Österreichs Speed-Damen greifen bei der Weltcup-Abfahrt am Samstag in Altenmarkt-Zauchensee nach dem Heimsieg. Im Abschlusstraining erzielte Ramona Siebenhofer am Freitag Bestzeit, 0,11 Sekunden vor der Tschechin Ester Ledecka sowie 0,23 vor Landsfrau Tamara Tippler. Nicole Schmidhofer, erste Verfolgerin Ledeckas im Abfahrts-Weltcup, überstand eine gefährliche Schrecksekunde unversehrt.
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Der Österreicherin, die am Donnerstag im ersten Training trotz einiger Bremsschwünge Zweite gewesen war, schlug es vor dem letzten Drittel ihrer Fahrt bei Höchsttempo die Bindung des linken Skis auf. Die Weltcup-Gewinnerin der Abfahrtswertung musste danach zwar zu Boden, war aber bald wieder guten Mutes.
"Gut, dass nichts passiert ist", atmete Schmidhofer im Ziel auf. "Ich habe in einem ungünstigen Winkel einen blöden Schlag bekommen und habe eh kurz gedacht, ich dersteh es und kann auf einem Ski weiterfahren wie damals Bode Miller", berichtete sie. Ihren ersten Ärger ("Ich muss so was gleich rauslassen, sonst frisst es mich auf") hatte sie rasch weggesteckt.
Offenbar hatte sie es irgendwie kommen gesehen, denn gegen die eigenen Regeln hatte sie am Freitag den Sieger-Rennanzug von Lake Louise angehabt. "Einen Anzug, mit dem man einmal gewonnen hat, zieht man kein zweites Mal an", erklärte Schmidhofer. "Ich habe halt geglaubt, im Training geht das schon."
Samstag wird mit dem Rennanzug gefahren, in dem sie Donnerstag Zweite geworden war. Prognosen für das Rennen wollte Schmidhofer keine abgeben. "Mein Ziel ist, gut zu fahren und beide Ski an den Beinen zu behalten", scherzte sie vielmehr. Sie gab aber auch zu: "Ich war bis zu dem Vorfall sehr schnell. Bei einem Heimrennen vor einem derartigen Fahnenmeer zur Siegerehrung zu gehen, wäre schon lässig."
Siebenhofer sieht noch viel Luft nach oben
Österreichs so erfolgreiche Speed-Damen können am Samstag den ersten Heimsieg seit drei Jahren landen. In die Favoritenrolle schob sich im Abschlusstraining auch Siebenhofer, die einen verpatzten Dezember hinter sich hat. "Hier gibt's aber viele, die gewinnen können", winkte die Steirerin zunächst ab und sah sich höchstens in einer Mitfavoritinnenrolle. "Es war keine perfekte Fahrt, da ist noch Luft nach oben."
Grundsätzlich tue ihr eine Bestzeit aber schon gut. "Ich muss jetzt nur aufpassen, dass ich am Samstag nicht zu viel will." Die anspruchsvolle Gamskogel-Abfahrt sei aber so oder so zu 200 Prozent Genuss-Skifahren. "Ich grinse hier vom Start bis ins Ziel."
Tippler ist die einzige aus der starken ÖSV-Speed-Gruppe, der ein Abfahrts-Podest noch fehlt. "Von Platz drei heute kann ich mir nix kaufen. Es ist aber auf alle Fälle besser, als hinten nach zu rodeln", sagte die Steirerin und gab zu: "Ein Stockerl in der Abfahrt ist ein großes Ziel von mir."
Helfen kann ihr dabei die mehrfache Zauchensee-Siegerin Renate Götschl, die wegen des Festaktes "40 Jahre Weltcup" vor Ort ist und Landsfrau Tippler immer wieder mit Rat und Tat zur Seite steht. "Zauchensee ist eine technisch schwierige Abfahrt, in der Kurve auf Kurve kommen. Hier hast du keine Zeit zum Überlegen", analysierte Götschl. Tippler ergänzte: "Für einen Sieg muss man im Kopf locker bleiben und mit Herz Ski fahren. Wenn es ausgerechnet daheim klappt, wäre es ein Traum."
Beim Thema Traum hakte auch Siebenhofer ein, war sie doch in der Nacht davor von ihrer Zimmerkollegin Stephanie Venier geweckt worden. Die modebewusste Tirolerin, im Team auch "Tante Gucci" gerufen, hatte so intensiv vom Shoppen geträumt, dass sie im Traum Selbstgespräche geführt hatte. "Sie hat aber bald wieder geschlafen und am nächsten Tag nichts davon gewusst", berichtete Siebenhofer lachend.