"Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“, heißt es in einem Gedicht von Hermann Hesse. Zaubern, das würden die österreichischen Trainer wohl wirklich gerne können, wenn es um den Riesentorlauf geht; um wieder an die Zeiten eines Marcel Hirscher anschließen zu können, der die Ski-Nation im Alleingang als Nummer eins der Welt einzementierte. „Aber“, sagt Stefan Brennsteiner, „Wunder passieren keine.“ Und Magie, die ist im Skisport auch nur selten wirksam, maximal magisch muten gewisse Leistungen an.
Zumindest versucht man im ÖSV aber alles, um die „Achillesferse Riesentorlauf“ zu beheben. Und dafür hat man im Sommer Michael „Mike“ Pircher, über ein Jahrzehnt der Mann an der Seite von Marcel Hirscher, wieder als Gruppentrainer des RTL-Teams installiert. Und der Steirer hat gleich sein Team aus Hirscher-Zeiten mitgenommen und ergänzt. Und vor allem ist auch Ferdinand Hirscher, Marcels Vater, mitgekommen.
Seither wird gearbeitet. An der Verletzungsanfälligkeit von Brennsteiner etwa, der schon fünf Kreuzbandrisse hinter sich hat. „Es musste etwas passieren, damit ich die Führung des Außenskis nicht so oft verliere, das Risiko minimiere. Also habe ich einiges umgestellt“, erzählt der Pinzgauer, der im Sommer vor allem „viel frei gefahren ist“. Neue Muster brauchen Zeit, „noch bin ich nicht so weit wie vor einem Jahr“. Aber, so sagt der 29-Jährige, „in den letzten drei Wochen hat sich was getan. Ich finde das Vertrauen wieder.“ Welche Rolle Hirschers Vater da spielt? „Eine große, er korrigiert nach jedem Lauf, bessert immer aus, ist extrem engagiert im Versuch, uns sein Wissen zu vermitteln.“
Auch Roland Leitinger erhofft sich den nächsten Sprung. In der Vorsaison, da ließ er sich noch zu selten von der Leine, es stand im Vordergrund, die Startnummer zu verbessern. „Aber ich hab mich schon oft geärgert, warum ich in den ersten Läufen nicht angedrückt habe. In den zweiten bin ich ja einige Top-drei-Zeiten gefahren. Es gilt, das öfter und konstanter zu tun, damit es wieder Top-Ergebnisse gibt.“ Die Motivation sei ungebrochen: „Ich habe noch viel vor in meinem Sport.“
Viel vor hat auch Marco Schwarz, laut Startliste der beste Österreicher im Riesentorlauf, auch wenn er „erst“ mit Nummer 16 kommt. Aber der Kärntner ist positiv gestimmt: „Ich bin bereit. Die Trainings waren sehr gut, auch der Feinschliff im Schnalstal war gut“, sagt Schwarz.
Das Motto ist jedenfalls klar: „Wir wollen Pilot sein und nicht Passagier.“ Das gilt auch für die Abfahrer Matthias Mayer und Vincent Kriechmayr, deren Ziel einmal Lauf zwei ist. Und auf Sicht, da soll im Riesentorlauf wieder am Ende des Rennens ein Zauber innewohnen. Beim Lesen der Ergebnislisten.