Johan Clarey hat im zweiten und letzten Hahnenkamm-Training für die am Samstag geplante Abfahrt die Bestzeit erzielt. Der Franzose war am Donnerstag bei strahlendem Sonnenschein 0,55 Sekunden schneller als der Norweger Aleksander Aamodt Kilde. Dritter war der Kärntner Matthias Mayer, der 0,60 Sekunden Rückstand hatte. Dessen ÖSV-Teamkollege Vincent Kriechmayr stürzte nach der Hausbergkante.
Der Oberösterreicher verlor in der Kompression die Kontrolle und landete im Fangzaun. Danach schmerzte die ohnehin schon bediente rechte Hand, es sei jedoch kein gravierendes Problem. "Die habe ich mir in Lake Louise schon angehaut", verriet Kriechmayr. "Die war schon ein bissel lädiert, jetzt spüre ich es ein bisschen. Aber nicht so tragisch." Er wolle jedenfalls den Super-G am Freitag (11.30 Uhr) und die Abfahrt am Samstag (11.30/beide live ORF 1) bestreiten. "Das schaue ich mir nach Kitzbühel an", meinte er.
Eine Schrecksekunde erlebte auch Thomas Dreßen. Der Kitz-Sieger von 2018 erwischte offenbar schon im oberen Teil einen Stein und beschädigte seine Kante. "Ich habe einfach keinen Grip bekommen", berichtete der Deutsche. "Im U-Hakerl bin ich schon richtig weggerutscht, Steilhang Ausfahrt war ein Kampf, dass ich überhaupt auf der Strecke bleibe. Zum Glück weiß ich in der Situation, was ich zu tun habe technisch, dass ich es halbwegs im Griff habe." Mit fast vier Sekunden Rückstand schaffte er es irgendwie ins Ziel.
Daniel Danklmaier fuhr als zweitbester ÖSV-Läufer mit 1,26 Sekunden Rückstand auf den 13. Platz, Otmar Striedinger (+1,41) reihte sich als 15. ein - ex aequo mit dem Schweizer Beat Feuz. Christian Walder (20./1,80), Max Franz (26./2,19) und Stefan Babinsky (36./2,81) landeten im Mittelfeld. Johannes Kröll (3,65) vervollständigte als 45. das im Einsatz gewesene ÖSV-Kontingent.
Clarey, vor drei Jahren in Kitzbühel bereits Dritter, hoffte, nicht zu früh sein Pulver verschossen zu haben. "Natürlich träume ich vom Sieg, aber es gibt einige, die schwer zu schlagen sind", sagte der 39-Jährige. Kilde, der vor dem Zielsprung ein Tor ausließ, und Mayer fuhren aufrecht durchs Ziel. Der US-Amerikaner Steven Nyman (0,80) und der Deutsche Andreas Sander (0,90) lagen als Vierter und Fünfter auch noch in Schlagdistanz.
Mayer: "Es ist ein bisschen unruhiger geworden"
"Es war eine lässige Fahrt", meine Mayer nachher. Dabei sei ihm nicht alles aufgegangen. "Speziell den Steilhang und die Steilhang-Ausfahrt wollte ich eigentlich anders fahren. Aber es ist doch ein bisschen unruhiger geworden und war nicht so einfach zu fahren. Da hat es mich ein bisschen von meiner Linie weggejagt." Auch Danklmaier sprach davon, dass die Piste etwas unruhiger gewesen sei als am Vortag. "Es ist eisig und schlagig wie jedes Jahr. Also bei weitem keine Autobahn", befand der Steirer.
Ein Training "nach Plan" zeigte indes Feuz. Der Führende im Abfahrtsweltcup hielt sich wie gewohnt in einigen Passagen sehr zurück. "Sicher, gerade vor allem der Steilhang, oben schon das U-Hakerl eigentlich und auch die Ausfahrt vom Steilhang sind mir eigentlich nicht so geglückt, wie ich es wollte. Aber es ist schon mal eine Steigerung zu gestern", meinte Feuz, der als einer der Topfavoriten für Samstag gilt. "Zurzeit liegt ein großer Fokus auf mir, das war auch in Wengen so. Aber ich habe ja mittlerweile ein bisschen Routine."