"Zuerst möchte ich Christine Scheyer als Zwölfte und Elisabeth Reisinger als Dreizehnte erwähnen!" Österreichs Abfahrts-Coach Roland Assinger war nach der Schlappe seiner Damen in Zauchensee wichtig, Positives zu erwähnen. Sonst dominierte eher Verwunderung, nachdem Österreichs favorisierte Speed-Ladys in einer Wetterlotterie untergegangen waren. Neu ist dieses Phänomen offenbar nicht.
"Es ist alles in die Hose gegangen. Wir waren vom Start weg nicht in der Lage, mit den Besten mitzuhalten", stellte Assinger nach einem wegen Nebels um 30 Fahrsekunden verkürzten Rennen ernüchtert fest. Die ersten Analysen brachten keine Erklärungen. "Letztlich war es bis auf die zwei erwähnten Leistungen ein Tag zum Vergessen", lautete Assingers Erkenntnis aus einem Abfahrtsrennen, in dem Stephanie Venier als Neunte beste Österreicherin geworden war.
Auf der Suche nach den Gründen für das schwächste Abfahrtsergebnis seit knapp zwei Jahren kam rasch die Vermutung auf, dass Nicole Schmidhofer und Co. auch an der Besonderheit eines Heimrennens gescheitert sein könnten. "Dass sie es zu Hause noch besser machen wollen als sonst, kann durchaus ein Grund sein", vermutete auch Assinger.
Dabei hatte man sich selbst darauf gedanklich vorbereitet. "Es war klar, dass die WM in dieser Saison für uns das Heimrennen ist. Dieser spezielle Druck spielt sicher eine Rolle", vermutete der Kärntner. "Dass das eigentlich die Reserve-WM ist oder war, damit müssen wir besser umgehen. Vielleicht sind wir dafür noch ein bissl zu grün hinter den Ohren."
Klar war aber auch, dass in Zauchensee durch den Wetterumschwung und den Wegfall des steilen Starthanges viele Trümpfe der ÖSV-Damen verloren gegangen waren. Zudem wurde die Abfahrt zu einer Wetter- und damit Startnummern-Lotterie, in der Ramona Siebenhofer und andere ÖSV-Damen im Nebel herumirrten und Weltcup-Titelverteidigerin Nicole Schmidhofer im Flachen nicht auf Tempo kam. "Siegerin Corinne Suter hatte sicherlich die besten Sichtbedingungen", war Assinger überzeugt. "Eine Ilka Stuhec wäre bei ähnlichen Bedingungen Zweite geworden, das trau ich mich zu sagen."
Mangelnde Erfahrung ist keine Ausrede
Als Ausrede ließ er das aber nicht gelten. "Natürlich waren unsere frühen Startnummer eins und drei nicht gut. Aber man muss es immer erst auch runterbringen. Suter hatte ich die ganze Woche ganz dick auf meiner Rechnung. Sie kann im Rennen brutal zulegen", lobte Assinger und ergänzte: "Alle drei haben das Podium verdient. Wir hingegen waren diesmal einfach nicht in der Lage, ein Wörtchen mitzureden."
Sorgen macht Assinger vor allem, dass seine sonst so starke Truppe offenbar leichter strauchelt, wenn sich die Bedingungen vom Training auf das Rennen kurzfristig ändern. "Da haben wir immer wieder Probleme. Ich bin noch nicht ganz auf den Grund gekommen, warum das so ist. Vielleicht sind wir da noch zu blauäugig und können uns zu wenig auf solche Ereignisse einstellen."
Dass es an mangelnder Erfahrung liegt, glaubt Assinger nicht. "Sie sind alt genug, das lasse ich nicht gelten." Bei den Trainings in der kommenden Woche gelte es daher das Thema anzusprechen und eine Conclusio zu finden. "Wir haben ja trotzdem eine Super-Truppe. Das Team ist an sich stark, die Mädels sind in Form. Wir werden jetzt ihre Psyche aufrichten, dann geben wir wieder Gas. Ich bin für Bansko optimistisch."