Auch, wenn der Ski-Weltcup in Hinterstoder ins verlängerte Wochenende geht und man im Riesentorlauf wohl ein weiteres Mal auf die Schwachpunkt des österreichischen Skiteams hingewiesen werden wird. Es gibt einige Punkte, die aufgefallen sind.
1. Die – überschaubar spannende – Kombination von Hinterstoder und Alexis Pinturault.
Die Überraschung hält sich in Grenzen: Alexis Pinturault holte sich zum sechsten Mal in Folge die kleine Kristallkugel für den Gesamtsieg im Kombinationsweltcup. Standesgemäß mit einem Sieg in Hinterstoder, vor Mauro Caviezel, der wie schon am Samstag Zweiter wird, und Aleksander Aamodt Kilde. Schon im Super-G überzeugte Pinturault mit niedriger Nummer und zweitschnellster Zeit, auch im Slalom münzte er den Vorteil der niedrigen Nummer in eine Bestzeit um und holte Saisonsieg Nummer fünf. „Nicht immer“, sagte er danach, „hat diese Kugel viel Aussagekraft, weil es auch Jahre mit nur zwei Rennen gegeben hat. Andererseits: Du darfst dir absolut keine Fehler erlauben. Also hat es doch seinen Wert.“
2. Die Österreicher am Tag nach dem Super-G-Fest.
Der Samstag, das war der Tag von Vincent Kriechmayr, der das Hinterstoder-Wochenende mit seinem Sieg perfektionierte. In der Kombination war dann nicht mehr so viel zu holen. „Dabei war der Super-G für einen Slalomfahrer gar nicht schlecht“, sagte Matthias Mayer lachend, „für einen Speed-Fahrer aber ausbaufähig.“ So blieb diesmal Platz sechs mit zehnter Slalomzeit – auf einer Slalompiste, die immer weniger zuließ. „So eine Kurssetzung, so eine Piste – da geht nichts mehr“, meinte Marco Schwarz nach Platz acht fast verärgert. Indiz dafür, dass er richtig lag: Kjetil Jansrud fuhr den zweitschnellsten Slalom. Und Kriechmayr? Wurde Zwölfter. „Ich hätte mir im Slalom mehr erwartet, im Super-G habe ich leider mehr Fehler gemacht als beim Sieg“, sagte er – und verzichtet auf den heutigen Riesentorlauf.
3. Heute wartet die „Achillesferse RTL“ der Österreicher.
Mitgrund für die Absage Kriechmayrs dürfte auch die Prognose gewesen sein: Es soll warm bleiben und eventuell regnen. „Das wird spannend, wie das mit der Piste wird“, meinte Marco Schwarz da. Klar ist: Die niedrigen Nummern genießen große Vorteile, die haben die Österreicher aber nicht. Dementsprechend ist nicht davon auszugehen, dass just in Hinterstoder die „Achillesferse RTL“ ausheilt. „So gesalzene, weiche Pisten sind ja nicht so meins“, meinte etwa Matthias Mayer, „ich werde es aber probieren. Vielleicht gelingt die Qualifikation für Lauf zwei und dann eine Verbesserung.“ Den Sieg, den werden sich aber wohl der Führende Zan Kranjec und die Favoriten Kristoffersen, Pinturault oder auch Filip Zubcic ausmachen.
4. Die nächste Absage für die Ski-Damen.
Die Damen sind derzeit alles andere als begünstigt. Für die schon während der Woche abgesagten Rennen in Ofterschwang fand sich nicht einmal ein Ersatzort. Und in La Thuile musste nach heftigen Schneefällen über Nacht die geplante Kombination gestrichen werden. Ersatzlos, versteht sich. Damit warten zumindest zwölf Tage Pause, in die Federica Brignone als große Gewinnerin geht: Als zweifacher Kombi-Saisonsiegerin ist ihr die kleine Kugel sicher, auch im Gesamtweltcup liegt sie in Führung.
5. Die ungewisse Zukunft des Weltcups.
„Wir fahren, bis jemand Stopp sagt. Und wir sehen uns in Norwegen.“ FIS-Renndirektor Markus Waldner wartet, wie alle anderen im Weltcup auch, auf Entscheidungen. Aber es ist unklar, wer sie treffen soll. „Ich bin so verwirrt wie alle anderen auch, die Situation ist nicht leicht“, meinte Alexis Pinturault nach dem Sieg in Hinterstoder. „Wir können selbst gar nichts machen, wir warten auf eine Entscheidung, aber nicht von der FIS, sondern von der Politik. Ich kann dazu gar nicht viel sagen: Angeblich ist das Risiko hoch, wir sind nahe an einer Pandemie, andererseits ist es angeblich nicht einmal so gefährlich wie eine normale Grippe.“ Nach Stand der Dinge soll es für die Herren am Dienstag nach Kvitfjell gehen, dort warten am Wochenende zwei Speed-Rennen. Aber heute, Montag, soll von der FIS die nächste Bekanntgabe folgen.
6 Droht nun wirklich ein Finale ohne Finale?
Der Kampf um den Gesamtweltcup ist spannend wie lange nicht. Das geht hierzulande vielleicht unter, weil kein Österreicher vorne mitmischt. Vor dem heutigen Riesentorlauf liegt aber Kilde nur 34 Punkte vor Pinturault, Kristoffersen ist nur 101 Zähler zurück und wird wohl auch in Kvitfjell zumindest im Super-G am Start sein. Wenn dort gefahren wird. Danach warten noch die Rennen in Kranjska Gora vor dem Finale in Cortina d’Ampezzo. Die Damen würden davor nur noch in Åre im Einsatz sein. Das Problem: Wenn derzeit eine Veranstaltung wackelt, dann das Finale. Noch ist auch die Schneekontrolle ausständig, die sollte aber kein Problem sein. Dabei wäre kein Schnee ein elegantes Exit-Szenario. In einer Hinsicht gab es Entwarnung: Die TV-Produktion, die gewackelt hat, weil die Mitarbeiter von Rechteinhaber Infront und der RAI Reiseverbote hatten, soll gesichert sein. Trotzdem warten alle auf Entscheidungen. „Wir“, meinte Matthias Mayer, „haben aber eh nichts mitzureden. Wir können nur abwarten, was dann entschieden wird.“