Die Positiv-Schlagzeilen schrieben andere: Dominik Paris mit seinen Bormio-Abfahrtssiegen vier und fünf sowie Kombi-Gewinner Alexis Pinturault.
"Bis Weihnachten waren wir mit den Speedleuten zufrieden, jetzt hat uns dieses Wochenende schon ein bisschen einen Schlag gegeben", gestand ÖSV-Herren-Rennsportleiter Andreas Puelacher. Neben der mageren Ausbeute trafen ihn freilich auch die Verletzungen von Hannes Reichelt und Christopher Neumayer, der in der Kombi ebenfalls eine Knieverletzung davontrug. "Wenn man Leute verliert, die das ganze Jahr trainieren und auf dem Sprung sind - Hannes ist ja auch wieder dabei gewesen - dann ist das einfach tragisch", erklärte Puelacher.
Ob Reichelt nach 17 Jahren im Weltcup, 13 Siegen sowie WM-Gold (2015) bzw. -Silber (2011) im Super-G im Alter von dann schon 40 Jahren im kommenden Sommer ein Comeback wagt, bleibt abzuwarten. Puelacher, der mit dem Salzburger am Sonntagvormittag vor dessen Operation in Innsbruck telefonierte, verzichtete auf Prognosen. "Man muss ihm Zeit geben, dann soll er entscheiden, was er macht. Er ist natürlich niedergeschlagen. Aber das ist auch unser Skileben", sagte der Tiroler. Dass der Transport von Italien bis in die Klinik zu lange - nämlich rund zehn Stunden - gedauert habe, konnte sich Puelacher nicht erklären. "Es hat zu lange gedauert, aber ich weiß nicht warum. Wir müssen uns das anschauen."
Genauer analysieren müssen die Verantwortlichen aber vor allem die Leistungen des Bormio-Triples. Einzig Mayer mit den Abfahrtsplätzen drei und fünf stach hervor, dazu kam ein zehnter Platz von Vincent Kriechmayr am Samstag. "In Bormio ist es auch gegen uns gelaufen", meinte Puelacher in Anspielung auf den aufgeschlagenen Kriechmayr-Ski in der ersten Abfahrt. "Wir stecken den Kopf aber nicht in den Sand und müssen schauen, wie wir aus diesem kleinen Tief herauskommen. Wir müssen das Glück mit Einsatz und Fleiß im Training ein bisschen erzwingen."
Mayer zeigte sich trotz des Ausscheidens im Kombi-Slalom noch einigermaßen zufrieden. "Die Abfahrten waren grundsätzlich positiv, das stimmt mich positiv für den Jänner", meinte der Kärntner, der mit 362 Punkten im Gesamtweltcup bester Österreicher ist. Die Führung übernahm der norwegische Kombi-Überraschungsmann Aleksander Aamodt Kilde (474) vor dem Südtiroler Paris (454) und Pinturault (401). Mit den Abfahrten in Wengen (18. Jänner) und Kitzbühel (25.) sowie dem Kitz-Super-G (24.) stehen nach dem Jahreswechsel drei Speed-Highlights an. Seinem Kollegen Reichelt traut er im übrigen die Rückkehr zu: "Von seiner körperlichen Form und seiner Motivation her, hat er es auf jeden Fall drauf."
Wesentlich enttäuschter verließ Kriechmayr die Lombardei. "Die Abfahrten habe ich vergeigt. Das war sicher nicht ein Bormio-Wochenende, wie ich es mir vorgestellt habe", erklärte der Oberösterreicher, der sein Punktekonto nicht wunschgemäß aufstocken konnte. In der Gesamtwertung (360 Punkte) ist er aber zweitbester ÖSV-Fahrer. In der Kombi wurde er nach einer passablen Super-G-Leistung Zwölfter, vom neuen Modus konnte er nicht profitieren. Im Vergleich zur Vergangenheit wurde die Startreihenfolge im Slalom geändert - die Schnellsten im Speed-Event durften mit den niedrigeren Startnummern auf die Piste.
Grundsätzlich befand Kriechmayr die Regeländerung aber "für sicher fairer" und stimmte damit in den Tenor ein. "Es ist auf jeden Fall ein bisschen ausgeglichener. Wobei die Slalomfahrer sicher immer noch sehr weit vorne sind", betonte Mayer. Auch aus Sicht Puelachers ist es "für die Abfahrer ein Vorteil. Die hätten sonst keine Chance. Man kann das im Sinne einer Chancengleichheit für Abfahrer und Techniker schon befürworten", sagte Puelacher.
Nach dem anstrengenden Dreierpack erhalten die Speedfahrer nun in Zagreb, Madonna die Campiglio und Adelboden eine Pause, ehe es am 17. Jänner in Wengen mit einer Kombination weitergeht.