Als Gewinnerin beider Technik-Rennen in Lienz wird Mikaela Shiffrin in das Jahr 2020 rutschen. Die Skirennläuferin aus den USA gewann nach dem Riesentorlauf auch den Slalom in der Dolomitenstadt, sie setzte sich bei ihrem vierten Saisonsieg vor ihrer slowakischen Dauerrivalin Petra Vlhova (0,61 Sek.) und der Schweizerin Michelle Gisin (1,72) durch. Katharina Liensberger wurde Vierte (1,88).
Für Shiffrin war es der sechste Slalomsieg in Folge, das letzte Mal nicht ganz vorne stand sie vor knapp einem Jahr in Flachau, als Vlhova siegte. "Es ist super cool, wir beide sind hart am Limit. Ich war im Starthaus und habe Petra zugeschaut. Wenn du hundert Prozent hineingehen musst wie sie, dann muss auch ich an meine Grenzen gehen. Es ist aber immer ein Kampf. Sie ist gefahren wie verrückt", sagte die 24-Jährige, die wie am Vortag in beiden Läufen Bestzeit fuhr.
Mit nun 64 Weltcupsiegen fehlen ihr nur noch drei auf Marcel Hirscher (67), davor liegen noch der Schwede Ingemar Stenmark (86) und die US-Amerikanerin Lindsey Vonn (82). Den Slalom-Weltcup führt Shiffrin mit dem Punktemaximum von 300 vor Vlhova (160), Gisin (129) und Liensberger (126) an.
Liensberger jubelte nach Platz drei im Riesentorlauf und vier im Slalom über ein Traum-Wochenende. Der gute Punktezuwachs führte dazu, dass sie nun im Gesamtweltcup als zweitbeste ÖSV-Läuferin als Zwölfte nur noch neun Zähler hinter der elftplatzierten Nicole Schmidhofer liegt.
"Es ist großartig. Ich werde Lienz mit einem Lächeln im Gesicht verlassen und freue mich schon, wenn ich wiederkomme", sagte die Vorarlbergerin nach getaner Arbeit. "Es ist ein großartiges Ende des Jahres. Dass ich mich so weit entwickeln habe können nach allem, was passiert ist."
Wegen eines fehlenden gültigen Ausrüstervertrages war sie erst verspätet in den Weltcupwinter eingestiegen. "Ich bin mir sicher, dieses Jahr macht mich stärker, ich freue mich richtig, wenn das neue Jahr losgeht."
Mit dem Podest im Slalom habe sie nicht spekuliert, sie habe einfach versucht, gut und schnell Ski zu fahren. "Es waren Abschnitte dabei, die waren nicht fehlerfrei. Ich muss meine Leistung sehen, wo sie ist. Man sieht auch, die anderen schlafen nicht. Man muss einfach bestmöglich weiterarbeiten."
Als 16. wurde Chiara Mair zweitbeste Österreicherin, mit der fünften Laufzeit im zweiten Durchgang machte die Tirolerin von Halbzeitrang 26 viele Plätze gut. "Ich habe im zweiten Durchgang ein bisserl meine Einstellung geändert und mir gedacht, ich fahre jetzt drauf los. Gott sei Dank ist es mir aufgegangen", sagte Mair. Katharina Huber wurde 17., Katharina Truppe 18.
Auf dem Weg zu einer guten Zeit fiel Katharina Gallhuber, zur Pause als zweitbeste ÖSV-Läuferin auf Rang zehn gelegen, aus. Es war erst ihr drittes Rennen nach Kreuzbandriss, zuvor war sie 15. in Levi und Achte in Killington. "Es hat sich angefühlt, als ob ich auf ein Plastik gekommen wäre, aber das war ganz sicher nicht im Lauf. Ich muss schauen, was das Problem war. Ich kann sagen, dass es sehr, sehr bitter ist."
Allrounderin Michelle Gisin, die am Vorabend Eierlikör getrunken hatte und das nun künftig öfters praktizieren will, kam das erste Mal in ihrer Karriere im Slalom auf das Podest. "Das Glück war auf meiner Seite. Ich bin mir ganz sicher, dass Wendy in Zagreb umso stärker wieder zuschlägt", erklärte Gisin. Ihre Teamkollegin Wendy Holdener saß längere Zeit am Roten Stuhl der Führenden, ehe auf der Vidiwall eingeblendet wurde, dass sie eingefädelt hatte.
Vlhova musste sich einmal mehr Shiffrin beugen und verbarg ihre anfängliche Enttäuschung nicht. "Es ist wirklich schwierig mit Mika zu kämpfen. Sie ist fast immer perfekt", sagte die Slowakin. Nach dem ersten Durchgang und nur 26/100 Sekunden Rückstand habe sie sich gedacht, vielleicht könne sie die Kontrahentin heute besiegen. "Aber schauen wir mal, vielleicht im nächsten Rennen. Ich bin glücklich mit meiner Leistung heute."