 0,20 vor der US-Amerikanerin Breezy Johnson durch. Beste Österreicherin wurde Nina Ortlieb als Fünfte (+0,97), Tamara Tippler landete auf Platz sieben (+1,25).

Kaum Platz zum Korrigieren

An derselben Stelle kamen auch die italienische Gesamtweltcupsiegerin Federica Brignone, die Schweizerin Joana Hählen, die US-Amerikanerin Alice McKennis und die Französin Laura Gauche zu Sturz, was jeweils zu weiteren Unterbrechungen führte. Zum einen ist es eine Passage, wo man bei einem Fehler kaum Raum zum Korrigieren hat, zum anderen ist der Abschnitt vom Licht-Schatten-Spiel beeinträchtigt.

Einen Funkspruch von Schmidhofer hatte Nina Ortlieb erhalten. "Ich habe den Sturz nicht mehr gesehen, weil ich ja zwei Nummern dahinter kam. Ich war dann aber sehr erleichtert, als ich sie am Funk hörte. Sie hat gesagt, die Piste ist in Ordnung, man kann attackieren", erzählte die Vorarlbergerin. "Wie ich es eingeschätzt habe: zu gewinnen wird noch schwierig. Ich hoffe, dass morgen wieder ein Topergebnis möglich ist", sagte sie zu ihrer Fahrt. Ortlieb hatte wegen einer Knieverletzung in diesem noch kurzen Winter bereits pausieren müssen.

Tamara Tippler lieferte nach einer schweren Corona-Erkrankung einen Kraftakt ab. "Ich habe die Zähne zusammengebissen, und mit Adrenalin im Blut geht einiges. Ich hatte keine utopischen Ziele für heute, ich habe morgen nochmals eine Chance und werde attackieren", sagte die Steirerin. Angesichts der Umstände sei sie sehr zufrieden mit der Platzierung. "Und bei den Stürzen ist der Sport eh Nebensache. Ich hoffe, dass es Nici bald besser geht."

Für die 26-jährige Corinne Suter war es der dritte Weltcupsieg, bisher hatte sie - jeweils heuer - die Abfahrt in Altenmarkt-Zauchensee und den Super-G in Garmisch-Partenkirchen gewonnen. In der vergangenen Saison holte sie die Kristallkugeln in beiden Speed-Disziplinen. Im Gesamtweltcup behielt die Slowakin Petra Vlhova die Führung, sie wurde Tages-26.