Obwohl Nicole Schmidhofer im ersten Training für die Weltcup-Abfahrt in Zauchensee vor dem Ziel zwei Bremsschwünge einlegte, musste sie sich nur der Deutschen Kira Weidle um 0,24 Sekunden geschlagen geben. Drittschnellste auf der anspruchsvollen Kälberloch-Piste war Super-G-Olympiasiegerin Ester Ledecka (CZE).
Die snowboardende Skirennläuferin aus Prag verteidigt am Samstag ihr Rotes Trikot als Führende der Abfahrtswertung. Vor allem Schmidhofer ist heiß auf dieses Trikot, mit dem sie als Gewinnerin der Abfahrts-Kristallkugel bekanntlich in die Saison gestartet ist. "Ich war schon erstaunt, wie stark Ledecka gleich wieder gefahren ist", gestand Schmidhofer. "Ich muss Samstag schon richtig gut fahren, damit ich vor ihr sein kann."
Für gute Laune sorgte bei Schmidhofer aber, dass sie auf noch sehr griffiger Strecke voll dabei war. "Ich habe zuletzt schlecht trainiert, dafür bin ich heute sehr gut gefahren", freute sie sich. Einer verpassten Bestzeit trauerte sie ganz und gar nicht nach. Im Gegenteil. "Gott sei Dank nicht", ulkte Schmidhofer. "Ich brauche einfach das Wissen, dass ich noch Reserven habe. Das ist kein Bluff, so ticke ich einfach."
Zauchensee ist nach drei Jahren Pause dieses Wochenende erstmals seit 2017 wieder Weltcup-Gastgeber. Neben der Abfahrtam Samstag (11.45 Uhr) steht auch noch eine Alpine Kombinationmit Super-G und Slalom am Sonntag (9.15/11.45 Uhr) auf dem Programm. Weil man sich künftig nur noch im Zweijahresrhythmus mit St. Anton am Arlberg ablöst, wird künftig ein Spezialpreis ausgelobt. Die Zeitschnellste nach Abfahrt und Kombi gewinnt jeweils eine Woche Sommerurlaub für zwei Personen im jeweils anderen Weltcup-Ort.
Zweitschnellste Österreicherin im ersten Training war Christine Scheyer als Siebente. Die Vorarlbergerin hat vor drei Jahren auf wetterbedingt verkürzter Strecke überraschend die Zauchensee-Abfahrt gewonnen, gibt nach vielen problematischen Monaten sowie einer schweren Knieverletzung ihr Renn-Comeback. "Ich habe unterm Lauf sofort bemerkt, dass das einfach meine Lieblingsstrecke ist", erklärte die Vorarlbergerin ihre Top-Leistung. Sie habe in der Zeit ihrer langen Zwangspausen kaum Skirennen im Fernsehen ansehen können, so weh habe das Fehlen getan. "Super also, dass ich endlich wieder dabei sein kann."
Erstmals seit 2014 kann in Zauchensee wieder vom steilen Gamskogel gestartet werden. Diesen erreicht man mit einem kleinen Sechs-Personen-Aufzug, deshalb hätte Ramona Siebenhofer beinahe ihren Start verpasst. Die Steirerin wurde Elfte und hofft auf neuen Schwung im neuen Jahr. "Ich bin froh, dass der Dezember vorbei ist. Der war in allen Belangen nicht gut, nicht nur sportlich", gestand die Steirerin. "Es kann eigentlich nur noch besser werden."
Der Gamskogel ist eine spektakuläre, steile Passage, in der die Damen in 5 Sekunden von 0 auf über 100 km/h beschleunigen. Das taugt vor allem den als schlechte Starterinnen bekannten ÖSV-Damen. "Tami und ich haben schon vor zwei Monate angefangen zu beten, dass gutes Wetter ist und wir von ganz oben starten können", erzählte Stephanie Venier lachend. Die angesprochene Tamara Tippler gab zu: "Ein steiler Start ist sicher kein Nachteil für mich. Allerdings muss man bis ins Ziel eine gute Linie fahren und Mut zum Risiko zeigen, sonst gewinnst du hier keinen Blumentopf."
Mit dabei war auch die slowakische Technik-Spezialistin Petra Vlhova (Platz 31), die nach dem zweiten Training am Freitag entscheidet, ob sie neben Kombi auch die Abfahrt bestreitet. Ob Weltcup-Konkurrentin Mikaela Shiffrin in Salzburg zumindest in der Kombi antritt, hängt nach der jüngsten und deutlichen Slalom-Niederlage gegen Riesentorlauf-Weltmeisterin und Kombi-Vizeweltmeisterin Vlhova zuletzt in Zagreb von der Form der US-Amerikanerin ab und wird ebenfalls kurzfristig entschieden.