Karriere-Highlight für Franziska Gritsch: Die Tirolerin stand am Sonntag zum zweiten Mal im Ski-Weltcup auf dem Podest - erstmals als Zweite. Gritsch musste sich in Crans-Montana in der Alpinen Kombination nur Federica Brignone geschlagen geben, die sowohl in Super-G als auch im Slalom die Schnellste war. Die Italienerin löste im Gesamtweltcup zudem Mikaela Shiffrin als Spitzenreiterin ab.
Brignone, die jetzt 73 Punkte Vorsprung auf die abwesende Shiffrin hat, profitierte auch entscheidend vom Ausfall der Slowakin Petra Vlhova. Die Zweite nach dem Super-G ging in ihrer Spezialdisziplin nach Brignone auf die Piste und war drauf und dran, eine neue Bestzeit aufzustellen. Sie riskierte aber vielleicht etwas zu viel, was sie mit einem Einfädler nach der zweiten Zwischenzeit bezahlte.
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Somit war der Weg zum 15. Weltcup-Sieg für Brignone und ihrem fünften in diesem Winter bereitet. Für die übrigen Konkurrentinnen war die Herausforderung auf der weichen Piste schon zu groß. Am nächsten kam ihr noch Gritsch, die nach dem Super-G Fünfte gewesen war. 0,11 Sekunden blieb sie im Slalom hinter der Italienerin, insgesamt hatte sie 0,92 Rückstand auf die Siegerin. Dritte wurde Super-G-Olympiasiegerin Ester Ledecka, die Tschechin lag bereits 1,82 zurück. Auf den weiteren Plätzen folgten die Schweizerinnen Michelle Gisin und Wendy Holdener.
Die "übriggebliebene Allrounderin"
"Ich glaub, das ist nicht ganz eine Überraschung", sagte Gritsch, die sich als "übriggebliebene Allrounderin" bezeichnete. "Platz fünf im Super-G war sicher schon eine richtig gute Leistung. Es hat sicher geholfen, dass ich eine richtig gute Piste gehabt habe. Was jetzt wirklich Klick gemacht hat, weiß ich nicht. Ich war heute schon in der Früh recht locker drauf", berichtete sie im ORF-Interview. Im Slalom hätten die Läuferinnen "eine klassische Salzpiste" vorgefunden. "Es ist richtig warm. Dass da die Piste ein bissel abnimmt, das ist auch klar. Deswegen heißt es, was man hat, ausnutzen."
Für die Ötztalerin war es der zweite Podestplatz in der Saison und überhaupt in ihrer Karriere. Die 22-Jährige war Mitte Dezember in St. Moritz Dritte des Parallelslaloms gewesen. Die Schweiz scheint also ein guter Boden für sie zu sein.
Die übrigen Österreicherinnen waren abgeschlagen. Nina Ortlieb, Dritte im Super-G am Vormittag, konnte im Slalom nicht mehr mithalten und fiel auf Rang 11 zurück. Ramona Siebenhofer verhaute den Super-G mit Startnummer eins. "Das war eine schlechte Leistung, da braucht man nicht drumherumreden", konstatierte die Steirerin, die letztlich auf Position 17 kam. Lisa Grill belegte den 21. Platz. Mirjam Puchner verzichtete auf ein Antreten im Slalom, in dem Michaela Heider ausschied.
Brignone: "War ein bisschen glücklich"
Brignone ist im Weltcup die Spezialistin für Kombi-Events. Die 29-Jährige hatte schon 2017, 2018 und 2019 die Kombination in Crans-Montana für sich entschieden, in dieser Saison gewann sie den ersten Bewerb in der Disziplin in Altenmarkt-Zauchensee. "Ich war ein bisschen glücklich", verwies Brignone auf den Ausfall ihrer Konkurrentin Vlhova. "Aber es war ein guter Kampf. Ich bin sehr zufrieden."
Die Gesamtwertung habe sie nicht im Hinterkopf. "Nein, ich denke nur an diese Rennen und diesen fantastischen Tag. Es ist das vierte Mal, dass ich hier gewonnen habe", betonte die in Mailand geborene Tochter der Ex-Läuferin Maria Rosa Quario. Ledecka sprach dagegen von einer Überraschung. "Ich habe in diesem Jahr nicht viel Slalom trainiert", sagte die Tschechin nach ihrem ersten Podestplatz in einer anderen Disziplin als der Abfahrt.
Noch nicht entschieden ist der Weltcup in der Kombination. Brignone hat 75 Punkte Vorsprung auf Holdener und liegt 100 Punkte vor Ledecka - ein Rennen steht noch auf dem Programm. Gritsch und Siebenhofer haben als Vierte beziehungsweise Fünfte rechnerisch keine Chance mehr auf die kleine Kristallkugel. Die Entscheidung fällt in einer Woche in La Thuile.
Shiffrin, die Weltcup-Gewinnerin der vergangenen drei Jahre, war wie zuletzt nicht am Start. Die US-Amerikanerin war nach dem Unfalltod ihres Vaters in ihre Heimat Colorado gereist und hat seitdem keine Weltcup-Rennen bestritten. Ob und wann sie in dieser Saison noch nach Europa zurückkehrt, ist offen. In der nächsten Woche findet in La Thuile, unweit der Heimat von Brignone, neben der Kombination auch ein Super-G statt.