Noch zu Wochenbeginn hatte Österreichs bisher letzter Streif-Sieger Hannes Reichelt einen Zweikampf für die heurige Hahnenkamm-Abfahrt prognostiziert – zwischen Dominik Paris und Beat Feuz. Mit dem Aus von Dominik Paris scheint der Weg frei für Beat Feuz. Nur: Der Emmentaler hat noch nie auf der Streif gewinnen können. Von einer „schwarzen Serie“ in der Gamsstadt will der 32-Jährige aber dennoch nicht sprechen. „Ich bin hier schon dreimal Zweiter geworden. Ich weiß also, was man hier zu tun hat. Aber für einen Sieg müssen hier eben alle Komponenten zusammenpassen.“ Das sei eben bisher noch nicht der Fall gewesen.
2016 war Peter Fill schneller, 2018 Thomas Dreßen, 2019 Dominik Paris. Insgesamt fehlten da nur 77 Hundertstel. Zu viel will er darüber nicht nachdenken. „Natürlich ist es das Ziel jedes Abfahrers, einmal in Kitzbühel zu gewinnen. Aber es ist trotzdem nicht mein Lebenstraum. Wenn ich hier nicht gewinnen sollte, dann bleibe ich trotzdem der gleiche Mensch wie vorher.“
Der Wahltiroler kommt mit einem weiteren Wengen-Sieg nach Kitzbühel – und damit auch in einem emotionalen Hoch? „Der Wengen-Sieg hilft mir hier nichts. Den musst du verarbeiten, zwei Tage runterkommen. In Kitzbühel musst du neu starten. Daher wollte ich im ersten Training auch nicht zu viel riskieren.“ Dabei riskiert Feuz im Training ohnehin nie viel. „Ich weiß auch nicht, wie er das macht“, meinte Matthias Mayer kopfschüttelnd, „er hält sich aus allem heraus, bremst fast ins Ziel. Ich könnte das nicht, dann im Rennen so viel draufzulegen.“ Feuz lächelte da und widersprach jenen, die die Streif als „glatt und fein“ bezeichneten: „Alle sagten im Ziel, dass die Streif heuer ruhiger und einfacher zu fahren sei.
Ich finde das gar nicht. Für mich rüttelt es immer noch gewaltig.“ Sollte die Streif aber tatsächlich eine Spur einfacher sein, hätte das durchaus Auswirkungen: „Dann gibt es deutlich mehr Sieganwärter – das wird heuer vielleicht der große Unterschied.“ Und das macht es nicht leichter, nach Landsmann Didier Defago 2009 vielleicht wieder einmal das Double Wengen/Kitzbühel zu holen. Zumal er sich trotz zweier Saisonsiege nicht in der Form seines Lebens fühlt: „Das kann man so nicht sagen. Es läuft gut, die Form ist gut, aber die Form meines Lebens? Das glaube ich nicht.“
Die Verletzung seines Gegenspielers Dominik Paris hat auch ihn betroffen gemacht. „Das ist Sch..., ich hatte genug Verletzungen, um das beurteilen zu können. Ich habe ,Domme‘ ein SMS geschickt, in dem stand: ,So wie ich dich kenne, kommst du noch stärker zurück.‘"
Michael Schuen & Michael Smejkal