Im Jahr eins nach Marcel Hirscher rechnete alles mit einem Duell zwischen Henrik Kristoffersen (der zwar im Weltcup führt, aber erst einmal siegte) und Alexis Pinturault im Kampf um den Slalom-Thron. Doch der eine, Kristoffersen, kommt mit der Rolle des Gejagten, in die er nach dem Hirscher-Abgang schlüpfen musste, nicht nach Wunsch zurecht. Der andere liefert Traumläufe – und Ausfälle.
So wurde der Zwei- zum Mehrkampf. „Ein wunderschöner Kampf“, wie es der Franzose Clement Noel formuliert. Er hat mit Schladming noch eine Rechnung offen: „Im Vorjahr war es ein wenig frustrierend. Da haben mich alle nach den Siegen in Wengen und Kitzbühel auf den möglichen Hattrick angesprochen. Das war schon anstrengend.“ Der 22-Jährige scheiterte, schied aus und meinte dieses Jahr als Dritter von Kitzbühel: „Auf den Hattrick kann mich ja heuer keiner ansprechen. Und ich mag den Hang in Schladming. Ich mag die Stimmung. Hier erleben wir heute wieder die beste Atmosphäre der Saison.“
Daniel Yule, die heißeste Aktie
Im Moment ist aber gar nicht er, sondern Daniel Yule die heißeste Slalom-Aktie. Der Schweizer mit schottischen Wurzeln feierte schon drei Siege in dieser Saison und machte sich mit insgesamt vier Weltcuperfolgen bereits zum Schweizer Rekordsieger in dieser Disziplin.
Und auch, wenn er zum Ganslernhang in Kitzbühel ein besonderes Verhältnis hat („Hier habe ich mein Debüt gegeben, hier war ich erstmals in den Top zehn und das erste Mal in einem Slalom auf dem Podest“), liebt er das Rennen in Schladming: „Mit Sicherheit gibt es hier die beste Atmosphäre im Weltcup“, sagte er. Hier war Yule auch schon zweimal Dritter, vor zwei Jahren hatte er gemeint: „Hirscher und Kristoffersen fahren in einer anderen Welt. Ich bin der erste Mensch hinter den Außerirdischen“.
Nun ist er selbst auf dem bestem Weg in eine eigene Liga. Das, so meinte er als Erklärung, könnte auch an seiner Sturheit und Beharrlichkeit liegen. „Meine Eltern haben mich nie in den Skisport gedrängt, ich war immer ein unabhängiges Kind. Hätten sie es versucht, wäre ich heute nicht hier.“ Der 27-Jährige weiß, dass er technisch vielleicht nicht der beste Skifahrer ist, aber: „Entscheiden tut der Kopf.“ Und er weiß: „Wenn ich ein Mal gewinne ist die Chance groß, dass ich es auch zehn Mal schaffe.“ Warum? Weil er ein einmal gefundenes Niveau halten kann.
Kristoffersen liebt Schladming
Aber vergessen sollte man Henrik Kristoffersen keinesfalls. Der Norweger liebt Schladming und die heiße Atmosphäre, feierte hier schon drei Siege, darunter auch seinen allerersten im Weltcup. Vielleicht, weil Ramsau lange Zeit eine Art zweite Heimat war. Wie sagte Noel? „Das wird ein wirklich wunderschöner Kampf!“