Es ist angerichtet für den alpinen Weltcup-Auftakt in Corona-Zeiten. Alle Verantwortlichen hoffen, dass es in den letzten Stunden vor dem heutigen Start um 10 Uhr nicht noch zu einem plötzlichen Stopp des Weltcups kommt. Den Auftakt machen die Damen mit einem Riesentorlauf. Und auf den freuen sich zwei ÖSV-Läuferinnen ganz besonders: Stephanie Brunner und Bernadette Schild. Beide feiern auf dem Gletscher ihr Comeback nach einem Kreuzbandriss. Brunner brachte es im Jahr 2019 gleich auf zwei Kreuzbandrisse im linken Knie: den ersten im Training im Jänner, den zweiten im Trainingslager im August in Übersee. Schild zog sich ihre Verletzung im rechten Knie genau beim Riesentorlauf in Sölden zu.
"Es ist schon ein etwas komisches Gefühl vor dem Start, eben weil ich mich hier zum ersten Mal schwer verletzt habe. Es wird das erste Comeback-Rennen meiner Karriere", sagt die Salzburgerin Schild. Sie sieht dem Rennen "positiv entgegen. Mein Knie ist okay, es geht mir gesundheitlich gut und auch mein Skifahren ist in Ordnung". Ziele für den Auftakt hat sie "keine, vor allem setzte ich mir keine hohen. Wenn ich zweimal fahren kann, habe ich mein Ziel schon erreicht". Die Verletzung war für die 30-Jährige "eine ganz neue Erfahrung. Zu Beginn war ich völlig ratlos, nach und nach fand ich in die Rolle des Nichts-tun-Könnens hinein". Erstmals wieder durch Tore gefahren ist Schild im Juli: "Jetzt muss ich mich wieder an den Renndruck gewöhnen."
Gar 21 Monate ist es her, dass Brunner ihr letztes Rennen fahren konnte. "Mit den Verletzungen hatte ich nie ein Problem, weil ich gute Gene von meinen Eltern mitbekommen habe." Daher geht die 26-Jährige die Saison sehr pragmatisch an: "Wenn mein Band wieder reißt, reißt es eben. Ich hatte in den vergangenen Wochen viele Untersuchungen, viele Tests gemacht für das Knie. Es gibt aber keinen Arzt auf der Welt, der mir eine Garantie geben kann, dass das Band nicht mehr reißt." Auch sieht "wäre sehr zufrieden, wenn ich beide Durchgänge fahren kann".
Die Tirolerin denkt vor dem Auftakt nicht nur an sich, sondern das gesamte ÖSV-Team: "Wir müssen mutig sein, das im Rennen zeigen, was wir im Training auf die Piste gebracht haben. Viele von uns haben einen Schritt nach vorne gemacht." Brunner sagt das in dem Wissen, dass sie in dieser Saison nichts von "der Gegnerschaft weiß. In der Vergangenheit hast du immer einige Male auf den gleichen Strecken trainiert, heuer war das nicht möglich. Daher weiß auch niemand, wo er genau steht."
Eines weiß sie ganz genau: "Wir alle müssen die Corona-Maßnahmen ganz genau befolgen. Nur so können die Rennen stattfinden. Wir als Sportlerinnen müssen damit rechnen, dass es die gesamte Weltcup-Saison und die WM gibt. Sonst bräuchten wir nicht zu trainieren."
Siebenhofer hofft auf Besserung
So gut hatte die Saison im Vorjahr für Ramona Siebenhofer begonnen: Platz zehn in Sölden, bestes Riesentorlaufergebnis. Statt des erhofften Höhenflugs folgte danach aber eine Talfahrt, mit wenigen Ausnahmen. Hauptgrund dafür: die Gesundheit. „Ich war relativ bald krank, bin dann zu schnell zurück auf Ski – daher wurde ich nie mehr ganz gesund.“ Womit wir bei der positiven Seite von Corona sind: Der Lockdown bot Zeit zum Rasten, zum Heilen.
Dazu stellte Siebenhofer im Sommer um: neues Team („WC 3“ mit Haaser, Fest und neuer Zimmerkollegin Schneeberger), neue ärztliche Betreuung daheim – und damit neuer Mut: „Ich bin besser, als die letzte Saison es zeigt. Und das will ich beweisen.“ Am liebsten schon heute in Sölden.
Joschi Kopp